Veröffentlicht am April 18, 2024

Das „Nein“ Ihrer Hausbank ist keine Sackgasse, sondern die Chance, die finanzielle Souveränität Ihres KMU strategisch neu aufzubauen.

  • Statt auf einen einzigen Kreditgeber angewiesen zu sein, liegt die Lösung in einem intelligenten Mix bankenunabhängiger Instrumente.
  • Oft liegt die grösste Liquiditätsreserve nicht ausserhalb, sondern ungenutzt im eigenen Unternehmen (Working Capital).

Empfehlung: Analysieren Sie, wo in Ihrem Geschäftsmodell Kapital gebunden ist (z.B. hohe Forderungen, grosses Lager) und wählen Sie gezielt das passende Finanzierungsinstrument, um diese strukturelle Schwäche zu beheben.

Der Anruf Ihrer Hausbank kommt unerwartet: Der Kontokorrentkreditrahmen wird gekürzt. Für viele Inhaber von Schweizer Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ist dies ein Schock, der die Existenz des Betriebs bedrohen kann. Die sofortige Reaktion ist oft, nach alternativen Bankkrediten zu suchen oder Sparmassnahmen einzuleiten. Doch diese Ansätze greifen zu kurz, denn sie behandeln nur das Symptom, nicht die Ursache: die strategische Abhängigkeit von einem einzigen Finanzierungspartner.

Die gängigen Ratschläge wie „optimieren Sie Ihren Businessplan“ oder „verhandeln Sie härter“ verlieren an Kraft in einem Marktumfeld, das sich durch Bankenfusionen und strengere regulatorische Anforderungen (Stichwort: Basel III) stetig verhärtet. Die wahre Herausforderung liegt nicht darin, eine andere Bank zu überzeugen, sondern darin, die eigene Finanzierungsstruktur resilient und diversifiziert aufzustellen. Es geht darum, finanzielle Souveränität zu erlangen.

Doch was, wenn die Lösung nicht darin besteht, um Kredite zu kämpfen, sondern darin, das eigene Geschäftsmodell von innen heraus zu stärken und mit einem intelligenten Mix aus bankenunabhängigen Werkzeugen zu ergänzen? Dieser Artikel zeigt Ihnen als unabhängiger Berater, wie Sie die Liquidität Ihres KMU sichern, indem Sie über den Tellerrand der traditionellen Bankbeziehung hinausblicken. Wir analysieren praxiserprobte Instrumente, die Ihnen nicht nur kurzfristig Geld beschaffen, sondern langfristig Ihre unternehmerische Freiheit sichern.

Der folgende Leitfaden bietet Ihnen einen strukturierten Überblick über acht konkrete Hebel zur Liquiditätssicherung. Jede Sektion beleuchtet eine spezifische Strategie, von der schnellen Freisetzung von Kapital bis hin zur Vorbereitung auf zukünftige Finanzierungsanforderungen, um Ihnen einen klaren Weg aus der Abhängigkeit zu weisen.

Warum ist Factoring für Handwerksbetriebe oft günstiger als ein Kontokorrentkredit?

Für viele Handwerksbetriebe ist es ein bekanntes Dilemma: Die Arbeit ist erledigt, die Rechnung gestellt, doch das Geld lässt 60 oder 90 Tage auf sich warten. Während dieser Zeit muss Material bezahlt und Löhne müssen überwiesen werden. Der Griff zum teuren Kontokorrentkredit der Hausbank scheint oft die einzige Lösung. Factoring durchbricht diesen Kreislauf, indem es ausstehende Forderungen in sofortige Liquidität umwandelt. Ein Factoring-Anbieter kauft Ihre offenen Rechnungen und überweist Ihnen in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden bis zu 90 % des Rechnungsbetrags.

