
Der Einsatz von Drohnen und Robotern in der Schweizer Landwirtschaft ist nicht länger Zukunftsmusik, sondern ein direkter Hebel zur Steigerung der Rentabilität durch präzise Ressourcennutzung und datenbasierte Entscheidungen.
- Präzisionstechnologien wie Multispektralkameras und Sensoren können den Einsatz von Dünger und Wasser um bis zu 30 % reduzieren.
- Algorithmen zur Früherkennung von Krankheiten wie Mastitis minimieren Behandlungskosten und Produktionsausfälle.
- Flexible Finanzierungsmodelle und überbetriebliche Nutzung machen High-Tech-Investitionen auch für kleinere Schweizer Betriebe rentabel.
Empfehlung: Beginnen Sie mit einer betriebswirtschaftlichen Analyse: Welche Technologie löst Ihr grösstes Kostenproblem oder sichert Ihren Ertrag am effektivsten gegen Klimarisiken ab?
Die Vorstellung von autonom fliegenden Drohnen und selbstfahrenden Robotern auf Schweizer Feldern scheint für viele noch immer wie ein Blick in eine ferne Zukunft. Die Realität ist jedoch, dass die digitale Transformation mitten in der Schweizer Landwirtschaft angekommen ist. Für innovative Landwirte und Agrar-Investoren stellt sich nicht mehr die Frage, *ob* diese Technologien kommen, sondern *wie* sie sich heute schon rentabel einsetzen lassen. Die Diskussion geht dabei weit über simple Anwendungen wie das Besprühen von Feldern aus der Luft hinaus.
Oft wird der Fokus auf die schillernde Technik gelegt, während die eigentliche Revolution im Verborgenen stattfindet: in den Daten. Der wahre Wert von Smart Farming liegt nicht im Roboter selbst, sondern in seiner Fähigkeit, präzise, messbare und umsetzbare Informationen zu liefern. Wenn eine Drohne nicht nur ein Feld überfliegt, sondern den Stickstoffbedarf jeder einzelnen Pflanze ermittelt, wird Technologie zum betriebswirtschaftlichen Werkzeug. Die entscheidende Frage ist daher nicht: „Was kann die Technik?“, sondern: „Welchen konkreten, quantifizierbaren Nutzen bringt sie für meinen Betrieb hier in der Schweiz?“
Dieser Artikel bricht das komplexe Thema Agrotech auf seine wesentlichen, praxisrelevanten Bausteine herunter. Wir analysieren, wie durch den gezielten Einsatz von Sensoren und Algorithmen handfeste Einsparungen erzielt werden, vergleichen die langfristige Wirtschaftlichkeit von Robotik gegenüber traditionellen Methoden und beleuchten kritische Aspekte wie Finanzierungsmodelle für Schweizer KMU-Betriebe und die brandaktuelle Frage der Datenhoheit. Es ist ein Leitfaden, der den Hype von der Realität trennt und zeigt, wo die digitale Landwirtschaft heute schon Gewinne abwirft.
Der folgende Artikel bietet einen strukturierten Überblick über die zentralen Fragen, die sich Schweizer Landwirte und Investoren im Bereich Smart Farming stellen. Jeder Abschnitt widmet sich einem spezifischen, praxisnahen Aspekt der Agrar-Technologie, von der Effizienzsteigerung bis zu den finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Inhaltsverzeichnis: Wie Agrotech die Schweizer Landwirtschaft revolutioniert
- Warum sparen Sie 30 % Dünger durch den Einsatz von Multispektralkameras?
- Wie erkennen Sie Mastitis bei Kühen durch Algorithmen, bevor Symptome sichtbar sind?
- Chemie oder Roboter: Was rechnet sich beim Unkrautjäten langfristig besser?
- Wie finanzieren Sie einen 150’000 CHF Jätroboter als Kleinbetrieb?
- Wem gehören die Daten Ihres Traktors: Ihnen oder dem Hersteller?
- Warum setzen Schweizer Rettungskräfte in den Alpen auf autonome Drohnen?
- Warum spart Tröpfchenbewässerung 50 % Wasser gegenüber der Kanone?
- Wie sichern Schweizer Bauern ihre Ernte in immer trockeneren Sommern?
