Veröffentlicht am April 18, 2024

Entgegen der Annahme geht es bei der Schweizer Start-up-Förderung weniger um die perfekte Bürokratie als um eine überzeugende strategische Erzählung.

  • Erfolgreiche Anträge fokussieren auf die Wertschöpfung für die Schweiz und die Marktvalidierung, nicht nur auf technische Brillanz.
  • Die Wahl der Finanzierungsform (Zuschuss, Bürgschaft, Angel) muss exakt zur aktuellen Unternehmensphase passen, um genehmigt zu werden.

Empfehlung: Analysieren Sie die „ungeschriebenen Regeln“ und die Perspektive der Gutachter jedes Geldgebers, bevor Sie den ersten Satz Ihres Antrags schreiben.

Sie haben eine brillante technologische Idee, die das Potenzial hat, eine ganze Branche zu verändern. Das Team ist motiviert, der Prototyp nimmt Gestalt an – doch die Bankkonten nähern sich bedrohlich der Nulllinie. Diese Situation kennen unzählige Gründerinnen und Gründer in der Schweiz. Der Weg zu Kapital führt oft über die renommierten Fördertöpfe des Landes, allen voran Innosuisse, ergänzt durch kantonale Angebote und Business Angels. Doch hier beginnt für viele die eigentliche Herausforderung.

Der gängige Rat lautet oft, man müsse nur die Formulare korrekt ausfüllen, einen soliden Businessplan haben und auf eine innovative Idee vertrauen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Viele technisch herausragende Projekte scheitern nicht an der Idee, sondern an der Art, wie ihre Geschichte erzählt wird. Sie scheitern, weil sie die Denkweise der Gutachter – die „Gutachter-Perspektive“ – nicht verinnerlicht haben. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass es allein um die Erfüllung formaler Kriterien geht.

Aber was, wenn der Schlüssel zum Erfolg nicht in der perfekten administrativen Abwicklung, sondern in einem strategischen Spiel liegt? Die wahre Kunst besteht darin, die ungeschriebenen Regeln der Schweizer Förderlandschaft zu verstehen. Es geht darum, Ihren Antrag von einer reinen Beschreibung in eine überzeugende strategische Erzählung zu verwandeln, die direkt die Kernziele der Geldgeber anspricht: nachweisbare Wertschöpfung für die Schweiz, wissenschaftliche Fundierung und ein Team, das Umsetzungsstärke beweist.

Dieser Guide führt Sie als Ihr persönlicher Funding-Coach durch die Tücken und Chancen der Schweizer Förderlandschaft. Wir entschlüsseln gemeinsam die Denkweise der Entscheider, strukturieren Ihren Weg zur Finanzierung und zeigen Ihnen, wie Sie die typischen Fehler vermeiden, die selbst die besten Tech-Projekte zu Fall bringen. So wird Ihr Antrag nicht nur einer von vielen, sondern derjenige, der überzeugt.

Um Ihnen eine klare Übersicht zu geben, haben wir diesen Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Jeder Teil widmet sich einer spezifischen Hürde auf Ihrem Weg zur erfolgreichen Finanzierung und liefert praxisnahe Strategien, um diese zu meistern.

Warum lehnt Innosuisse 50 % der Anträge ab, und was machen die anderen richtig?

Die hohe Ablehnungsquote bei Innosuisse ist für viele Gründer ein Schock. Doch sie ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines strengen Auswahlprozesses, der weit über die reine Innovationshöhe hinausgeht. Während die Verlockung gross ist – bei erfolgreicher Bewilligung übernimmt Innosuisse bis zu 70 % der gesamten Projektkosten –, müssen Antragsteller die Denkweise der Gutachter verstehen. Es geht nicht nur darum, was Sie entwickeln, sondern warum es für die Schweiz relevant ist. Die erfolgreiche Hälfte der Anträge hat eines gemeinsam: Sie erzählt eine überzeugende Geschichte über die zukünftige Wertschöpfung in der Schweiz.

