Zürichs Erfolg in der Robotik basiert nicht auf technologischer Exzellenz allein, sondern auf einem überlegenen Geschäftsmodell, das die „Hardware-Falle“ vermeidet.
- Erfolgreiche Start-ups kombinieren Roboter (Hardware) mit wiederkehrenden Einnahmen aus Software und Dienstleistungen (RaaS).
- Die proaktive Meisterung komplexer Vorschriften wie BVLOS-Flüge wird zu einem uneinholbaren Wettbewerbsvorteil statt zu einer Belastung.
Empfehlung: Investieren Sie in Unternehmen, die skalierbare, softwaregestützte Service-Modelle nachweisen können, anstatt in reine Hardware-Hersteller.
Der Wirtschaftsraum Zürich wird nicht ohne Grund als das „Silicon Valley der Robotik“ bezeichnet. Angetrieben von den Weltklasse-Talenten der ETH Zürich und einem dichten Netz an innovativen Start-ups, hat sich die Region zu einem globalen Epizentrum für autonome Systeme entwickelt. Doch viele Investoren sehen nur die Spitze des Eisbergs: bahnbrechende Technologien und beeindruckende Prototypen. Sie fragen sich, ob sich hinter dem Hype auch nachhaltige, skalierbare Geschäftsmodelle verbergen. Die üblichen Antworten – Verweise auf die hohe Dichte an Ingenieuren oder die Lebensqualität – greifen zu kurz.
Die wahre Magie des Zürcher Ökosystems liegt tiefer. Es ist die Fähigkeit, die berüchtigte „Hardware-Falle“ zu umgehen – also die Falle, teure Geräte mit geringer Marge zu verkaufen. Stattdessen haben die führenden Köpfe hier ein duales Modell perfektioniert: Die physische Drohne oder der Roboter ist nur der Schlüssel zu einem viel lukrativeren Geschäft mit wiederkehrenden Einnahmen aus Software, Datenanalyse und spezialisierten Dienstleistungen. Doch was, wenn der wahre, oft übersehene Wettbewerbsvorteil nicht in der Software, sondern in der meisterhaften Navigation durch Europas komplexeste Regulatorik liegt?
Dieser Artikel taucht tief in die Strategie des Zürcher Robotik-Clusters ein. Wir analysieren, wie die Kombination aus technischer Überlegenheit in Nischenanwendungen, cleveren „Robot-as-a-Service“-Modellen und einem einzigartigen regulatorischen Vorsprung ein Umfeld schafft, das für Tech-Investoren und Ingenieure einzigartig attraktiv ist. Wir werden von autonomen Rettungseinsätzen in den Alpen bis zur Präzisionslandwirtschaft im Mittelland aufzeigen, wo die wahren Werttreiber liegen und wie Sie als Investor die Gewinner von morgen identifizieren können.
Um die einzigartigen Facetten dieses Ökosystems zu verstehen, beleuchten wir in den folgenden Abschnitten die Schlüsselfaktoren, die den Erfolg ausmachen. Von den hochspezialisierten Anforderungen der alpinen Rettung bis hin zu den wirtschaftlichen Überlegungen hinter Software und Hardware – dieses Inhaltsverzeichnis führt Sie durch die zentralen Säulen des Schweizer Robotik-Wunders.
Inhaltsverzeichnis: Zürichs Aufstieg zum globalen Robotik-Hub für Investoren
- Warum setzen Schweizer Rettungskräfte in den Alpen auf autonome Drohnen?
- Wie erhalten Sie eine Bewilligung für Drohnenflüge ausserhalb der Sichtweite (BVLOS)?
- Software für Autonomie oder Drohnenbau: Wo liegt die höhere Marge?
- Die Angst vor Überwachung, die Akzeptanz von Lieferdrohnen in Wohngebieten bremst
- Wie verlängern neue Schweizer Batterietechnologien die Flugzeit um 30 %?
- Warum ist das Tablet auf der Baustelle heute so wichtig wie der Hammer?
- Warum sparen Sie 30 % Dünger durch den Einsatz von Multispektralkameras?
- Wie steigern Schweizer Bauern ihre Erträge durch Drohnen und Feldroboter?
Warum setzen Schweizer Rettungskräfte in den Alpen auf autonome Drohnen?