Warum sparen Sie 30 % Dünger durch den Einsatz von Multispektralkameras?
Die Antwort liegt in einem Wort: Präzision. Traditionelle Düngung erfolgt oft nach dem Giesskannenprinzip, bei dem das gesamte Feld eine einheitliche Menge an Nährstoffen erhält. Das führt unweigerlich zu Über- und Unterversorgung. Eine Multispektralkamera an einer Drohne hingegen agiert wie ein medizinisches Diagnosegerät für Ihr Feld. Sie erfasst Lichtwellen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, und misst so die Photosynthese-Aktivität – ein direkter Indikator für den Gesundheits- und Nährstoffzustand jeder einzelnen Pflanze.
Aus diesen Daten wird eine Applikationskarte erstellt, die genau aufzeigt, welche Teilfläche wie viel Dünger benötigt. Der Düngerstreuer, gesteuert durch GPS, bringt dann nur noch die exakt notwendige Menge aus. Das Resultat ist nicht nur eine massive Einsparung von Betriebsmitteln von bis zu 30 %, sondern auch eine Ertragssteigerung, da Unterversorgung vermieden wird. Zudem schont es die Umwelt, da weniger überschüssiger Stickstoff ins Grundwasser gelangt. Dieses Prinzip der bedarfsgerechten Versorgung ist ein zentraler Pfeiler der modernen Ressourceneffizienz. Die Technologie ermöglicht es, vom pauschalen Management ganzer Felder zum gezielten Management einzelner Zonen oder sogar Pflanzen überzugehen.
Der Einstieg in diese Technologie muss nicht kompliziert sein. Spezialisierte Dienstleister in der Schweiz bieten flexible und schnelle Einsätze, was eine hohe Startinvestition überflüssig macht. Die Zusammenarbeit mit Experten ist oft der erste Schritt, um die Vorteile der Präzisionslandwirtschaft auf dem eigenen Betrieb zu testen.
Ihr Fahrplan zur Integration von Drohnentechnologie
- Bedarfsanalyse & Kontakt: Identifizieren Sie Ihr grösstes Optimierungspotenzial (z.B. Düngung, Pflanzenschutz) und nehmen Sie Kontakt mit spezialisierten Schweizer Dienstleistern wie den Agrarpiloten auf, um Einsatzmöglichkeiten und Kosten zu klären.
- Praxiserfahrung sammeln: Besuchen Sie Feldtage und Demonstrationen von Anbietern. Nichts überzeugt mehr als die Technologie live im Einsatz auf einem Schweizer Feld zu sehen.
- Wirtschaftlichkeit prüfen: Starten Sie mit einem überbetrieblichen Einsatz für eine spezifische Aufgabe. Bewerten Sie die Kostenersparnis und Ertragsverbesserung, bevor Sie über eine eigene Investition nachdenken.
- Daten auswerten: Verlangen Sie eine detaillierte Auswertung und die erstellten Applikationskarten. Lernen Sie, diese Daten zu interpretieren, um den Nutzen für die nächste Saison zu maximieren.
- Skalierung planen: Basierend auf den positiven Ergebnissen, planen Sie die schrittweise Ausweitung auf weitere Kulturen oder Anwendungen in Ihrem Betrieb.
Wie erkennen Sie Mastitis bei Kühen durch Algorithmen, bevor Symptome sichtbar sind?
Mastitis, die Entzündung des Euters, ist eine der kostspieligsten Krankheiten in der Schweizer Milchwirtschaft. Die direkten und indirekten Kosten belaufen sich auf über 200 Franken pro Kuh und Jahr in Problembetrieben, was sich landesweit auf enorme Summen addiert. Der Schlüssel zur Kostenreduktion liegt in der Früherkennung, noch bevor klinische Symptome wie Schwellungen oder sichtbare Veränderungen der Milch auftreten. Genau hier setzen moderne Algorithmen an.
Moderne Melksysteme sind heute mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet. Diese messen bei jedem Melkvorgang kontinuierlich Parameter wie die elektrische Leitfähigkeit der Milch, die Milchmenge, die Melkdauer und sogar die Wiederkauaktivität der Kuh über einen Halssensor. Eine beginnende Entzündung verändert die Zusammensetzung der Milch und damit ihre Leitfähigkeit, oft Tage bevor der Bauer etwas bemerkt. Ein Algorithmus im Herdenmanagement-System analysiert diese Datenströme in Echtzeit und vergleicht sie mit den historischen Werten der jeweiligen Kuh und der gesamten Herde. Weicht ein Wert signifikant vom Normalzustand ab, schlägt das System automatisch Alarm.