Eine Studie des Fraunhofer ISI im Auftrag von SNF und Innosuisse bestätigt diesen Punkt. Erfolgreiche Projekte sind nicht nur irgendwie innovativ; sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie stärker auf Wissenschaft und Technologie basieren, durch eigene, schützbare Innovationen geprägt und von Anfang an auf den globalen Markt ausgerichtet sind. Die Gutachter suchen nach Projekten, die das Potenzial haben, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen und den Wirtschafts- und Forschungsstandort Schweiz zu stärken. Ein rein technischer Fokus ohne klaren Nachweis des wirtschaftlichen Nutzenpotenzials ist der häufigste Grund für eine Ablehnung.

Die Gewinner verstehen es, die folgenden Kriterien nicht nur abzuhaken, sondern mit Leben zu füllen:

  • Innovationsgrad: Sie positionieren ihr Projekt nicht nur als neu, sondern als bedeutenden Fortschritt gegenüber dem globalen Stand der Wissenschaft und Technik.
  • Methodische Qualität: Der Projektplan ist mehr als eine vage Idee. Er enthält quantifizierbare Meilensteine und klare Ziele.
  • Finanzielle Leistungsfähigkeit: Der Nachweis über die Fähigkeit, die restlichen 30 % Eigenleistung zu stemmen, ist ein klares Zeichen für Engagement und professionelle Planung.
  • IP-Strategie: Eine erste Analyse zu Rechten des geistigen Eigentums zeigt, dass Sie Ihr Geschäftsmodell strategisch durchdacht haben.

Letztlich gewinnen diejenigen, die ihre technologische Vision in eine überzeugende wirtschaftliche Vision für die Schweiz übersetzen können. Sie beweisen, dass ihre Innovation nicht nur brillant, sondern auch strategisch wertvoll ist.

Wie strukturieren Sie den Antragsprozess, um in 3 Monaten Funding zu erhalten?

Ein Förderantrag bei Innosuisse ist kein Sprint, sondern ein strategisch geplanter Marathon, der sich in 90 Tagen bewältigen lässt. Der Schlüssel liegt in der „Bürokratie-Intelligenz“: Sie arbeiten nicht gegen das System, sondern mit ihm. Anstatt kurz vor der Deadline in Hektik zu verfallen, strukturieren Sie den Prozess wie ein eigenes Mini-Projekt mit klaren Meilensteinen. Das Ziel ist nicht, den Antrag einfach nur einzureichen, sondern ihn in Zusammenarbeit mit den von Innosuisse bereitgestellten Ressourcen zur Perfektion zu bringen.

Der entscheidende Hebel in diesem Prozess ist die frühzeitige Kontaktaufnahme mit einem Innosuisse-Coach. Diese erfahrenen Experten sind keine Prüfer, sondern Ihre Sparringspartner. Sie kennen die „ungeschriebenen Regeln“ und helfen Ihnen, die Perspektive der Gutachter einzunehmen. Ein weiterer kritischer Erfolgsfaktor sind Letters of Intent (LOI) von potenziellen Schweizer Pilotkunden. Diese Dokumente sind der stärkste Beweis für eine vorhandene Marktvalidierung und wiegen oft mehr als jede theoretische Marktanalyse.

Zeitstrahl-Visualisierung eines 90-Tage-Antragsprozesses mit Meilensteinen

Wie die Visualisierung andeutet, ist ein strukturierter Zeitplan entscheidend. Ein bewährter 90-Tage-Fahrplan sieht wie folgt aus:

  1. Monat 1 (Woche 1-4): Vorbereitung und Status-Quo. Nach der Registrierung im Portal und der ersten Kontaktaufnahme mit einem Coach erstellen Sie das „Extended Project Preview“. Hier geht es um eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wo stehen Sie technisch und finanziell?
  2. Monat 2 (Woche 5-8): Iteration und Feedback. Dies ist die wichtigste Phase. Sie reichen Ihren Entwurf beim Coach ein und erhalten kritisches, aber konstruktives Feedback. Sehen Sie dies nicht als Kritik, sondern als kostenlose Beratung, um die „strategische Erzählung“ Ihres Projekts zu schärfen.
  3. Monat 3 (Woche 9-12): Finalisierung und Einreichung. Basierend auf dem finalen Feedback des Coaches überarbeiten Sie den Antrag, stellen alle Anhänge zusammen und reichen das Paket über das Portal ein. Ohne Hektik, ohne Stress.