Der entscheidende Vorteil liegt in den Kosten und der Flexibilität. Während ein Kontokorrentkredit oft mit Zinsen von 4-6 % p.a. plus Kommissionen zu Buche schlägt und eine starre Limite hat, sind die Factoring-Gebühren mit 1-3 % des Rechnungsumsatzes oft transparenter und planbarer. Zudem wächst die Finanzierungslinie dynamisch mit Ihrem Umsatz mit: Mehr Aufträge bedeuten mehr einreichbare Rechnungen und somit mehr Liquidität. Ein weiterer, oft unterschätzter Vorteil: Der Factoring-Partner übernimmt das professionelle Debitorenmanagement, was Sie administrativ entlastet und Ihre Kundenbeziehungen schont.

Ein konkretes Beispiel aus der Praxis zeigt die Effektivität: Ein Schweizer Handwerksunternehmen, das durch lange Zahlungsziele seiner Grosskunden regelmässig in Liquiditätsengpässe geriet, konnte durch die Zusammenarbeit mit einem Anbieter wie der MantaFlow Finance AG seine Liquidität sofort stabilisieren. Statt monatelang auf Zahlungen zu warten, war das Geld nun planbar innerhalb eines Tages verfügbar, was den Einkauf von Material und die pünktliche Lohnzahlung sicherstellte.

Kauf oder Leasing: Was schont die Eigenkapitalquote bei neuen Maschinen besser?

Die Anschaffung einer neuen Produktionsmaschine oder eines modernen Fahrzeugparks ist eine grosse Investition, die die Liquidität eines KMU stark belasten kann. Die klassische Finanzierung über einen Bankkredit führt zum Kauf des Guts, welches dann als Anlagevermögen in Ihrer Bilanz aktiviert wird. Dies hat einen direkten negativen Effekt: Die Bilanzsumme erhöht sich, während das Eigenkapital gleich bleibt. Das Resultat ist eine sinkende Eigenkapitalquote – eine wichtige Kennzahl, die von Banken und Investoren zur Beurteilung Ihrer Bonität herangezogen wird.

Hier bietet das Operating-Leasing eine strategisch überlegene Alternative. Anstatt die Maschine zu kaufen, mieten Sie diese für eine feste Laufzeit. Die Leasingraten werden direkt als Betriebsaufwand verbucht und die Maschine erscheint nicht in Ihrer Bilanz. Dadurch bleibt die Bilanzsumme unverändert und Ihre Eigenkapitalquote wird geschont. Dies signalisiert finanzielle Stabilität und verbessert Ihre Verhandlungsposition bei zukünftigen Finanzierungsgesprächen. Zudem wird der Cashflow durch gleichmässige, planbare Monatsraten geschont, anstatt durch einen hohen einmaligen Kaufpreis belastet zu werden.

Ein besonders flexibles Instrument ist das Sale-and-Lease-Back. Haben Sie bereits Maschinen gekauft und benötigen kurzfristig Liquidität? Sie können diese Anlagen an eine Leasinggesellschaft verkaufen und direkt wieder zurückleasen. Sie erhalten sofort den Kaufpreis als Liquidität und zahlen fortan eine monatliche Leasingrate, während Sie die Maschine ohne Unterbruch weiter nutzen. Dies ist ein eleganter Weg, um gebundenes Kapital freizusetzen, ohne den Betrieb zu stören.

Die folgende Gegenüberstellung verdeutlicht die zentralen bilanziellen Unterschiede zwischen Kauf und Operating-Leasing und zeigt, warum Leasing oft die klügere Wahl zur Schonung Ihrer Finanzkennzahlen ist.

Kauf vs. Leasing: Bilanzielle Auswirkungen im Überblick
Kriterium Maschinenkauf Operating-Leasing
Bilanzierung Erhöht Bilanzsumme (Anlagevermögen) Nur als Aufwand verbucht
Eigenkapitalquote Sinkt durch höhere Bilanzsumme Bleibt unverändert
Cash Flow Effekt Hoher einmaliger Abfluss Gleichmässige monatliche Raten
Sale-and-Lease-Back Option Möglich nach Kauf Nicht anwendbar

Wann lohnt sich Mezzanine-Kapital, um Wachstum ohne Stimmrechtsverlust zu finanzieren?