Diese Früherkennung ermöglicht es, frühzeitig und gezielt zu handeln. Statt auf schwere Symptome mit starken Antibiotika reagieren zu müssen, können oft mildere Behandlungen oder Management-Anpassungen ausreichen. Das reduziert nicht nur die Tierarztkosten und den Antibiotikaeinsatz, sondern verhindert auch massive Produktionseinbrüche und sichert die Milchqualität.

Wie diese Abbildung symbolisch darstellt, ist es die präzise Sensortechnologie im Herzen des Melkprozesses, die unsichtbare Signale in wertvolle, handlungsrelevante Informationen umwandelt. Es ist die Transformation von Rohdaten in Tiergesundheit und betriebswirtschaftlichen Erfolg. Dieser datengesteuerte Ansatz im Stallmanagement ist ein Paradebeispiel für den praktischen Nutzen der Digitalisierung in der Schweizer Viehwirtschaft.
Chemie oder Roboter: Was rechnet sich beim Unkrautjäten langfristig besser?
Die Unkrautbekämpfung ist ein zentraler Kosten- und Arbeitsfaktor in der Landwirtschaft. Während chemische Herbizide jahrzehntelang die Standardlösung waren, geraten sie durch regulatorischen Druck, zunehmende Resistenzen und Konsumentenwünsche immer stärker unter Druck. Feldroboter präsentieren sich als hochtechnologische Alternative, doch die entscheidende Frage für jeden Betriebsleiter ist die der langfristigen Wirtschaftlichkeit.
Auf den ersten Blick ist die Rechnung klar: Die Anschaffungskosten für einen Jätroboter sind hoch, während die Kosten für Herbizide pro Hektar zunächst geringer erscheinen. Diese Betrachtung ist jedoch zu kurzfristig. Die betriebswirtschaftliche Realität ist komplexer und muss mehrere Faktoren einbeziehen:
- Arbeitskosten: Manuelle Unkrautbekämpfung, insbesondere im Bio-Landbau, ist extrem personalintensiv und teuer. Ein Roboter arbeitet autonom, rund um die Uhr und bei fast jedem Wetter.
- Regulatorische Risiken: Die Zulassungen für viele chemische Wirkstoffe sind unsicher. Eine Investition in Robotik ist eine Investition in eine zukunftssichere, von politischen Entscheidungen unabhängige Methode.
- Effizienz und Ertrag: Roboter, die mechanisch hacken, verbessern die Bodenstruktur und Wasseraufnahme. Zudem entfällt das Risiko von Ertragseinbussen durch Herbizidschäden an der Kulturpflanze.
- Marktwert: Produkte, die „ohne Herbizide“ angebaut wurden, können am Markt oft einen höheren Preis erzielen und entsprechen dem wachsenden Kundenwunsch nach nachhaltiger Produktion.
Die langfristige Rechnung kippt daher immer mehr zugunsten der Robotik, insbesondere wenn man steigende Lohnkosten und den Wegfall von chemischen Optionen mit einberechnet. Die Technologie ist nicht nur eine ökologische, sondern zunehmend auch eine ökonomische Notwendigkeit.
Praxisbeispiel aus der Schweiz: Autonomes Hacken im Bio-Zuckerrübenanbau
Ein konkretes Beispiel aus der Schweizer Praxis zeigt die Machbarkeit. Auf einem Bio-Betrieb in Gampelen (BE) kam ein FD 20 Roboter von Farmdroid auf 10 Hektar Bio-Zuckerrüben zum Einsatz. Der Roboter übernahm autonom die Aussaat von 111’000 Körnern pro Hektar und anschliessend das präzise Hacken zwischen und in den Reihen. Dieses Beispiel demonstriert eindrücklich, wie Robotik den enormen manuellen Aufwand in anspruchsvollen Kulturen ersetzen und den Bio-Anbau wirtschaftlicher machen kann.