Dieser proaktive und iterative Ansatz verwandelt den Antragsprozess von einer bürokratischen Pflicht in eine strategische Übung, die die Erfolgschancen massiv erhöht.

Nicht-rückzahlbare Zuschüsse oder Bürgschaften: Was passt zu Ihrer Phase?

Die Schweizer Förderlandschaft ist kein monolithischer Block, sondern ein „Finanzierungs-Mosaik“ aus verschiedenen Instrumenten, die für unterschiedliche Phasen eines Start-ups konzipiert sind. Die Wahl zwischen einem nicht-rückzahlbaren Zuschuss (wie von Innosuisse) und einer kantonalen Bürgschaft ist eine der grundlegendsten strategischen Entscheidungen. Ein Fehler an dieser Stelle kann wertvolle Zeit kosten und zu unnötigen Ablehnungen führen. Die goldene Regel lautet: Die Finanzierungsform muss exakt zur Entwicklungsphase Ihres Unternehmens passen.

Ein Innosuisse-Zuschuss (Start-up Innovationsprojekt) ist im Kern eine Förderung für Forschung und Entwicklung (F&E). Er ist ideal für Start-ups, die sich vor dem Markteintritt befinden. Das Geld ist zweckgebunden für die Entwicklung eines Prototyps, die Durchführung von Machbarkeitsstudien oder die Validierung einer Technologie. Es handelt sich um Geld „à fonds perdu“, das heisst, es muss nicht zurückgezahlt werden. Dies ist ein unschätzbarer Vorteil, um risikoreiche Innovationen ohne die Last einer Verschuldung voranzutreiben. Innosuisse investiert hier in das Potenzial einer Idee.

Eine kantonale Bürgschaft hingegen ist ein Instrument für Start-ups, die bereits eine Stufe weiter sind, oft nach dem ersten Markteintritt. Hierbei bürgt der Kanton (oder eine Bürgschaftsgenossenschaft) gegenüber einer Bank für einen Kredit. Dieses Geld ist nicht für F&E gedacht, sondern für die Skalierung: als Betriebskapital, für den Ausbau des Vertriebs oder die Expansion in neue Märkte. Die Bank prüft die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells, und der Staat mindert lediglich das Risiko. Hier wird in ein bereits validiertes Geschäftsmodell investiert.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen und dient als Entscheidungshilfe für Ihr Finanzierungs-Mosaik.

Vergleich: Innosuisse-Zuschuss vs. Kantonale Bürgschaft
Kriterium Innosuisse-Zuschuss Kantonale Bürgschaft
Phase Vor Markteintritt Nach Markteintritt/Skalierung
Rückzahlung Nicht rückzahlbar (à fonds perdu) Bürgschaft für Bankkredit
Förderquote Max. 70% der Projektkosten Variable Bürgschaftshöhe
Eigenanteil Mind. 30% Eigenleistung Je nach Kanton unterschiedlich
Verwendungszweck F&E, Prototypenentwicklung Betriebskapital, Expansion

Die falsche Wahl zu treffen, bedeutet, den Gutachtern zu signalisieren, dass man die Spielregeln und die eigene Unternehmensphase nicht verstanden hat – ein K.o.-Kriterium.

Der Präsentationsfehler, der technisch brillante Projekte scheitern lässt

Stellen Sie sich vor: Sie haben monatelang an einer bahnbrechenden Technologie gefeilt und präsentieren sie einem Gremium von Innosuisse-Gutachtern. Sie tauchen tief in die technischen Details ein, erklären komplexe Algorithmen und sind stolz auf die Eleganz Ihrer Lösung. Am Ende ernten Sie höfliches Nicken, einige Wochen später folgt die Absage. Was ist passiert? Sie sind dem häufigsten Präsentationsfehler aufgesessen: Sie haben die technische Brillanz über den Business Case gestellt. Gutachter sind keine Professoren, die eine Dissertation bewerten. Es sind erfahrene Wirtschaftsexperten, die nach einem überzeugenden Investitionsfall suchen.

