
Zusammenfassend:
- Eine energetische Sanierung ist ein System, bei dem die Reihenfolge der Massnahmen (Hülle vor Technik) entscheidend ist.
- Die grössten Energieverluste erfolgen über Dach und Fassade; eine Analyse mit einem GEAK Plus ist der erste Schritt.
- Die Förderlandschaft ist kantonal unterschiedlich; eine genaue Abklärung vor der Antragsstellung verhindert Ablehnungen.
- Moderne Technik wie Hochtemperatur-Wärmepumpen ermöglicht die Sanierung von Altbauten ohne teuren Heizkörpertausch.
- Eine dichte Gebäudehülle erfordert zwingend eine kontrollierte Lüftung, um schwere Bauschäden durch Schimmel zu vermeiden.
Besitzen Sie ein Einfamilienhaus aus den 1980er- oder 1990er-Jahren in der Schweiz? Dann kennen Sie das Gefühl: Einerseits ist es ein liebgewonnenes Zuhause, andererseits explodieren die Heizkosten und der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit wächst. Eine energetische Sanierung nach Minergie-Standard scheint die logische Antwort zu sein. Doch der Weg dorthin ist oft von Unsicherheiten gepflastert. Die gängigen Ratschläge – «Dämmen Sie die Fassade», «Tauschen Sie die Fenster» oder «Beantragen Sie Fördergelder» – kratzen nur an der Oberfläche.
Die Realität ist komplexer und erfordert mehr als das blosse Abhaken von Einzelmassnahmen. Haben Sie bedacht, was passiert, wenn Sie eine hochmoderne, dichte Fassade anbringen, aber die alten Fenster belassen? Oder wenn Sie das Haus perfekt abdichten, ohne für eine ausreichende Lüftung zu sorgen? Hier liegt die wahre Herausforderung, die viele Bauherren unterschätzen. Die Sanierung ist kein Puzzle aus Einzelteilen, sondern ein systemischer Eingriff, bei dem die Wechselwirkungen zwischen den Komponenten über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Dieser Leitfaden bricht mit der oberflächlichen Betrachtung. Als zertifizierter Energieberater der Kantone zeige ich Ihnen nicht nur, *was* zu tun ist, sondern *warum* und in *welcher Reihenfolge*. Der Schlüssel liegt nicht darin, möglichst viele Massnahmen umzusetzen, sondern die richtigen Massnahmen strategisch zu kombinieren. Wir beleuchten, wie Sie teure Folgefehler wie Schimmelbildung vermeiden, die Förderanträge von Anfang an korrekt aufsetzen und Technologien wählen, die wirklich zu Ihrer Immobilie passen – auch wenn diese noch mit alten Radiatoren ausgestattet ist.
Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden strategischen Überlegungen für eine erfolgreiche Minergie-Sanierung. Er bietet Ihnen eine klare Struktur und fundiertes Fachwissen, um Ihr Sanierungsprojekt auf ein solides Fundament zu stellen und langfristig von tieferen Kosten und höherem Wohnkomfort zu profitieren.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Fahrplan zur erfolgreichen Minergie-Sanierung
- Warum verlieren Sie 30 % Ihrer Heizenergie durch das Dach, ohne es zu merken?
- Wie füllen Sie den Antrag für das Gebäudeprogramm aus, damit er beim ersten Mal bewilligt wird?
- Wärmepumpe oder Fernwärme: Welche Lösung passt zu Ihrem Budget und Standort?
- Die Gefahr von Schimmelbildung bei dichter Hülle, die viele Heimwerker unterschätzen
- Wie erhöhen Sie den Eigenverbrauchsanteil Ihrer Solaranlage auf über 60 %?
- Wie Sie eine Einliegerwohnung steuerkonform ausbauen und vermieten?
- Bis zu wie viel Grad Prozesswärme können Grosswärmepumpen heute effizient liefern?
- Warum alpine Solaranlagen effizienter sind als Anlagen im Mittelland?
Warum verlieren Sie 30 % Ihrer Heizenergie durch das Dach, ohne es zu merken?