Wie finanzieren Sie einen 150’000 CHF Jätroboter als Kleinbetrieb?
Die Anschaffungskosten für fortschrittliche Agrartechnologie stellen für viele Schweizer Landwirtschaftsbetriebe, die oft als KMU strukturiert sind, eine erhebliche Hürde dar. Ein Jätroboter für 150’000 Franken ist eine Investition, die sorgfältig geplant sein will. Doch die hohen Kosten bedeuten nicht, dass diese Technologie den Grossbetrieben vorbehalten ist. Es haben sich verschiedene innovative Finanzierungs- und Nutzungsmodelle etabliert, die auch kleineren und mittleren Betrieben den Zugang ermöglichen.
Der klassische Bankkredit ist nur eine von vielen Optionen. Viele Kantonalbanken bieten spezialisierte Agrarkredite mit angepassten Konditionen. Eine immer beliebtere Alternative ist das Leasing, angeboten von grossen Landtechnik-Anbietern wie Fenaco oder Bucher Landtechnik. Hier wird der Roboter nicht gekauft, sondern gegen eine monatliche Gebühr gemietet, was die Liquidität schont und die Investition in die Betriebskosten verlagert. Der wichtigste Hebel für Kleinbetriebe ist jedoch die überbetriebliche Nutzung. Der Zusammenschluss in Maschinengemeinschaften oder die Gründung einer Genossenschaft zur gemeinsamen Anschaffung und Nutzung teurer Geräte ist ein bewährtes Schweizer Modell, das sich perfekt auf die Robotik übertragen lässt.
Zudem zeigt das enorme Interesse von Investoren, dass der Sektor boomt. Wenn ein Schweizer Technologieunternehmen wie Ecorobotix aus Yverdon in einer Finanzierungsrunde 150 Mio. US-Dollar (120,5 Mio. Fr.) von Investoren einsammelt, signalisiert das die enorme wirtschaftliche Bedeutung. Auch staatliche Förderprogramme, wie der Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt (BAFU), können innovative Projekte unterstützen und Bürgschaften für Kredite bereitstellen.
Ihr Fahrplan zur Finanzierung von Agrar-Robotik
- Kosten-Nutzen-Analyse: Quantifizieren Sie die potenziellen Einsparungen (Arbeitszeit, Herbizide) und Ertragssteigerungen. Erstellen Sie einen soliden Business Case als Grundlage für alle Finanzierungsgespräche.
- Angebote einholen: Kontaktieren Sie verschiedene Anbieter und vergleichen Sie Kauf-, Leasing- und Mietoptionen. Klären Sie Service- und Wartungsverträge.
- Kooperationspartner suchen: Sprechen Sie mit benachbarten Betrieben über die Möglichkeit einer Maschinengemeinschaft oder eines überbetrieblichen Einsatzes. Gemeinsam ist die finanzielle Last leichter zu tragen.
- Finanzierungspartner kontaktieren: Gehen Sie mit Ihrem Business Case proaktiv auf Ihre Hausbank (insb. Kantonalbanken) zu. Erkundigen Sie sich bei den Anbietern direkt nach deren Leasing-Partnern.
- Fördermittel prüfen: Recherchieren Sie kantonale Förderprogramme und prüfen Sie, ob Ihre Investition die Kriterien für eine Unterstützung durch den BAFU Technologiefonds erfüllt, insbesondere bei nachgewiesener CO2-Reduktion.
Wem gehören die Daten Ihres Traktors: Ihnen oder dem Hersteller?
Diese Frage ist eine der wichtigsten und zugleich am meisten unterschätzten im Zeitalter der digitalen Landwirtschaft. Ein moderner Traktor ist ein rollendes Rechenzentrum. Er sammelt ununterbrochen Daten: GPS-Position, Kraftstoffverbrauch, Motordrehzahl, Schlupf der Räder, bearbeitete Fläche, ausgebrachte Düngermenge und vieles mehr. Diese Daten werden oft automatisch und in Echtzeit an die Server des Herstellers gesendet. Das wirft eine fundamentale Frage auf: Wer hat die Kontrolle über diese wertvollen Informationen? Die Antwort darauf entscheidet über die digitale Souveränität des Landwirts.