Ihr KMU steht vor einer grossen Wachstumschance – sei es eine Expansion ins Ausland, die Übernahme eines Konkurrenten oder die Entwicklung eines neuen Produkts. Die Hausbank winkt bei der benötigten Finanzierungssumme ab und die Aufnahme von neuem Eigenkapital würde bedeuten, wertvolle Firmenanteile und damit Stimmrechte abzugeben. Genau in diesem Spannungsfeld positioniert sich Mezzanine-Kapital als eine hybride Finanzierungsform, die die Vorteile von Eigen- und Fremdkapital kombiniert.

Mezzanine-Kapital ist im Grunde ein nachrangiges Darlehen. Das heisst, im Falle einer Insolvenz werden zuerst die Forderungen der klassischen Fremdkapitalgeber (z.B. Banken) bedient. Aufgrund dieses höheren Risikos für den Kapitalgeber sind die Zinsen höher als bei einem Bankkredit, dafür verlangt der Investor aber in der Regel keine Stimmrechte und keine dinglichen Sicherheiten. Für Sie als Unternehmer bedeutet das: Sie erhalten das nötige Wachstumskapital, ohne die Kontrolle über Ihr Unternehmen zu verlieren. Zudem wird Mezzanine-Kapital von Banken oft als „wirtschaftliches Eigenkapital“ betrachtet, was Ihre Bilanzstruktur stärkt und zukünftige Bankfinanzierungen erleichtern kann.

Besonders im aktuellen Schweizer Marktumfeld gewinnt diese Finanzierungsform an Bedeutung. Wie Christian Waldvogel, Managing Partner der Renaissance Anlagestiftung, in einem Interview erklärt, hat die Konsolidierung im Bankensektor neue Chancen für alternative Anbieter eröffnet. Gerade bei komplexen Finanzierungen über 30 Millionen Franken positionieren sich neue Akteure.

Der Schritt hat zu einer deutlichen Öffnung des Marktes für KMU-Finanzierungen geführt, da sich heute neue Akteure bei solchen komplexen Finanzierungen mit hohen Beträgen positionieren.

– Christian Waldvogel, Renaissance Anlagestiftung, Managing Partner

Mezzanine-Kapital ist ideal für etablierte KMU mit einem stabilen Cashflow und klaren Wachstumsperspektiven, deren Finanzierungsbedarf die Möglichkeiten der Hausbank übersteigt. Es ist das Instrument der Wahl, um grosse Sprünge zu wagen, ohne das Steuer aus der Hand zu geben.

Der Fehler im Businessplan, der bei Schweizer Regionalbanken zur sofortigen Ablehnung führt

Während Grossbanken ihre Entscheidungen zunehmend auf standardisierte Ratings stützen, legen Schweizer Regional- und Kantonalbanken noch immer grossen Wert auf den Businessplan und den persönlichen Eindruck. Sie sehen sich als Partner der lokalen Wirtschaft. Genau hier liegt jedoch eine häufige Fehlerquelle: Viele KMU präsentieren einen generischen, austauschbaren Businessplan, der die spezifische DNA der Schweizer Wirtschaftsstruktur und die föderale Denkweise ignoriert. Der grösste Fehler ist die fehlende regionale Relevanz.

Ein Bankberater in Appenzell, im Jura oder im Tessin will nicht nur wissen, wie profitabel Ihr Geschäftsmodell ist, sondern welchen konkreten Nutzen es für seine Region stiftet. Ein Businessplan, der nicht explizit aufzeigt, wie viele Arbeitsplätze lokal geschaffen oder erhalten werden, welche Aufträge an lokale Zulieferer vergeben werden und wie das Unternehmen zur lokalen Wertschöpfung beiträgt, verfehlt sein Ziel. Er wirkt austauschbar und zeugt von mangelndem Verständnis für das Selbstverständnis einer Regionalbank.