Bei einem typischen Einfamilienhaus aus den 80er- und 90er-Jahren ist die Gebäudehülle die grösste energetische Schwachstelle. Auch wenn oft von 30 % Wärmeverlust über das Dach gesprochen wird, ist die gesamte Hülle – also Dach, Fassade, Fenster und Kellerdecke – als System zu betrachten. Ungedämmte Aussenwände können für enorme Verluste verantwortlich sein; laut Energieheld kann der Energieverlust über die Fassade bis zu 40 % betragen. Diese Verluste sind unsichtbar und schleichend. Sie bemerken sie erst auf der Heizkostenabrechnung. Der Grund liegt in der mangelhaften oder gar fehlenden Dämmung und in unzähligen Wärmebrücken, durch die wertvolle Wärme ungehindert entweicht.
Um diese Schwachstellen präzise zu identifizieren, ist der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) das entscheidende Instrument. Der GEAK analysiert den Ist-Zustand Ihrer Immobilie und zeigt die Qualität der Gebäudehülle in sieben Klassen (A bis G) an. Noch wertvoller ist der GEAK Plus: Er liefert nicht nur eine Analyse, sondern skizziert bis zu fünf konkrete, auf Ihr Haus zugeschnittene Sanierungsvarianten. Er ist die unverzichtbare Grundlage für jede strategische Planung und oft auch eine Voraussetzung für den Erhalt von Fördergeldern.
Die Wahl des richtigen Dämmmaterials ist ein weiterer entscheidender Faktor, der von den baulichen Gegebenheiten, dem Budget und ökologischen Präferenzen abhängt. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über gängige Materialien für die Dachdämmung in der Schweiz.
| Dämmstoff | Dämmwert (λ) | Kosten/m² | Graue Energie | Eignung Steildach | Eignung Flachdach |
|---|---|---|---|---|---|
| Steinwolle | 0.035-0.045 | CHF 15-25 | Mittel | Sehr gut | Gut |
| Holzfaser | 0.040-0.050 | CHF 20-30 | Niedrig | Sehr gut | Bedingt |
| Zellulose | 0.039-0.045 | CHF 18-28 | Sehr niedrig | Gut | Gut |
Die Sanierung der Gebäudehülle ist somit der erste und wichtigste Schritt. Erst wenn die Wärmeverluste minimiert sind, kann die Heizungsanlage richtig dimensioniert und effizient betrieben werden. Alles andere wäre, als würde man versuchen, ein löchriges Fass mit einem teuren Wasserhahn zu füllen.
Wie füllen Sie den Antrag für das Gebäudeprogramm aus, damit er beim ersten Mal bewilligt wird?
«Das Gebäudeprogramm» von Bund und Kantonen ist das zentrale Instrument zur finanziellen Unterstützung energetischer Sanierungen. Doch die Beantragung von Fördergeldern ist kein Selbstläufer. Ein häufiger Fehler ist die Annahme, es gäbe ein einheitliches, schweizweites Regelwerk. Tatsächlich basiert die Förderung zwar auf dem Harmonisierten Fördermodell der Kantone (HFM 2015), jedoch legt jeder Kanton individuell fest, welche Massnahmen er zu welchen Bedingungen fördert. Ein in Bern förderfähiges Projekt kann in Zürich andere Anforderungen haben oder gänzlich anders bezuschusst werden.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer akribischen Vorbereitung und dem Verständnis der kantonalen Besonderheiten. Bevor Sie auch nur eine Zeile des Antrags ausfüllen, müssen Sie die spezifischen Förderbedingungen Ihres Kantons im Detail studieren. Kontaktieren Sie die kantonale Energiefachstelle frühzeitig. Diese Stellen bieten oft kostenlose Beratungen an und können Ihnen präzise Auskunft über die Anforderungen, notwendigen Unterlagen (wie den erwähnten GEAK Plus) und Fristen geben. Der wichtigste Grundsatz lautet: Keine Massnahme umsetzen, bevor die Förderzusage schriftlich vorliegt. Rückwirkende Förderungen sind in der Regel ausgeschlossen.