Die Gefahr besteht darin, dass Landwirte in eine neue Form der Abhängigkeit geraten. Wenn die Daten über die eigene Betriebsführung – die Effizienz, die Erträge, die Bodenbeschaffenheit – primär beim Hersteller liegen, kann dieser sie für eigene Zwecke nutzen. Er könnte sie zu anonymisierten, aber wertvollen Marktanalysen aggregieren, sie für die Entwicklung neuer Produkte verwenden oder sie sogar an Dritte verkaufen. Der Landwirt, der die Daten generiert hat, hat im schlimmsten Fall keinen oder nur eingeschränkten Zugriff darauf oder muss sogar dafür bezahlen, seine eigenen Daten in aufbereiteter Form zurückzuerhalten.
Es ist daher für jeden Betrieb unerlässlich, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Hersteller genau zu prüfen. Werden die Daten anonymisiert? Werden sie an Dritte weitergegeben? Hat der Landwirt jederzeit vollen und kostenlosen Zugriff auf seine Rohdaten? Organisationen wie der Schweizer Bauernverband bieten hier Rechtsberatung an. Zudem entstehen unabhängige Plattformen wie „bart-digital.ch“, die eine herstellerübergreifende und vom Landwirt kontrollierte Datennutzung ermöglichen. Die Sicherung der eigenen Datenhoheit ist keine technische, sondern eine strategische unternehmerische Entscheidung.

Die Kontrolle über die eigenen Betriebsdaten in der Hand zu behalten, wie in diesem Bild symbolisiert, ist entscheidend für die langfristige Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in der digitalen Ära. Es geht darum, die Früchte der eigenen Arbeit – sowohl auf dem Feld als auch in digitaler Form – selbst zu ernten.
Warum setzen Schweizer Rettungskräfte in den Alpen auf autonome Drohnen?
Im unwegsamen und oft gefährlichen Gelände der Schweizer Alpen ist Zeit der entscheidende Faktor bei Rettungseinsätzen. Autonome Drohnen haben sich hier als revolutionäres Werkzeug erwiesen, das die Effizienz und Sicherheit der Rettungsteams massiv erhöht. Ihr Einsatz geht weit über die Landwirtschaft hinaus und zeigt das breite Potenzial dieser Technologie. Der Hauptgrund für ihren Erfolg ist die Fähigkeit, grosse und unzugängliche Gebiete schnell, systematisch und ohne Risiko für Menschen abzusuchen.
Ausgestattet mit hochauflösenden Kameras und vor allem Wärmebildkameras, können Drohnen aus der Luft Temperaturunterschiede erkennen. Eine vermisste Person hebt sich durch ihre Körperwärme deutlich von der kalten Umgebung ab, selbst bei schlechter Sicht, in der Dämmerung oder wenn sie teilweise von Schnee oder Unterholz verdeckt ist. Ein anschauliches Beispiel ist die Rehkitzrettung vor der Heuernte. Allein im Jahr 2024 haben die PilotInnen des Vereins Rehkitzrettung Schweiz auf diese Weise rund 45’000 Hektar abgeflogen und dabei gut 5’000 Rehkitze entdeckt und vor dem Mähtod bewahrt. Dasselbe Prinzip wird bei der Suche nach verunfallten Wanderern oder Skifahrern angewandt.
Der Ablauf eines Drohnen-Rettungseinsatzes
In der Praxis fliegt die Drohne zunächst autonom eine vordefinierte Suchroute ab. Sobald die Wärmebildkamera ein potenzielles Ziel identifiziert, markiert der Pilot den GPS-Punkt. Danach navigiert er die Drohne manuell zu jedem markierten Punkt, um visuell zu bestätigen, ob es sich tatsächlich um eine Person (oder ein Tier) handelt. Ist dies der Fall, bleibt die Drohne als schwebender Orientierungspunkt exakt über der Fundstelle stehen. Die Rettungskräfte am Boden können so direkt und ohne Umwege zum Ziel navigieren, was in unübersichtlichem Gelände entscheidende Minuten oder sogar Stunden sparen kann.
Der Einsatz von Drohnen in der Alpenrettung ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Technologie Menschenleben retten kann. Sie ist kein Ersatz für die erfahrenen Rettungsteams, sondern ein unschätzbar wertvolles Werkzeug, das ihre Augen und ihre Reichweite vervielfacht.