Die Schweizer Alpen sind majestätisch, aber auch unerbittlich. Für Rettungsorganisationen wie die Rega ist Zeit der kritischste Faktor. Bei schlechtem Wetter oder in der Nacht sind traditionelle Helikoptereinsätze oft zu gefährlich oder schlicht unmöglich. Genau hier entfaltet die autonome Drohnentechnologie ihr volles Potenzial. Es geht nicht darum, Helikopter zu ersetzen, sondern darum, die „goldene Stunde“ nach einem Unfall auch unter widrigsten Bedingungen nutzen zu können. Die schiere Notwendigkeit treibt die Innovation an: Die Jahresbilanz der Rega für 2024 verzeichnete fast 20’000 organisierte Einsätze, was den enormen Bedarf an effizienten Rettungsmitteln unterstreicht.
Die Antwort des Zürcher Ökosystems darauf ist nicht der Kauf von Standarddrohnen, sondern die Entwicklung hochspezialisierter, autonomer Systeme. Die Rega entwickelt beispielsweise eine eigene Drohne, die weit mehr ist als nur eine fliegende Kamera. Ausgestattet mit Wärmebildkameras, optischen Sensoren und einem einzigartigen Mobilfunkdetektor, kann sie selbstständig grosse Suchgebiete abfliegen, ohne dass ein Pilot Sichtkontakt halten muss (BVLOS). Sie kann die Position eines vermissten Alpinisten über sein Handysignal triangulieren, selbst wenn kein Netzempfang besteht. Dies ist ein Paradebeispiel für eine bedarfsgerechte Entwicklung, bei der ein tiefes Problemverständnis zu einer technologisch überlegenen Lösung führt, die es so nicht von der Stange zu kaufen gibt.
Für Investoren ist dies eine entscheidende Erkenntnis: Der Wert liegt nicht in der Drohne selbst, sondern in der Fähigkeit, ein komplexes Problem unter extremen Bedingungen zu lösen. Die Entwicklung solcher Systeme erfordert Expertise in Sensorik, autonomer Navigation und Datenfusion – Kernkompetenzen des Zürcher Robotik-Clusters. Die hier entwickelten Technologien sind robust, zuverlässig und auf missionskritische Einsätze ausgelegt, was sie auch für andere anspruchsvolle Industrien wie die Inspektion von Infrastruktur oder die Sicherheitsüberwachung äusserst wertvoll macht.
Wie erhalten Sie eine Bewilligung für Drohnenflüge ausserhalb der Sichtweite (BVLOS)?
Die Fähigkeit, eine Drohne autonom über weite Strecken ausserhalb der Sichtweite des Piloten (Beyond Visual Line of Sight, BVLOS) zu betreiben, ist der heilige Gral für fast alle kommerziellen Drohnenanwendungen – von Lieferdiensten über grossflächige Inspektionen bis hin zur Landwirtschaft. Doch diese Fähigkeit ist an strenge regulatorische Auflagen geknüpft. In der Schweiz, wie in ganz Europa, ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) die zuständige Behörde. Der Prozess zur Erlangung einer BVLOS-Bewilligung ist anspruchsvoll und zeitintensiv. Eine Bewilligung nach dem SORA-Verfahren (Specific Operations Risk Assessment) zu erhalten, ist kein administrativer Akt, sondern ein strategischer Meilenstein, der ein tiefes technisches und operatives Verständnis erfordert.
Für Unternehmen, die diesen Prozess meistern, wird die Regulatorik von einer Hürde zu einem mächtigen Wettbewerbsvorteil. Während Konkurrenten noch am Boden festsitzen, können sie bereits komplexe und hochprofitable Dienstleistungen anbieten. Schätzungen zufolge dauert der BAZL-Bewilligungsprozess für BVLOS-Operationen oft vier bis sechs Monate, eine Zeitspanne, die tiefgreifende Vorbereitung und Expertise erfordert. Der Schlüssel liegt in einer minutiösen Risikoanalyse und der Erstellung eines umfassenden Betriebshandbuchs, das dem BAZL beweist, dass der Betrieb sicher ist.

Die Visualisierung eines zukünftigen „U-Space“ mit definierten Korridoren für Drohnen zeigt, wohin die Reise geht: ein integrierter Luftraum, in dem autonome Flüge zur Normalität gehören. Unternehmen, die heute die SORA-Methodik beherrschen, sichern sich nicht nur eine Lizenz für den aktuellen Betrieb, sondern positionieren sich als führende Akteure in diesem zukünftigen, hochautomatisierten Luftverkehrssystem. Für Investoren bedeutet dies, dass eine erteilte BVLOS-Bewilligung ein starker Indikator für die technische und operative Reife eines Unternehmens ist – ein echter „unfair advantage“.