Für eine reibungslose Bewilligung muss Ihr Antrag vollständig und plausibel sein. Dazu gehören korrekte technische Spezifikationen der geplanten Massnahmen (z. B. U-Werte der Dämmung), detaillierte Offerten von qualifizierten Handwerkern und die Bestätigung, dass die Massnahmen den kantonalen Vorgaben entsprechen. Ein unvollständiger oder fehlerhafter Antrag führt unweigerlich zu Verzögerungen oder einer Ablehnung. Als Energieberater sehe ich oft, dass Anträge scheitern, weil sie zu spät, unvollständig oder für eine bereits begonnene Massnahme eingereicht werden. Eine sorgfältige Planung ist hier die beste Investition.
Zusammenfassend: Betrachten Sie den Förderantrag nicht als lästige Bürokratie, sondern als integralen Bestandteil Ihrer Projektplanung. Eine strategische Herangehensweise, die die kantonalen Eigenheiten von Beginn an berücksichtigt, maximiert Ihre Erfolgschancen und sichert Ihnen die verdiente finanzielle Unterstützung.
Wärmepumpe oder Fernwärme: Welche Lösung passt zu Ihrem Budget und Standort?
Nach der Sanierung der Gebäudehülle ist die Wahl des neuen Heizsystems der nächste entscheidende Schritt. Für die meisten Einfamilienhäuser in der Schweiz reduziert sich die Wahl auf zwei Hauptoptionen: eine Wärmepumpe oder der Anschluss an ein Fernwärmenetz. Beide Technologien sind effizient und klimafreundlich, aber ihre Eignung hängt stark von Ihrem Standort, den baulichen Gegebenheiten und Ihrem Budget ab. Durch die Wahl eines erneuerbaren Heizsystems im Rahmen von «Das Gebäudeprogramm» lässt sich der Energieverbrauch signifikant senken.
Die Wärmepumpe (meist Luft-Wasser oder Erdwärme) ist eine dezentrale Lösung, die Ihnen ein hohes Mass an Autarkie ermöglicht. Sie nutzen Umweltwärme und Strom, um Ihr Haus zu heizen. Besonders in ländlichen Gebieten oder im Mittelland, wo Erdsondenbohrungen oft gut möglich sind, ist sie eine ideale Lösung. Die Investitionskosten sind zwar höher, doch die Betriebskosten sind in der Regel sehr tief. In dicht bebauten städtischen Gebieten können Lärmvorschriften oder Platzmangel die Installation einer aussen aufgestellten Luft-Wasser-Wärmepumpe erschweren.
Die Fernwärme hingegen ist eine zentrale Lösung. Sie beziehen die Wärme von einem lokalen Anbieter, der sie oft aus Kehrichtverbrennungsanlagen, Holzschnitzelheizungen oder industrieller Abwärme gewinnt. Die Verfügbarkeit ist der limitierende Faktor; Fernwärme ist primär in städtischen und suburbanen Gebieten ausgebaut. Die Investitionskosten für den Hausanschluss sind deutlich geringer als für eine Wärmepumpe, dafür sind Sie langfristig an einen Anbieter und dessen Preisstruktur gebunden. Die jährlichen Betriebskosten fallen tendenziell höher aus.
Die folgende Tabelle stellt die beiden Systeme gegenüber, um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern.
| Kriterium | Wärmepumpe | Fernwärme |
|---|---|---|
| Investitionskosten | CHF 25’000-40’000 | CHF 10’000-20’000 |
| Betriebskosten/Jahr | CHF 800-1’500 | CHF 2’000-3’000 |
| Eignung Mittelland | Ideal (Erdsonden) | Bedingt verfügbar |
| Eignung Stadt | Eingeschränkt | Oft verfügbar |
| Eignung Berggebiete | Herausfordernd | Selten verfügbar |
| Autarkiepotenzial | Hoch | Niedrig |
Letztendlich gibt es keine pauschal «beste» Lösung. Prüfen Sie die Verfügbarkeit von Fernwärme an Ihrem Wohnort. Ist diese nicht gegeben oder wünschen Sie mehr Unabhängigkeit, ist die Wärmepumpe meist die Technologie der Wahl. Berücksichtigen Sie dabei auch die Möglichkeit, die Wärmepumpe mit einer eigenen Solaranlage zu koppeln, um die Betriebskosten weiter zu senken und die Autarkie zu maximieren.