Der Fokus muss immer auf der Marktvalidierung und der strategischen Erzählung liegen. Anstatt zu erklären, *wie* Ihre Technologie funktioniert, erklären Sie, *welches Problem* sie für einen zahlenden Kunden löst und *wie* sie Wertschöpfung für die Schweiz generiert. Ein weiterer fataler Fehler ist das Fehlen konkreter Beweise für das Marktinteresse. Vage Aussagen wie „der Markt ist riesig“ sind wertlos. Zeigen Sie stattdessen Letters of Intent (LOI) von namhaften Schweizer Unternehmen, die bereit sind, Ihr Produkt als Pilotkunden zu testen. Das ist der ultimative Beweis, dass Ihre Innovation nicht nur technisch beeindruckend, sondern auch wirtschaftlich relevant ist.

Angesichts der Tatsache, dass viele europäische Fördertöpfe komplexer zu erreichen sind, wird die Meisterschaft der lokalen Spielregeln umso wichtiger. Wie EurA AG in einem Advisory feststellt:

Swiss start-ups and SMEs are no longer eligible to apply for the EIC Accelerator, which is one of the most well-known European funding programmes

– EurA AG, Horizon Europe Funding Advisory

Diese Realität zwingt Schweizer Start-ups, ihre Anträge perfekt auf die Kriterien von Innosuisse und anderen nationalen Geldgebern zuzuschneiden. Der Fokus auf den Schweizer Markt und dessen Bedürfnisse ist kein Nachteil, sondern ein strategischer Vorteil im Pitch.

Audit-Checkliste: Ihre Präsentation für Schweizer Investoren

  1. Kontaktpunkte: Alle Dokumente auflisten, in denen die Projekt-Story erzählt wird (Pitch Deck, Executive Summary, Website).
  2. Datenerhebung: Bestehende Argumente und Beweise inventarisieren (LOIs, Marktdaten, technische Specs).
  3. Kohärenzprüfung: Die Argumente mit der „Gutachter-Perspektive“ abgleichen (Fokus auf CH-Wertschöpfung, Skalierbarkeit, Team-Kompetenz).
  4. Einprägsamkeit & Emotion: Einzigartige Verkaufsargumente (USP) vs. generische Technik-Phrasen identifizieren. Ist die „strategische Erzählung“ packend?
  5. Integrationsplan: Schwachstellen im Pitch (z.B. fehlender Marktbezug) identifizieren und mit konkreten Daten/Argumenten füllen (Prioritäten setzen).

Wann dürfen Sie kantonale und nationale Fördergelder kumulieren?

Die Vorstellung, verschiedene Fördertöpfe anzuzapfen und Gelder zu kumulieren, ist verlockend. Doch in der Schweizer Förderlandschaft gelten klare Regeln, um eine Doppelfinanzierung derselben Kosten zu verhindern. Grundsätzlich gilt: Nationale und kantonale Fördergelder dürfen nicht für dieselben Projektkosten verwendet werden. Ein Innosuisse-Zuschuss, der die Lohnkosten eines Entwicklers für Projekt A deckt, kann nicht mit einem kantonalen Zuschuss kombiniert werden, der ebenfalls die Lohnkosten desselben Entwicklers für dasselbe Projekt A abdecken soll. Dies wäre eine unzulässige Doppelförderung.