Um bei einer Schweizer Regionalbank zu überzeugen, muss Ihr Businessplan daher über die reinen Zahlen hinausgehen und eine lokale Geschichte erzählen. Berücksichtigen Sie die folgenden, oft vernachlässigten Punkte:

  • Regionaler Nutzen: Beziffern Sie konkret die Anzahl der Arbeitsplätze und den Beitrag zur lokalen Wirtschaft. Zeigen Sie auf, wie Sie die Region stärken.
  • Kantonale Differenzierung: Passen Sie Ihre Argumentation an die jeweilige Sprachregion (D-CH, F-CH, I-CH) und deren kulturelle Eigenheiten an. Ein Plan für die Zürcher Kantonalbank darf nicht identisch sein mit einem für die Banque Cantonale Vaudoise.
  • Währungsrisiko-Management: Insbesondere für exportorientierte KMU ist die Volatilität des EUR/CHF-Kurses ein zentrales Risiko. Ein Businessplan ohne eine konkrete Absicherungsstrategie (z.B. Devisentermingeschäfte) wird als unvollständig und naiv bewertet.
  • Starke Eigenkapitalquote: Wie eine Analyse von LEND.ch betont, sind Firmenkredite primär für Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital gedacht. Zeigen Sie auf, wie Sie diese Quote aktiv stärken.

Wie setzen Sie in 30 Tagen 50’000 CHF durch Working Capital Management frei?

Die Suche nach externer Liquidität lässt viele Unternehmer einen entscheidenden Punkt übersehen: Die grösste und günstigste Liquiditätsquelle liegt oft im eigenen Unternehmen brach – im sogenannten Working Capital. Ineffizienzen im Management von Forderungen, Verbindlichkeiten und Lagerbeständen binden unnötig Kapital, das für den operativen Betrieb fehlt. Die Dringlichkeit dieses Themas ist enorm, denn Branchenanalysen zeigen, dass in der Schweiz bis zu 9 von 10 Firmenkonkursen eine direkte Folge von Liquiditätsengpässen sind und nicht von mangelnder Profitabilität.

Das Ziel des Working Capital Managements ist es, den „Cash-to-Cash“-Zyklus – die Zeitspanne von der Bezahlung Ihrer Lieferanten bis zum Zahlungseingang Ihrer Kunden – zu verkürzen. Schon kleine Anpassungen können eine grosse Wirkung entfalten. Ein disziplinierter 30-Tage-Aktionsplan kann in einem mittelgrossen KMU schnell 50’000 CHF oder mehr freisetzen. Konzentrieren Sie sich auf drei zentrale Hebel:

  1. Beschleunigung der Fakturierung (Tag 1-10): Stellen Sie erbrachte Leistungen sofort und ohne Verzögerung in Rechnung. Warten Sie nicht bis zum Monatsende. Jeder Tag, den eine Rechnung früher beim Kunden ist, ist ein Tag, den Sie früher bezahlt werden können.
  2. Verschärfung des Mahnwesens (Tag 11-20): Definieren Sie einen klaren und konsequenten Mahnprozess. Eine erste freundliche Erinnerung nach 10 Tagen, eine Mahnung mit Betreibungsandrohung nach 20 Tagen. Automatisierte Systeme können hier helfen, den Prozess ohne Emotionen und mit hoher Disziplin umzusetzen.
  3. Optimierung der Zahlungsziele (Tag 21-30): Prüfen Sie Ihre eigenen Zahlungsziele. Können Sie bei Lieferanten längere Fristen aushandeln? Bieten Sie Ihren Kunden im Gegenzug Skonto für schnellere Zahlungen an? Ein Skonto von 2% für eine Zahlung innert 10 statt 30 Tagen entspricht einem Jahreszins von 36% – eine Investition, die sich lohnen kann.