Ihr Plan zur BVLOS-Bewilligung in der Schweiz
- Kategorienprüfung: Klären Sie ab, ob Ihre geplante Operation unter die einfacheren Standard-Szenarien (STS) oder eine vordefinierte Risikoanalyse (PDRA) fällt.
- Risikoanalyse (SORA): Falls nicht, führen Sie eine umfassende „Specific Operations Risk Assessment“ durch, um alle potenziellen Risiken am Boden und in der Luft zu identifizieren und zu bewerten.
- Betriebshandbuch erstellen: Dokumentieren Sie alle Prozesse, Notfallverfahren, Trainingsprogramme und technischen Spezifikationen in einem detaillierten „Operations Manual“.
- Antragseinreichung: Reichen Sie den vollständigen Antrag mit allen erforderlichen Dokumenten, inklusive der SORA-Analyse und dem Betriebshandbuch, beim BAZL ein.
- Iterativer Prozess: Stellen Sie sich auf einen dialogbasierten Prozess mit dem BAZL ein, der Rückfragen und mögliche Anpassungen an Ihrem Konzept beinhalten kann, bis die finale Bewilligung erteilt wird.
Software für Autonomie oder Drohnenbau: Wo liegt die höhere Marge?
Für einen Tech-Investor ist die Frage nach der Marge zentral. Soll man in ein Unternehmen investieren, das brillante Roboter baut, oder in eines, das die Software entwickelt, die diese Roboter intelligent macht? Die Geschichte des Silicon Valley hat eine klare Lektion erteilt: Langfristig liegen die höchsten Margen und die beste Skalierbarkeit in der Software und den damit verbundenen Dienstleistungen. Reiner Hardware-Verkauf führt oft in die „Hardware-Falle“ mit hohem Kapitalbedarf, komplexer Logistik und sinkenden Preisen. Die erfolgreichsten Unternehmen im Zürcher Ökosystem haben dies verstanden und setzen auf ein duales Geschäftsmodell.
Ein herausragendes Beispiel ist ANYbotics, ein Spin-off der ETH Zürich. Das Unternehmen entwickelt nicht nur den hochentwickelten vierbeinigen Roboter ANYmal, sondern bietet vor allem eine komplette Software-Plattform für autonome Inspektionsaufgaben in Industrieanlagen an. Kunden kaufen nicht nur einen Roboter, sie abonnieren eine Lösung für ein Geschäftsproblem. Dieses „Robot-as-a-Service“-Modell (RaaS) generiert wiederkehrende Einnahmen und schafft eine starke Kundenbindung. Der Erfolg dieses Ansatzes zeigt sich in der Finanzierung: 2020 sammelte ANYbotics 20 Millionen Franken von namhaften Investoren wie Swisscom Ventures ein, die das Potenzial des servicebasierten Modells erkannten.
Diese strategische Ausrichtung wird durch das aussergewöhnliche Talent-Ökosystem erst ermöglicht. Die ETH Zürich ist nicht nur eine Kaderschmiede für Hardware-Ingenieure, sondern auch für Weltklasse-Experten in Computer Vision, KI und autonomer Systemsteuerung.
Die ETH bildet in der Robotik ähnlich viele Masterstudierende und Doktorierende aus wie die Top-Universitäten der Bay Area in Kalifornien.
– Roland Siegwart, Leiter des Autonomous Systems Lab (ASL) an der ETH
Diese Aussage von einer Koryphäe wie Roland Siegwart unterstreicht, dass Zürich die kritische Masse an Talenten besitzt, um beide Seiten der Gleichung – anspruchsvolle Hardware und intelligente Software – auf höchstem Niveau zu bespielen. Für Investoren lautet die Schlussfolgerung: Suchen Sie nach Unternehmen, bei denen die Hardware ein trojanisches Pferd für ein skalierbares, margenstarkes Software- und Servicegeschäft ist.
Die Angst vor Überwachung, die Akzeptanz von Lieferdrohnen in Wohngebieten bremst
Die technologische Machbarkeit ist nur eine Seite der Medaille. Der langfristige Erfolg von Drohnenanwendungen, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, hängt entscheidend von der gesellschaftlichen Akzeptanz ab. Die Vorstellung von hunderten Lieferdrohnen, die über dem eigenen Garten schwirren, weckt bei vielen Menschen Ängste vor Lärmbelästigung und vor allem vor einer permanenten Überwachung. Diese Bedenken sind nicht unbegründet, schliesslich zeigt eine Studie der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung, dass bereits 2017 über 100’000 Drohnen in der Schweiz verkauft wurden, mit jährlich tausenden Neuzugängen. Die Allgegenwart der Technologie nährt das Misstrauen.