Allerdings bedeutet dies nicht, dass eine Kumulation unmöglich ist. Die strategische Lösung liegt in der klaren Trennung der Projekte oder Projektphasen. Sie können sehr wohl ein Innosuisse-Projekt für die grundlegende F&E Ihres Prototyps durchführen und gleichzeitig oder danach eine kantonale Förderung für eine separate Aktivität beantragen, zum Beispiel für die Markteinführung, den Aufbau einer Pilotproduktionslinie oder eine Internationalisierungsstrategie. Der Schlüssel ist eine saubere, transparente und nachvollziehbare Abgrenzung der jeweiligen Kosten und Aktivitäten. Ihr Finanzierungs-Mosaik muss aus klar unterscheidbaren Steinen bestehen.

Ein gutes Beispiel für die Dynamik der Förderlandschaft ist der Swiss Accelerator. Dieser wurde als Übergangsmassnahme für den Wegfall von Horizon Europe eingeführt. Ab 2023 richtet er sich nur noch an Unternehmen, die bereits am Markt etabliert sind. Start-ups vor dem Markteintritt werden auf die Start-up Innovationsprojekte verwiesen. Diese Trennung zeigt, wie die Förderinstrumente aufeinander abgestimmt sind, um unterschiedliche Phasen abzudecken. Das Mehrjahresprogramm von Innosuisse legt für die Jahre 2021-2024 strategische Schwerpunkte fest, was die langfristige Planung und Abgrenzung verschiedener Förderinitiativen unterstreicht.

Die strategische Planung Ihrer Förderanträge sollte dies berücksichtigen: Planen Sie Ihre Entwicklungs-Roadmap in klar getrennten Phasen und ordnen Sie jeder Phase das passende Förderinstrument zu. So können Sie verschiedene Förderungen sequenziell oder für unterschiedliche Zwecke parallel nutzen, ohne in die Falle der Doppelfinanzierung zu tappen. Dies erfordert Voraussicht und eine exzellente Projektdokumentation, zahlt sich aber durch eine maximierte Gesamtfinanzierung aus.

BRIDGE-Förderung oder Angel-Investment: Was finanziert den Prototyp am besten?

In der ganz frühen Phase, wenn die Idee kaum mehr als eine brillante Hypothese ist und der Weg zum Prototyp weit scheint, stehen Gründer oft vor der Wahl: den akademischen Weg über eine Forschungsförderung wie BRIDGE gehen oder direkt den Sprung ins kalte Wasser wagen und einen Business Angel überzeugen? Beide Wege können zum Ziel führen, doch sie bedienen unterschiedliche Strategien und haben weitreichende Konsequenzen für die Zukunft des Start-ups. Die Entscheidung hängt stark von der Natur des Projekts und den langfristigen Zielen des Gründerteams ab.

Die BRIDGE-Förderung, ein gemeinsames Instrument von SNF und Innosuisse, ist ideal für Projekte mit einem hohen wissenschaftlichen Neuheitsgrad, die direkt aus der Forschung an einer Hochschule oder einem Institut entstehen. Der grösste Vorteil eines BRIDGE-Grants ist nicht nur das Geld, sondern das „wissenschaftliche Gütesiegel“. Es validiert die technologische Grundlage Ihres Projekts auf höchstem Niveau und macht es für spätere VC-Runden extrem attraktiv. Allerdings ist der Prozess oft länger und erfordert eine enge Abstimmung mit der Hochschule, insbesondere bezüglich der Rechte am geistigen Eigentum (IP). BRIDGE ist perfekt, um eine tiefgreifende technologische Frage zu beantworten und einen Proof-of-Concept auf Labor-Niveau zu finanzieren.

Nahaufnahme eines Hightech-Prototyps in einem Schweizer Forschungslabor

Ein Angel-Investment ist hingegen der schnellere, marktorientiertere Weg. Business Angels sind oft selbst erfahrene Unternehmer. Sie investieren nicht nur Geld, sondern bringen auch ihr Netzwerk und ihre Industrie-Expertise ein. Der Prozess ist in der Regel schneller (2-3 Monate), und Angels bieten mehr Flexibilität, falls das Geschäftsmodell schnell angepasst („gepivoted“) werden muss. Dafür geben Sie bereits in einer sehr frühen Phase Anteile an Ihrem Unternehmen ab. Ein Angel ist die richtige Wahl, wenn die technologische Unsicherheit geringer ist und der Fokus schnell auf die Entwicklung eines marktfähigen Minimum Viable Product (MVP) und die Gewinnung erster Kunden gelegt werden soll.