Die Gefahr von Schimmelbildung bei dichter Hülle, die viele Heimwerker unterschätzen
Eine der grössten und teuersten Fehlannahmen bei der energetischen Sanierung ist: «Je dichter, desto besser». Grundsätzlich ist eine luftdichte Gebäudehülle entscheidend, um Wärmeverluste zu minimieren. Doch diese Dichtheit hat eine kritische Kehrseite, die oft übersehen wird: Die natürliche, unkontrollierte Lüftung durch Fugen und Ritzen, wie sie in Altbauten üblich war, findet nicht mehr statt. Feuchtigkeit, die durch Atmen, Kochen oder Duschen entsteht, kann nicht mehr entweichen. Sie kondensiert an den kältesten Stellen der Innenwände – und schafft so den idealen Nährboden für Schimmel.
Dieses Problem ist keine theoretische Gefahr, sondern eine sehr reale Konsequenz unsachgemässer Sanierungen. Schimmel sieht nicht nur unschön aus und riecht muffig, er kann auch die Bausubstanz angreifen und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Allergien und Atemwegserkrankungen führen. Eine Sanierung, die zur Schimmelbildung führt, ist nicht nur gescheitert, sondern hat einen gravierenden Bauschaden verursacht, dessen Behebung teuer und aufwendig ist.
Die Lösung liegt nicht darin, weniger zu dämmen, sondern die Lüftung bewusst zu planen. In einer nach Minergie-Standard sanierten Gebäudehülle ist eine kontrollierte Wohnungslüftung (KWL) mit Wärmerückgewinnung keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Dieses System sorgt für einen kontinuierlichen, minimalen Luftaustausch, führt feuchte Luft ab und frische, gefilterte Luft zu. Dank der Wärmerückgewinnung geht dabei kaum Heizenergie verloren. Die KWL garantiert eine hohe Luftqualität, schützt die Bausubstanz und sichert die Effizienz der gesamten Sanierung.
Checkliste: Schimmelbildung bei der Sanierung aktiv vermeiden
- Installation einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zur Sicherstellung des Luftaustauschs.
- Konsequente Vermeidung von Wärmebrücken, insbesondere beim Einbau neuer Fenster und bei Anschlüssen.
- Wenn möglich, gleichzeitige Sanierung von Fenstern und Fassade, um eine durchgehend dichte Ebene zu schaffen.
- Regelmässige Kontrolle der Raumluftfeuchtigkeit (Idealwert: 40-60%) mittels Hygrometer nach der Sanierung.
- Beizug eines Fachplaners für die detaillierte Ausarbeitung der Dämm- und Lüftungsmassnahmen zur Vermeidung von Planungsfehlern.
Ignorieren Sie diesen Punkt nicht. Die Investition in eine kontrollierte Lüftung ist eine Investition in die Gesundheit Ihrer Familie und den Werterhalt Ihrer Immobilie. Sie ist das unverzichtbare Gegenstück zu einer dichten Gebäudehülle.
Wie erhöhen Sie den Eigenverbrauchsanteil Ihrer Solaranlage auf über 60 %?
Die Installation einer Photovoltaik (PV)-Anlage ist ein beliebter Bestandteil von Minergie-Sanierungen. Sie produzieren Ihren eigenen Strom, senken die Energiekosten und leisten einen Beitrag zur Energiewende. Doch einfach nur Solarpanels auf dem Dach zu haben, ist nur die halbe Miete. Der grösste wirtschaftliche Vorteil entsteht, wenn Sie den produzierten Solarstrom direkt selbst verbrauchen, anstatt ihn zu einem tiefen Tarif ins Netz einzuspeisen. Das Ziel ist die Maximierung des Eigenverbrauchsanteils.