Das Zürcher Ökosystem begegnet dieser Herausforderung auf eine sehr schweizerische Art: durch die Fokussierung auf Anwendungen mit einem klaren, unbestreitbaren gesellschaftlichen Nutzen. Während Projekte für Pizza-Lieferungen per Drohne oft auf Skepsis stossen, geniessen Einsätze zur Rettung von Menschenleben oder zur Suche nach vermissten Tieren eine extrem hohe Akzeptanz. Die Kommunikation ist hierbei entscheidend. Es geht darum, Vertrauen durch Transparenz und einen nachweisbaren Mehrwert aufzubauen. Dieser Fokus auf „Trusted Applications“ ist ein strategischer Vorteil.
Ein Experte der Rega bringt diesen pragmatischen Ansatz auf den Punkt und zeigt, wie man Ängste abbaut, indem man die Technologie als unterstützendes Werkzeug positioniert:
Wir werden keine anderen Mittel durch die Drohne ersetzen. Bei schlechtem Wetter unterstützt die Drohne die Helikopter oder die Suchhunde.
– Sascha Hardegger, Projektleiter Drohnen bei der Rega
Für Investoren bedeutet das: Unternehmen, die sich auf B2B-Anwendungen oder auf Dienste mit hohem gesellschaftlichem Nutzen konzentrieren (z.B. medizinische Logistik, Infrastrukturinspektion, Katastrophenhilfe), haben einen wesentlich einfacheren Weg zur Marktdurchdringung und Skalierung. Die Akzeptanz wird hier nicht erzwungen, sondern durch den offensichtlichen Nutzen verdient. Die Fähigkeit, diesen „Vertrauensvorschuss“ zu nutzen, ist ein wichtiger Indikator für den langfristigen Erfolg.
Wie verlängern neue Schweizer Batterietechnologien die Flugzeit um 30 %?
Eine der grössten technischen Hürden für den breiten Einsatz von Drohnen und mobilen Robotern ist die begrenzte Batterielaufzeit. Die Frage, wie man die Flug- oder Betriebszeit verlängern kann, beschäftigt Forscher und Entwickler weltweit. Während viele auf einen Durchbruch in der reinen Batterietechnologie hoffen, verfolgt das Zürcher Ökosystem einen ganzheitlicheren und oft erfolgreicheren Ansatz: die Systemeffizienz. Es geht nicht nur darum, mehr Energie in die Batterie zu packen, sondern darum, mit der vorhandenen Energie intelligenter umzugehen.
Dieser systemische Ansatz ist eine direkte Folge der interdisziplinären Forschungskultur. So wurde beispielsweise an der ETH Zürich 2020 das AI Center eröffnet, das Forschende aus 16 verschiedenen Departementen zusammenbringt, um KI-Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Diese Kultur der Zusammenarbeit führt zu Innovationen, bei denen Fortschritte in der Software die Limitationen der Hardware überwinden. Anstatt auf eine Wunderbatterie zu warten, optimieren Schweizer Ingenieure jeden Aspekt des Systems: von energieeffizienten Flugrouten und Algorithmen für die Motorsteuerung bis hin zu leichtbauenden Materialien und aerodynamischem Design.
Die Erfolge von ANYbotics illustrieren diesen Punkt perfekt. Der ANYmal-Roboter wurde bereits 2018 erfolgreich für mehrstündige Inspektionen auf einer Offshore-Plattform eingesetzt. Dies war nicht das Ergebnis einer revolutionären Batterie, sondern einer herausragenden Energieeffizienz des Gesamtsystems. Der Roboter bewegt sich nur, wenn es nötig ist, plant seine Routen optimal und führt seine Aufgaben mit minimalem Energieverbrauch durch. Dieser Fokus auf Effizienz anstelle von reiner Kapazität ist nachhaltiger und führt schneller zu praxistauglichen Lösungen. Für Investoren ist das ein wichtiges Signal: Setzen Sie auf Teams, die das Gesamtsystem optimieren, anstatt auf eine einzige technologische Wette zu setzen.
Warum ist das Tablet auf der Baustelle heute so wichtig wie der Hammer?