Um die verborgenen Liquiditätsreserven in Ihrem Unternehmen systematisch zu identifizieren, ist eine strukturierte Analyse unerlässlich. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, die kritischen Punkte in Ihrem Working Capital zu durchleuchten.

Ihr Auditplan für das Working Capital Management

  1. Debitoren analysieren: Listen Sie Ihre Top-10-Kunden nach offenen Forderungen auf. Wie viele Tage sind deren Rechnungen im Schnitt überfällig?
  2. Fakturierungsprozess prüfen: Wie viele Tage vergehen im Schnitt zwischen Leistungserbringung und Rechnungsversand? Identifizieren Sie die Engpässe.
  3. Kreditoren-Ziele bewerten: Vergleichen Sie die Zahlungsziele, die Sie gewähren (z.B. 30 Tage), mit denen, die Sie erhalten (z.B. 30 Tage). Gibt es hier ein Ungleichgewicht?
  4. Lagerbestände durchleuchten: Identifizieren Sie die „Top 5“-Lagerhüter (Produkte mit dem geringsten Umschlag). Welcher Kapitalwert ist darin gebunden?
  5. Aktionsplan definieren: Legen Sie für jeden der vier Punkte eine konkrete, messbare Massnahme für die nächsten 30 Tage fest (z.B. „Reduktion der durchschnittlichen Forderungslaufzeit um 5 Tage“).

Warum frisst der Wechselkurs 20 % Ihres Gewinns, wenn Sie nicht hedgen?

Für Schweizer KMU, die Waren oder Dienstleistungen im Euroraum einkaufen oder verkaufen, ist das Wechselkursrisiko keine theoretische Grösse, sondern ein knallharter Kostenfaktor. Eine plötzliche Aufwertung des Frankens um wenige Rappen kann die mühsam erarbeitete Marge zunichtemachen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Sie kalkulieren einen Auftrag mit einer Marge von 10’000 EUR bei einem Kurs von 1.00 CHF/EUR. Fällt der Kurs bis zur Zahlung auf 0.98, schmilzt Ihr Gewinn in Franken um 2%. Bei grösseren Volumina und stärkeren Schwankungen können so schnell bis zu 20% des Jahresgewinns oder mehr durch Währungseffekte verloren gehen.

Sich diesem Risiko passiv auszuliefern, ist ein strategischer Fehler. Die Absicherung gegen Währungsschwankungen, das sogenannte Hedging, ist kein Privileg von Grosskonzernen, sondern ein zugängliches und notwendiges Instrument für jedes export- oder importorientierte KMU. Das Ziel ist nicht, mit Währungsschwankungen zu spekulieren, sondern Planungssicherheit zu schaffen. Sie fixieren heute einen Wechselkurs für eine zukünftige Transaktion und eliminieren so die Unsicherheit.

Es gibt verschiedene Instrumente, die sich in Komplexität und Kosten unterscheiden. Die Wahl des richtigen Instruments hängt vom Transaktionsvolumen und der Risikobereitschaft ab. Eine Übersicht des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO zeigt die gängigsten Optionen für KMU.

Die gängigsten Absicherungsinstrumente lassen sich anhand ihrer Komplexität und Kosten vergleichen, wie eine Analyse des SECO für KMU zeigt.

Hedging-Instrumente für KMU im Vergleich
Instrument Mindestvolumen Kosten Komplexität
Devisentermingeschäft Ab 10’000 EUR 0.5-1% Spread Einfach
Natürliches Hedging (EUR-Konto) Keine Limite Kontogebühren Sehr einfach
Währungsoptionen Ab 50’000 EUR 2-4% Prämie Komplex

Das einfachste Instrument ist das Devisentermingeschäft. Sie vereinbaren heute mit Ihrer Bank den Kauf oder Verkauf eines bestimmten Euro-Betrags zu einem fixen Kurs an einem zukünftigen Datum. Dies ist unkompliziert und bereits für kleinere Volumen möglich. Wer regelmässig Einnahmen und Ausgaben in Euro hat, kann durch ein Fremdwährungskonto ein „natürliches Hedging“ betreiben und so Transaktionskosten sparen.