Ohne intelligente Steuerung liegt der Eigenverbrauch bei einem typischen Einfamilienhaus oft nur bei 30 %. Der Grund: Die Solaranlage produziert am meisten Strom um die Mittagszeit, wenn der Stromverbrauch im Haushalt meist am geringsten ist. Um den Eigenverbrauchsanteil auf über 60 % oder mehr zu steigern, muss der Stromverbrauch gezielt in die Sonnenstunden verlagert werden. Dies kann manuell geschehen (Waschmaschine mittags laufen lassen), aber weitaus effektiver ist eine automatische Steuerung.

Eine der kosteneffizientesten Methoden ist die Nutzung Ihres Warmwasserboilers als thermischen Speicher. Durch eine intelligente Steuerung wird die Wärmepumpe oder der Heizstab des Boilers gezielt dann aktiviert, wenn ein Solarstromüberschuss vorhanden ist. Das heisse Wasser speichert die Energie über Stunden, sodass Sie auch abends warm duschen können, ohne teuren Netzstrom zu beziehen. Dies ist eine clevere Alternative zu einem teuren Batteriespeicher.
Die professionelle Lösung für die Eigenverbrauchsoptimierung ist ein Home Energy Management System (HEMS). Dieses System agiert als Gehirn Ihrer Haustechnik. Es überwacht die Solarproduktion und den aktuellen Verbrauch und schaltet grosse Verbraucher wie die Wärmepumpe, den Boiler oder die Ladestation für das E-Auto automatisch dann ein, wenn genügend Gratis-Solarstrom verfügbar ist. Führende Schweizer Anbieter in diesem Bereich sind:
- Feller (z.B. mit Wiser by Feller)
- Loxone (umfassendes Smart-Home-System)
- Helion (Solaranbieter mit integrierten Lösungen)
Die Investition in eine intelligente Steuerung amortisiert sich schnell, indem sie den Zukauf von teurem Netzstrom minimiert. Sie verwandelt Ihre PV-Anlage von einer reinen Stromerzeugungsanlage in ein aktives Element Ihres Energiemanagements.
Wie Sie eine Einliegerwohnung steuerkonform ausbauen und vermieten?
Eine umfassende Sanierung bietet die perfekte Gelegenheit, ungenutzten Raum im Keller oder Dachgeschoss zu einer Einliegerwohnung auszubauen. Dies schafft nicht nur zusätzlichen Wohnraum, sondern generiert auch Mieteinnahmen, die zur Finanzierung der Sanierung beitragen können. Doch der Ausbau einer Einliegerwohnung in der Schweiz ist mit baurechtlichen und steuerlichen Konsequenzen verbunden, die sorgfältig geplant werden müssen.
Zunächst müssen Sie die baurechtlichen Vorgaben Ihrer Gemeinde prüfen. Dazu gehören die Einhaltung der kommunalen Ausnützungsziffer, die Pflicht zur Erstellung zusätzlicher Parkplätze und die Erfüllung kantonaler Brandschutzvorschriften für getrennte Wohneinheiten. Oft wird auch eine separate Haustechnik (Heizungsabrechnung, Stromzähler) verlangt, was bei einer Gesamtsanierung relativ einfach zu realisieren ist. Diese Trennung kann sogar Vorteile bei der Beantragung von Fördergeldern haben, da unter Umständen für beide Einheiten separate Anträge gestellt werden können.
Steuerlich hat der Ausbau mehrere Effekte. Die Investitionskosten sind entscheidend: Handelt es sich um werterhaltende (Renovation) oder wertvermehrende (Ausbau) Investitionen? Wertvermehrende Investitionen, die der rationellen Energieverwendung oder dem Umweltschutz dienen, sind besonders interessant. Der selbst getragene Anteil dieser Kosten (abzüglich Fördergelder) ist bei der direkten Bundessteuer vollständig abzugsfähig. Dies stellt einen erheblichen finanziellen Anreiz dar.