Warum spart Tröpfchenbewässerung 50 % Wasser gegenüber der Kanone?
Die zunehmend trockenen und heissen Sommer stellen die Schweizer Landwirtschaft vor massive Herausforderungen. Wasser wird zu einer immer knapperen und teureren Ressource. Die traditionelle Beregnung mit grossen Wasserkanonen ist in diesem Kontext ein Auslaufmodell, denn sie ist extrem ineffizient. Ein Grossteil des Wassers verdunstet auf dem Weg zum Boden oder an der Oberfläche, bevor es überhaupt die Wurzeln der Pflanzen erreicht. Die Tröpfchenbewässerung verfolgt einen fundamental anderen, weitaus intelligenteren Ansatz: Sie bewässert nicht den Boden, sondern ernährt die Pflanze.
Bei diesem System werden Schläuche direkt an den Pflanzenreihen entlang verlegt. In regelmässigen Abständen geben kleine Öffnungen (Tropfer) das Wasser langsam und direkt an die Wurzelzone ab. Diese Methode hat entscheidende Vorteile:
- Minimale Verdunstung: Da das Wasser direkt am Boden und unter dem Blätterdach ausgebracht wird, geht kaum etwas durch Verdunstung verloren. Die Effizienz steigt von 40-60 % bei der Kanone auf 85-95 %.
- Geringerer Wasserverbrauch: Durch die hohe Effizienz wird der Gesamtwasserverbrauch pro Hektar um rund 50 % oder mehr reduziert.
- Kein Unkrautwachstum: Da nur der Bereich um die Kulturpflanze bewässert wird, bleiben die Flächen zwischen den Reihen trocken, was das Unkrautwachstum stark hemmt.
- Möglichkeit zur Fertigation: Über das System können auch gelöste Nährstoffe direkt an die Wurzeln gebracht werden (Fertigation), was die Düngereffizienz zusätzlich steigert.
Während die Tröpfchenbewässerung im Walliser Weinbau oder im Thurgauer Obstbau bereits etabliert ist, zeigt ihr Potenzial in Kombination mit „Smart Irrigation“ die nächste Evolutionsstufe. Werden Bodensensoren, Wetterprognosen und Drohnendaten integriert, kann die Wasserabgabe für jede einzelne Pflanze optimiert werden. Dies führt zu einer weiteren Effizienzsteigerung und sichert die Erträge selbst in extremen Trockenperioden.
Die folgende Tabelle verdeutlicht die massiven Unterschiede in der Effizienz zwischen den verschiedenen Bewässerungsmethoden, die in der Schweiz zum Einsatz kommen.
| Bewässerungsmethode | Wasserverbrauch/ha | Effizienz | Eignung für Schweiz |
|---|---|---|---|
| Beregnungskanone | 4000-6000 m³/Jahr | 40-60% | Flachland |
| Tröpfchenbewässerung | 2000-3000 m³/Jahr | 85-95% | Walliser Weinbau, Thurgauer Obstbau |
| Smart Irrigation mit Sensoren | 1500-2500 m³/Jahr | 90-98% | Spezialkulturen im Grossen Moos |
Das Wichtigste in Kürze
- Die Rentabilität von Agrotech hängt von der präzisen Messung und Anwendung ab, die zu direkten Einsparungen bei Dünger, Wasser und Pflanzenschutzmitteln führt.
- Flexible Finanzierungsmodelle wie Leasing und überbetriebliche Nutzung machen High-Tech-Investitionen auch für Schweizer KMU-Betriebe zugänglich und wirtschaftlich sinnvoll.
- Die strategische Frage der Datenhoheit ist entscheidend für die langfristige Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des landwirtschaftlichen Betriebs.
Wie sichern Schweizer Bauern ihre Ernte in immer trockeneren Sommern?
Die Sicherung der Ernte in Zeiten des Klimawandels ist die zentrale Herausforderung für die Schweizer Landwirtschaft. Immer trockenere Sommer sind keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern die neue Normalität. Eine rein reaktive Bewässerung reicht nicht mehr aus. Gefragt ist eine integrierte Strategie zur Steigerung der Resilienz des gesamten Anbausystems. Technologie ist dabei ein entscheidender Baustein, aber nicht der einzige. Die Antwort liegt in einer intelligenten Kombination aus Agronomie, Züchtung und digitaler Präzision.