Der Irrtum bei der Lagerhaltung, der Ihre Liquidität unnötig bindet

Ein gut gefülltes Lager vermittelt ein Gefühl von Sicherheit: Man ist jederzeit lieferfähig und vor Produktionsausfällen geschützt. Doch dieses Gefühl hat einen hohen Preis. Der grösste Irrtum vieler KMU-Inhaber ist die Annahme, die Lagerkosten bestünden nur aus der Miete für die Lagerhalle. In Wahrheit sind die tatsächlichen Kosten weit höher. Experten schätzen, dass die gesamten Lagerkosten, inklusive gebundenem Kapital (Kapitalkosten), Versicherung, Personal und dem Risiko der Veralterung oder Beschädigung der Ware, zwischen 15% und 25% des Warenwerts pro Jahr betragen. Ein Lagerbestand von 200’000 CHF kostet Sie also jährlich bis zu 50’000 CHF.

Jeder Artikel im Lager ist gebundenes Kapital, das nicht für Investitionen, Lohnzahlungen oder Schuldentilgung zur Verfügung steht. Eine hohe Lagerhaltung ist somit ein direkter Angriff auf Ihre Liquidität. Das Ziel muss es sein, den Lagerumschlag zu maximieren und den Bestand auf das strategisch notwendige Minimum zu reduzieren, ohne die Lieferfähigkeit zu gefährden. Der Schlüssel dazu liegt in einer differenzierten Betrachtung des Lagers mittels einer ABC-Analyse.

Teilen Sie Ihre Lagerartikel in drei Kategorien ein, um Ihre Ressourcen gezielt einzusetzen. Am Beispiel eines Schweizer Veloherstellers könnte dies so aussehen:

  • A-Teile (z.B. hochwertige Shimano-Schaltungen): Machen einen hohen Wert, aber eine geringe Menge aus. Hier sind Just-in-Time-Liefervereinbarungen mit Lieferanten ideal, um die Lagerhaltung zu minimieren.
  • B-Teile (z.B. Rahmen): Mittlerer Wert, mittlere Menge. Hier ist ein Sicherheitsbestand von 2-4 Wochen sinnvoll, um flexibel zu bleiben.
  • C-Teile (z.B. Schrauben, Kleinteile): Geringer Wert, hohe Menge. Hier lohnt sich ein grosszügiger Lagerbestand, da die Kosten für das gebundene Kapital gering sind, ein Produktionsstopp wegen einer fehlenden Schraube aber katastrophal wäre.

Moderne Softwarelösungen können die Verwaltung erheblich erleichtern, indem sie Echtzeitdaten zu Lagerbeständen und Verkäufen liefern und so eine optimierte Disposition ermöglichen. Ein weiterer Ansatz ist das Konsignationslager: Hierbei lagert der Lieferant seine Ware bei Ihnen, sie bleibt aber bis zur Entnahme für die Produktion in seinem Besitz. Sie bezahlen erst, wenn Sie die Ware tatsächlich verbrauchen und binden so kein eigenes Kapital.

Das Wichtigste in Kürze

  • Finanzielle Souveränität entsteht durch einen intelligenten Mix verschiedener, bankenunabhängiger Finanzierungsinstrumente, nicht durch die Abhängigkeit von einem einzigen Kreditgeber.
  • Die grösste und günstigste Liquiditätsquelle liegt oft ungenutzt im eigenen Unternehmen – eine Optimierung des Working Capital kann enorme Mittel freisetzen.
  • Externe Faktoren wie Wechselkursschwankungen und zukünftige ESG-Anforderungen sind keine Nebensächlichkeiten, sondern kritische Faktoren, die die Kosten Ihres Kapitals direkt beeinflussen und aktiv gemanagt werden müssen.

Warum zahlen Sie bald höhere Kreditzinsen, wenn Ihr Schweizer KMU keinen ESG-Rating hat?