Andererseits erhöht die Einliegerwohnung den Eigenmietwert Ihrer Immobilie und damit Ihr steuerbares Einkommen. Gleichzeitig steigen auch der amtliche Wert und die Vermögenssteuer. Die Mieteinnahmen müssen selbstverständlich als Einkommen versteuert werden, während Sie im Gegenzug Hypothekarzinsen und Unterhaltskosten abziehen können. Da sich die steuerlichen Auswirkungen je nach Kanton erheblich unterscheiden, ist eine vorgängige Beratung durch einen Treuhänder oder Steuerexperten unerlässlich, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Richtig geplant, ist die Einliegerwohnung jedoch mehr als nur zusätzlicher Raum. Sie ist ein intelligentes Instrument zur Wertsteigerung und Finanzierung Ihrer Immobilie, das sich über Jahre hinweg auszahlt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Sanierung ist ein System: Die richtige Reihenfolge der Massnahmen (zuerst die dichte Hülle, dann die angepasste Technik) ist entscheidend für den Erfolg und die Effizienz.
- Eine dichte Gebäudehülle ohne eine kontrollierte Lüftung führt fast zwangsläufig zu Feuchtigkeitsproblemen und Schimmelbildung, was die Investition zunichtemacht.
- Moderne Technologien wie Hochtemperatur-Wärmepumpen und intelligente Energiemanagementsysteme (HEMS) sind Schlüsselfaktoren, um auch ältere Häuser (Baujahr 1980-2000) wirtschaftlich und ohne massive Umbauten auf den Minergie-Standard zu bringen.
Bis zu wie viel Grad Prozesswärme können Grosswärmepumpen heute effizient liefern?
Ein grosses Hindernis bei der Sanierung von Häusern aus den 70er- und 80er-Jahren war lange Zeit das bestehende Heizverteilsystem. Diese Gebäude sind typischerweise mit Radiatoren ausgestattet, die hohe Vorlauftemperaturen von 60-70°C benötigen, um die Räume ausreichend zu heizen. Standard-Wärmepumpen arbeiten am effizientesten bei tiefen Vorlauftemperaturen, wie sie für Fussbodenheizungen (ca. 35°C) typisch sind. Der Austausch aller Radiatoren gegen eine Fussbodenheizung ist jedoch ein massiver, teurer und oft unerwünschter Eingriff in die Bausubstanz.
Hier hat in den letzten Jahren eine technologische Revolution stattgefunden: Moderne Hochtemperatur-Wärmepumpen. Diese Geräte sind speziell dafür entwickelt, Vorlauftemperaturen von bis zu 75°C effizient zu erzeugen. Sie schliessen damit die Lücke zwischen der erneuerbaren Wärmeerzeugung und dem Wärmebedarf von unsanierten oder teilsanierten Altbauten. Diese Technologie macht eine Minergie-Sanierung plötzlich auch für jene Gebäude wirtschaftlich attraktiv, bei denen ein kompletter Umbau des Heizsystems bisher nicht in Frage kam.
Die Entscheidung für eine Hochtemperatur-Wärmepumpe ist eine Abwägung zwischen Investitionskosten und Umbauaufwand. Während die Anschaffung einer Hochtemperatur-WP teurer ist als die einer Standard-WP, entfallen die hohen Kosten und der massive Aufwand für den Austausch der Heizkörper oder die Installation einer Bodenheizung. Die folgende Tabelle zeigt einen groben Kostenvergleich.
Praxisbeispiel: Sanierung eines Hauses von 1982
Ein Einfamilienhaus in der Agglomeration von Bern, Baujahr 1982, mit bestehenden Radiatoren und einer alten Ölheizung wurde saniert. Die Fassade und das Dach wurden gedämmt, die Fenster ersetzt. Anstatt die Radiatoren herauszureissen, entschied sich der Eigentümer für eine moderne Hochtemperatur-Luft-Wasser-Wärmepumpe. Diese liefert nun eine Vorlauftemperatur von 65°C an kalten Tagen und beheizt das Haus problemlos. Der Umbauaufwand im Haus war minimal, und die Heizkosten sanken um über 70%.