Die Digitalisierung hat die Baustelle und den industriellen Sektor grundlegend verändert. Das Tablet, einst ein Konsumartikel, ist heute ein unverzichtbares Werkzeug für Bauleiter und Ingenieure, um Pläne einzusehen, den Fortschritt zu dokumentieren und mit Teams zu kommunizieren. Es ist das Symbol für den Einzug von Daten und Software in eine traditionell analoge Welt. Doch das Tablet ist nur der Anfang. Die nächste Evolutionsstufe ist die Automatisierung von Routineaufgaben durch mobile Roboter, die das Prinzip der Digitalisierung auf eine neue Ebene heben.
Hier schliesst sich der Kreis zum dualen Geschäftsmodell. Ein Roboter auf einer Baustelle oder in einem Unterwerk ist weit mehr als nur ein „Hammer 2.0“. Er ist eine mobile Datenplattform. Das Zürcher Energieversorgungsunternehmen EWZ setzt beispielsweise den ANYmal-Roboter für Routineinspektionen in seinem Unterwerk Auwiesen ein. Dieser Einsatz ist ein perfektes Beispiel für das Robot-as-a-Service (RaaS)-Modell in der Praxis.
Fallstudie: Der Roboter als Mitarbeiter beim EWZ
Anstatt einen Roboter zu kaufen, hat das EWZ den ANYmal für rund 8’500 Franken pro Monat „angestellt“. Der Roboter arbeitet rund um die Uhr, führt selbstständig Inspektionsrundgänge durch, liest Messgeräte ab und erkennt Anomalien mittels Wärmebildkamera. Er braucht keine Pensionskasse und macht keine Ferien. Das EWZ kauft nicht die Hardware, sondern eine garantierte Dienstleistung: die lückenlose Überwachung seiner kritischen Infrastruktur. Der Wert liegt in den konsistenten Daten und der Entlastung hochqualifizierter Mitarbeiter von monotonen und gefährlichen Aufgaben.
Dieses Modell ist für beide Seiten vorteilhaft: Der Kunde erhält eine Lösung ohne hohe Anfangsinvestition, und der Anbieter (ANYbotics) sichert sich stabile, planbare Einnahmen und behält die Kontrolle über die Wartung und Weiterentwicklung der Plattform. Für Investoren ist dies das Idealbild eines skalierbaren Tech-Geschäfts. Es beweist, dass der wahre Wert nicht im einmaligen Verkauf eines Roboters liegt, sondern in der langfristigen Integration in die betrieblichen Abläufe des Kunden.
Warum sparen Sie 30 % Dünger durch den Einsatz von Multispektralkameras?
Die Schweizer Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, hohe Erträge zu erzielen und gleichzeitig strenge Umweltauflagen zu erfüllen. Die Präzisionslandwirtschaft, angetrieben durch Drohnentechnologie, bietet hierfür eine elegante Lösung. Der Schlüssel liegt in den Daten. Eine mit einer Multispektralkamera ausgestattete Drohne kann über ein Feld fliegen und Informationen sammeln, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Sie erfasst, wie Pflanzen Licht in verschiedenen Wellenlängen reflektieren, und liefert so präzise Einblicke in deren Gesundheitszustand, Wasserversorgung und Nährstoffbedarf.
Anstatt ein ganzes Feld pauschal zu düngen, kann ein Landwirt dank dieser Daten bedarfsgerecht und teilflächenspezifisch agieren. Die Multispektralkamera identifiziert genau die Zonen im Feld, die unter Nährstoffmangel leiden. Eine an einen Traktor gekoppelte Software nutzt diese Datenkarte, um Dünger nur dort auszubringen, wo er wirklich gebraucht wird. Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass dadurch bis zu 30 % Düngemittel eingespart werden können. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt, indem es die Abflüsse von Nitraten in Gewässer reduziert.

Die dahinterstehende Forschungsleistung ist immens. So arbeitet beispielsweise das SLF in Davos seit über fünf Jahren intensiv an der Nutzung von Drohnen für Schneemessungen, was die Expertise in der Fernerkundung unter schwierigen Bedingungen unterstreicht. Diese Kompetenz fliesst auch in landwirtschaftliche Anwendungen ein. Für Investoren ist wieder klar: Die Marge liegt nicht im Verkauf der Drohne, sondern in der Datenanalyse-Plattform, die dem Landwirt klare, umsetzbare Handlungsempfehlungen liefert. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig:
- Kartierung der Felder vor der Ernte zur Ertragsabschätzung.