Für viele KMU-Inhaber klingen die Buchstaben ESG – Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) – noch immer nach einem Thema für Grosskonzerne und börsenkotierte Unternehmen. Dies ist ein gefährlicher Trugschluss. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist längst im Schweizer Finanzsektor angekommen und wird in naher Zukunft direkten Einfluss auf die Kosten und die Verfügbarkeit von Krediten für KMU haben.

Banken werden durch Regulatoren und Investoren zunehmend dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Kreditportfolios auszuweisen. Ein KMU mit hohem Energieverbrauch, ohne soziale Standards für seine Mitarbeitenden oder mit einer undurchsichtigen Führungsstruktur stellt für eine Bank ein höheres Risiko dar – ein Risiko, das sie sich durch höhere Zinsen oder strengere Auflagen bezahlen lassen wird. Im Umkehrschluss werden Unternehmen mit einem guten ESG-Profil von besseren Konditionen profitieren. Branchenbeobachtungen bestätigen diesen Trend: Grossbanken wie die Zürcher Kantonalbank und UBS integrieren bereits ESG-Faktoren in ihre Kreditwürdigkeitsprüfung für KMU.

Sich proaktiv mit dem Thema ESG auseinanderzusetzen, ist daher keine ideologische Frage, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit zur langfristigen Liquiditätssicherung. Es geht nicht darum, von heute auf morgen klimaneutral zu werden, sondern darum, erste, glaubwürdige Schritte zu unternehmen und diese zu dokumentieren. Bereits einfache Massnahmen können einen grossen Unterschied machen und Ihre Position gegenüber Kapitalgebern stärken:

  • Umwelt (E): Wechseln Sie zu einem Anbieter von Schweizer Ökostrom (z.B. ewz.öko) und beantragen Sie ein GEAK-Zertifikat (Gebäudeenergieausweis der Kantone), um die Energieeffizienz Ihres Betriebsgebäudes nachzuweisen.
  • Soziales (S): Dokumentieren Sie Ihr lokales Engagement, wie z.B. Spenden an einen lokalen Verein (steuerlich absetzbar), oder bieten Sie flexible Arbeitszeitmodelle an.
  • Governance (G): Erstellen Sie einen einfachen Verhaltenskodex für Ihre Lieferanten, der auf Schweizer Standards basiert, und definieren Sie klare Verantwortlichkeiten im Management.

Warten Sie nicht, bis Ihre Bank Sie danach fragt. Beginnen Sie jetzt damit, Ihre ESG-Leistungen zu erfassen und zu steuern. Dies wird nicht nur Ihr Risikoprofil verbessern, sondern auch Ihre Attraktivität als Arbeitgeber und Geschäftspartner steigern.

Die Integration von Nachhaltigkeit ist eine Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens. Verstehen Sie die Kriterien und beginnen Sie mit der Umsetzung, denn ein fehlendes ESG-Profil wird bald zu einem konkreten finanziellen Nachteil.

Die Sicherung der Liquidität geht weit über die kurzfristige Beschaffung von Geld hinaus. Sie ist der Grundstein für strategische Unabhängigkeit und unternehmerische Freiheit. Indem Sie einen diversifizierten Mix aus den hier vorgestellten, bankenunabhängigen Instrumenten intelligent einsetzen, wandeln Sie eine Position der Abhängigkeit in eine Position der Stärke um. Beginnen Sie noch heute damit, eine Analyse Ihrer eigenen Finanzstruktur vorzunehmen, um die passenden Hebel für Ihr KMU zu identifizieren und Ihre finanzielle Souveränität für die Zukunft zu sichern.

Geschrieben von Beat Hürlimann, Eidgenössisch diplomierter Treuhandexperte und Unternehmensberater mit über 25 Jahren Erfahrung in der Finanzberatung für Schweizer KMU. Spezialisiert auf Steueroptimierung, Währungsabsicherung und Nachfolgeregelungen.