Die Entwicklung bei den Hochtemperatur-Wärmepumpen zeigt eindrücklich, wie technischer Fortschritt Sanierungsstrategien verändert. Sie ermöglichen es, die Vorteile der Wärmepumpentechnologie zu nutzen, ohne das bewährte Heizverteilsystem komplett ersetzen zu müssen – ein entscheidender Faktor für viele Eigenheimbesitzer.
Warum alpine Solaranlagen effizienter sind als Anlagen im Mittelland?
Es mag kontraintuitiv klingen, aber Solaranlagen in den Schweizer Alpen produzieren oft mehr Strom als vergleichbare Anlagen im sonnenverwöhnten Mittelland, insbesondere im Winterhalbjahr. Der Grund dafür liegt in einer Kombination aus drei physikalischen Effekten. Erstens liegen alpine Standorte häufig über der Nebelgrenze und profitieren von mehr Sonnenstunden. Zweitens führt die dünnere Luft in der Höhe zu einer höheren Strahlungsintensität. Und drittens, und das ist der entscheidende Faktor im Winter, reflektiert die Schneedecke das Sonnenlicht (Albedo-Effekt), wodurch die Solarmodule zusätzlich von unten bestrahlt werden und ihr Ertrag massiv steigt. Diese Effekte sind mit ein Grund, warum alpine Grossanlagen einen wichtigen Beitrag zur Schliessung der Winterstromlücke leisten können.
Doch was bedeutet das für Sie als Eigenheimbesitzer im Mittelland? Müssen Sie auf diese Vorteile verzichten? Nicht vollständig. Eine innovative Technologie ermöglicht es, einen Teil des alpinen Vorteils auch auf Flachdächern im Unterland zu nutzen: bifaziale Solarmodule. Diese Module können Sonnenlicht von beiden Seiten aufnehmen und in Strom umwandeln. Werden sie leicht aufgeständert auf einem hellen Flachdach (z.B. mit weisser Kiesschüttung) montiert, nutzen sie das vom Dach reflektierte Licht – sie simulieren quasi den Albedo-Effekt des Schnees.
Besonders im nebligen Winter, wenn die direkte Sonneneinstrahlung schwach ist, kann das diffuse, von unten reflektierte Licht den Ertrag signifikant steigern. Dies hilft, die Eigenstromproduktion gerade dann zu erhöhen, wenn der Strombedarf für Heizung und Licht am höchsten ist. Die Kombination aus bifazialen Modulen und einer intelligenten Steuerung (wie im Abschnitt über Eigenverbrauch beschrieben) ist eine hochwirksame Strategie, um die Energieautarkie Ihres sanierten Hauses auch in den kritischen Wintermonaten zu verbessern. Dank solcher geförderter Massnahmen können CO2-Emissionen laut EnergieSchweiz um bis zu einem Drittel reduziert werden.
Der nächste logische Schritt ist eine professionelle Analyse Ihres Gebäudes. Ein zertifizierter Energieberater erstellt einen GEAK Plus und entwickelt einen massgeschneiderten Sanierungsfahrplan, der Ihre Immobilie zukunftssicher macht, den Wert steigert und Ihnen den Weg zu den richtigen Fördergeldern ebnet.
Häufig gestellte Fragen zur Minergie-Sanierung
Kann ich für beide Wohneinheiten separate Förderanträge stellen?
Unter bestimmten Umständen, z.B. bei getrennter Haustechnik, können für beide Wohneinheiten separate Förderanträge beim Gebäudeprogramm gestellt werden.
Welche baurechtlichen Vorschriften muss ich beachten?
Beachten Sie die Pflicht zur Erstellung zusätzlicher Parkplätze, kantonale Brandschutzvorschriften für getrennte Einheiten und die Einhaltung der kommunalen Ausnützungsziffer.
Wie wirkt sich die Einliegerwohnung auf meine Steuern aus?
Der Ausbau kann den Eigenmietwert und die Vermögenssteuer erhöhen. Die Auswirkungen unterscheiden sich je nach Kanton erheblich.