Die Entscheidungskriterien lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Geschwindigkeit vs. Validierung: Brauchen Sie schnell Geld und Netzwerk (Angel) oder ein starkes wissenschaftliches Gütesiegel für spätere Runden (BRIDGE)?
  • Flexibilität vs. Projektbindung: Muss Ihr Geschäftsmodell eventuell noch stark angepasst werden (Angel) oder verfolgen Sie einen klaren, forschungsbasierten Projektplan (BRIDGE)?
  • Anteile vs. IP-Rechte: Sind Sie bereit, früh Anteile abzugeben (Angel), oder müssen Sie komplexe IP-Fragen mit einer Hochschule klären (BRIDGE)?

Geld oder Netzwerk: Welcher Investor bringt Ihr B2B-Produkt wirklich zum Kunden?

Wenn Ihr Start-up die erste F&E-Phase hinter sich hat und ein funktionierendes B2B-Produkt existiert, ändert sich die Finanzierungsfrage fundamental. Es geht nicht mehr nur darum, Geld zu beschaffen, sondern „smart money“ zu finden. Gerade im B2B-Bereich, wo Verkaufszyklen lang und persönliche Beziehungen entscheidend sind, ist das Netzwerk eines Investors oft mehr wert als sein Scheck. Die Frage ist also nicht „Wer gibt mir Geld?“, sondern „Welcher Investor öffnet mir die Türen zu meinen ersten grossen Kunden?“.

Schweizer Business Angel Netzwerke sind sich dieser Dynamik sehr bewusst. Die Mitglieder sind oft keine reinen Finanzinvestoren, sondern erfahrene Unternehmer oder ehemalige Führungskräfte, die ihr eigenes Unternehmen erfolgreich aufgebaut und verkauft haben. Sie verstehen die Herausforderungen im B2B-Vertrieb und bringen genau das mit, was jungen Tech-Unternehmen am meisten fehlt: Glaubwürdigkeit und ein etabliertes Netzwerk in der Zielbranche. Ein Angel, der früher CEO eines grossen Industrieunternehmens war, kann mit einem einzigen Anruf eine Tür öffnen, für die ein Gründerteam sonst Monate brauchen würde.

Die Investitionspraxis in der Schweiz spiegelt diesen Fokus auf „smart money“ wider. Die typische, konsolidierte Investition von Mitgliedern von Business Angels Switzerland (BAS) liegt oft zwischen CHF 100’000 und CHF 250’000. Dies ist genug Kapital, um die nächsten 12-18 Monate zu überbrücken, aber nicht so viel, dass die Gründer die Kontrolle verlieren. Die finanzielle Stärke dieser Netzwerke ist beachtlich. Allein das StartAngels Network investierte 2023 rund 23.8 Millionen CHF in 12 aufstrebende Firmen. Dies zeigt, dass signifikantes Kapital verfügbar ist, wenn die Story stimmt.

Für ein B2B-Start-up ist die Wahl des Investors daher eine strategische Personalentscheidung. Prüfen Sie den Track Record eines potenziellen Angels nicht nur auf seine finanziellen Exits, sondern vor allem auf seine Branchenexpertise und sein aktives Netzwerk. Fragen Sie im Due-Diligence-Prozess direkt: „Welche drei konkreten Kunden oder Partner aus Ihrem Netzwerk könnten Sie uns vorstellen?“ Die Antwort auf diese Frage ist oft der beste Indikator dafür, ob es sich um reines Geld oder um echtes „smart money“ handelt, das Ihr Produkt wirklich zum Kunden bringt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die „Gutachter-Perspektive“ ist entscheidend: Argumentieren Sie immer aus der Sicht des Nutzens für die Schweizer Wirtschaft und Wissenschaft.
  • Ein Finanzierungs-Mosaik ist der Schlüssel: Kombinieren Sie nationale, kantonale und private Mittel strategisch je nach Entwicklungsphase.
  • Das Team und die Marktvalidierung überzeugen mehr als reine Technik: Schweizer Investoren, von Innosuisse bis zu Business Angels, setzen auf Umsetzungsstärke.