Ein zentraler Aspekt ist die Verbesserung der Wasserspeicherkapazität des Bodens. Massnahmen wie die Förderung des Humusaufbaus, eine reduzierte Bodenbearbeitung und der Anbau von Zwischenfrüchten machen den Boden zu einem besseren Schwamm, der die immer heftigeren Niederschläge im Winter besser aufnehmen und für den Sommer speichern kann. Parallel dazu spielt die Pflanzenzüchtung eine entscheidende Rolle, indem sie trockenheitstolerantere Sorten entwickelt, die mit weniger Wasser auskommen.
Die Agrotech-Lösungen, die wir in diesem Artikel beleuchtet haben, fügen sich als dritte Säule in diese Strategie ein. Präzise Bewässerungssysteme stellen sicher, dass jeder Tropfen Wasser optimal genutzt wird. Drohnen mit Multispektralkameras helfen, Wasserstress in Pflanzen frühzeitig zu erkennen, lange bevor er mit blossem Auge sichtbar wird, und ermöglichen so ein gezieltes Eingreifen. Die paradoxe Voraussage der Forschung, wie sie von Experten geäussert wird, zeigt die Komplexität der Herausforderung.
Agroscope geht davon aus, dass man mehr Dünger einsetzen müssen wird
– Agroscope Forschungsteam, BauernZeitung – Klimaanpassung Schweizer Landwirtschaft
Dieser auf den ersten Blick widersprüchliche Befund erklärt sich durch veränderte Niederschlagsmuster. Stärkere Regenfälle im Winter führen zu mehr Abfluss, und die Nitratauswaschung erhöht, laut Szenarien um 44 Prozent. Diese Nährstoffe fehlen dann in der Vegetationsperiode im Sommer und müssen kompensiert werden – idealerweise durch präzise Fertigation. Erntesicherung in der Zukunft bedeutet also, Wasser und Nährstoffe als ein gekoppeltes, dynamisches System zu managen, das durch Daten und Technologie gesteuert wird.
Die digitale Transformation bietet keine Universallösung, sondern ein Arsenal an präzisen Werkzeugen. Der nächste logische Schritt für jeden Betriebsleiter ist nicht, blind in Technologie zu investieren, sondern die spezifischen Herausforderungen und Potenziale des eigenen Betriebs zu analysieren. Analysieren Sie jetzt die spezifischen Herausforderungen Ihres Betriebs, um die passende Technologie für eine rentable und nachhaltige Zukunft zu identifizieren.
Häufige Fragen zu Smart Farming in der Schweiz
Welche gesetzlichen Regelungen gelten für Drohnendaten in der Schweiz?
Seit dem 1. Januar 2023 hat die Schweiz die EU-Drohnenregulierung übernommen. Seither gelten strengere Regeln. Je nach Art und Anwendungsgebiet ist eine Registrierung der Drohne sowie eine Online-Schulung und Prüfung für den Piloten erforderlich. Dies betrifft die meisten landwirtschaftlich genutzten Drohnen.
Wer haftet bei Datenschutzverletzungen durch landwirtschaftliche Roboter?
Die Haftungsfrage ist komplex. Grundsätzlich haftet der Halter bzw. Betreiber des Roboters. Für Drohnen mit einem Gewicht ab 250g ist der Abschluss einer Haftpflichtversicherung mit einer Mindestdeckungssumme von einer Million Franken gesetzlich vorgeschrieben. Bei Datenschutzverstössen greift das Schweizer Datenschutzgesetz (DSG).
Wie können Landwirte ihre Datenhoheit sichern?
Der wichtigste Schritt ist die genaue Prüfung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Herstellern vor dem Kauf. Suchen Sie nach Klauseln zur Datennutzung und -weitergabe. Holen Sie bei Unklarheiten Rechtsberatung, zum Beispiel beim Schweizer Bauernverband, ein. Zudem empfiehlt sich die Nutzung von herstellerunabhängigen Agrar-Plattformen wie bart-digital.ch, die eine vom Landwirt kontrollierte Datennutzung ermöglichen.