- Einsatz von Wärmebildkameras zur Erkennung von Wildtieren (z.B. Rehkitze) vor der Mahd.
- Präzise Lokalisierung von Krankheits- oder Schädlingsbefall in Kulturen.
- Gezielte und reduzierte Applikation von Pflanzenschutzmitteln.
- Lückenlose Dokumentation zur Einhaltung der Schweizer Gewässerschutzgesetze.
Das Wichtigste in Kürze
- Duale Geschäftsmodelle: Der Erfolg liegt in der Kombination von Hardware mit wiederkehrenden Software- und Service-Einnahmen (RaaS), um die „Hardware-Falle“ zu umgehen.
- Regulatorischer Vorsprung: Die Meisterung komplexer Bewilligungsverfahren wie SORA für BVLOS-Flüge ist kein Hindernis, sondern ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
- Nischen-Dominanz: Die Konzentration auf missionskritische Anwendungen mit hohem gesellschaftlichem Nutzen (Rettung, AgriTech) sichert die Akzeptanz und schafft hochprofitable Märkte.
Wie steigern Schweizer Bauern ihre Erträge durch Drohnen und Feldroboter?
Über die reine Effizienzsteigerung hinaus schaffen Drohnen und Roboter in der Landwirtschaft einen ganz neuen, direkten Mehrwert. Sie lösen Probleme, die bisher nur mit massivem personellem Aufwand oder gar nicht zu bewältigen waren. Die Technologie wird zum Helfer, der nicht nur den Ertrag sichert, sondern auch Leben rettet – sowohl von Tieren als auch potenziell von Nutzpflanzen. Die Anwendungsfälle sind oft sehr spezifisch für die kleinteilige und topografisch anspruchsvolle Schweizer Landwirtschaft, was sie zu einem perfekten Testfeld für robuste und flexible Lösungen macht.
Ein emotional starkes und landesweit bekanntes Beispiel ist die Rehkitzrettung. Jedes Frühjahr werden tausende Kitze bei der ersten Mahd von Mähdreschern getötet. Ehrenamtliche Teams fliegen frühmorgens mit Wärmebilddrohnen die Felder ab, um die Kitze zu orten und vor dem Mähtod zu bewahren. Der Erfolg ist überwältigend: Allein die Rehkitzrettungssaison 2024 verzeichnete Rekordergebnisse mit 6’451 geretteten Kitzen auf einer Fläche von fast 63’000 Hektar. Dies ist gelebte Nachhaltigkeit und schafft eine enorme positive Wahrnehmung für die Drohnentechnologie.
Fallstudie: Viehortung auf der Alp Niemet
Als auf der Bündner Alp Niemet nach einem Unwetter 34 Rinder vermisst wurden, schien die Lage hoffnungslos. Ein ehrenamtliches Team der Rehkitzrettung Schweiz bot seine Hilfe an. Innerhalb weniger Stunden konnten die Piloten mit Wärmebild- und Zoomkameras fast alle Tiere aufspüren – an ungewöhnlichen Orten, in Felsspalten und dichten Wäldern. Selbst zwei bereits totgeglaubte Kälber wurden lebend gefunden. Dieser Einsatz zeigt eindrücklich den Wert von Drohnen in unwegsamem Gelände, wo eine Suche zu Fuss Tage gedauert hätte.
Diese Beispiele zeigen, dass der Wert von Drohnen und Robotern weit über die reine Kosteneinsparung hinausgeht. Sie ermöglichen Aufgaben, die zuvor undenkbar waren, und liefern einen direkten, messbaren und oft emotionalen Nutzen. Für Investoren ist dies ein Zeichen für einen Markt mit starker Nachfrage und hoher Zahlungsbereitschaft. Ein Landwirt, der ein vermisstes Tier im Wert von tausenden Franken wiederfindet, versteht den ROI einer solchen Dienstleistung sofort.
Für Investoren und Ingenieure, die das nächste grosse Ding in der Robotik suchen, ist die Botschaft klar: Schauen Sie nach Zürich. Aber schauen Sie genauer hin. Suchen Sie nicht nur nach der beeindruckendsten Technologie, sondern nach dem intelligentesten Geschäftsmodell. Analysieren Sie, welche Unternehmen die regulatorischen Hürden nicht als Last, sondern als Chance begreifen und welche die „Hardware-Falle“ durch wiederkehrende Service-Einnahmen geschickt umgehen. Das ist das wahre Geheimnis des „Silicon Valley der Robotik“.