Wie überzeugen Sie Schweizer Business Angels (ASBAN) von Ihrem Start-up?

Der Pitch vor einem Business Angel Netzwerk wie Business Angels Switzerland (BAS) ist ein Moment der Wahrheit. Hier sitzen Ihnen erfahrene Unternehmer gegenüber, die schon alles gesehen haben. Sie mit reinen Technik-Features oder übertriebenen Wachstumsprognosen zu beeindrucken, ist fast unmöglich. Schweizer Angels sind bekannt dafür, pragmatisch und risikobewusst zu sein. Sie investieren nicht in eine vage Idee, sondern in ein glaubwürdiges Team, das bewiesen hat, dass es einen Plan umsetzen kann.

Der mit Abstand wichtigste Faktor für Schweizer Angels ist die Glaubwürdigkeit des Gründerteams. Sie bewerten das Team oft höher als die Idee selbst. Haben die Gründer die nötige Branchenerfahrung? Ergänzen sich ihre Fähigkeiten? Zeigen sie die nötige Resilienz, um auch durch schwierige Phasen zu navigieren? Ein lückenloser Lebenslauf ist weniger wichtig als der Beweis, dass das Team ein Problem tief verstanden hat und die Leidenschaft besitzt, es zu lösen. Der zweite entscheidende Punkt sind realistische Metriken und ein solider Business Case. Anstelle von exponentiellen „Hockeystick“-Kurven wollen Schweizer Angels einen klaren Pfad zur Profitabilität sehen. Frühe Umsätze, auch wenn sie klein sind, oder verbindliche LOIs sind Gold wert.

Der Prozess bei BAS ist strukturiert und transparent. Nach einer Online-Registrierung durchläuft Ihr Start-up eine Vorauswahl durch ein Komitee. Bestehen Sie diese, erhalten Sie die Chance, bei einem der monatlichen Dinner-Meetings in Zürich oder Lausanne zu pitchen. Die anschliessende Due Diligence wird von den interessierten Mitgliedern selbst durchgeführt und ist intensiv. Seien Sie darauf vorbereitet, Ihre Zahlen, Annahmen und Strategien detailliert zu verteidigen. Wie eine erfahrene Unternehmerin bei einem BAS-Event treffend bemerkte:

Gute Business Angels sind mehr als Geldgeber. Als Start-up sollte man sich bewusst sein, dass die Business Angels im selben Boot sitzen

– Schweizer Unternehmerin, Business Angels Switzerland Event

Diese Aussage fasst die Erwartungshaltung perfekt zusammen. Angels wollen Partner auf Augenhöhe sein. Zeigen Sie im Pitch, dass Sie nicht nur einen Scheck suchen, sondern strategische Partner, die Ihnen helfen, Ihr Unternehmen aufzubauen. Diese Haltung schafft Vertrauen und ist oft der entscheidende Faktor, der zur Investition führt.

Um diesen kritischen Moment zu meistern, ist es essenziell, die Denkweise und die Erwartungen von Schweizer Business Angels genau zu kennen.

Nun sind Sie an der Reihe. Nutzen Sie diese strategischen Einblicke, um Ihren Finanzierungsantrag von einem Formular in eine überzeugende Erfolgsgeschichte zu verwandeln. Der Schweizer Innovationsstandort wartet auf Ihr Projekt. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre strategische Erzählung zu schärfen und die passenden Finanzierungspartner für Ihre Vision zu gewinnen.

Geschrieben von Reto Aebischer, Dipl. Informatikingenieur ETH und Digital Transformation Consultant für den Schweizer Mittelstand. Spezialisiert auf Cybersecurity, Cloud-Migration und Prozessautomatisierung.