
Statt nur Wasser zu sparen, müssen Schweizer Landwirte die Wasserproduktivität ihres gesamten Betriebs steigern.
- Technische Effizienz durch Tröpfchenbewässerung ist die Grundlage, aber nicht die ganze Lösung.
- Wahre Resilienz entsteht durch die intelligente Kombination aus verbesserter Bodengesundheit, angepasster Sortenwahl und datengestützter Präzisionsagronomie.
Empfehlung: Analysieren Sie Ihren Betrieb als Gesamtsystem, um die grössten Hebel zur Steigerung Ihrer Wasserproduktivität zu identifizieren.
Die Bilder von ausgedörrten Feldern und niedrigen Pegelständen in Bächen und Flüssen sind für Landwirte im Schweizer Mittelland und im Wallis längst keine Seltenheit mehr. Die heissen, trockenen Sommer der letzten Jahre stellen die Landwirtschaft vor eine existenzielle Frage: Wie kann die Ernte gesichert werden, wenn Wasser zur Mangelware wird? Viele greifen reflexartig zur Bewässerungskanone oder hoffen auf Regen. Doch diese Ansätze sind reaktiv und oft nicht nachhaltig.
Die landläufige Meinung konzentriert sich meist auf einzelne Massnahmen: Wasser sparen, trockenheitstolerante Sorten anbauen oder neue Wasserspeicher bauen. Diese Punkte sind zwar wichtig, greifen aber zu kurz. Sie behandeln Symptome, nicht die Ursache. Der Schlüssel zur Sicherung der Erträge liegt nicht in isolierten Aktionen, sondern in einem fundamentalen Wandel der Denkweise. Es geht darum, den eigenen Betrieb als ein vernetztes Ökosystem zu verstehen, in dem jede Entscheidung – von der Bodenbearbeitung bis zum Düngemitteleinsatz – die Wassereffizienz beeinflusst.
Dieser Artikel bricht mit der reinen Auflistung von Tipps. Er führt Sie durch eine integrierte Strategie, die auf dem Prinzip der Systemresilienz basiert. Wir werden beleuchten, wie technische Innovationen, agronomisches Wissen und ein tiefes Verständnis für den Boden ineinandergreifen, um nicht nur Wasser zu sparen, sondern die Wasserproduktivität – den Ertrag pro Liter Wasser – gezielt zu maximieren. Es ist ein proaktiver Ansatz, der darauf abzielt, die Widerstandsfähigkeit Ihres Betriebs von Grund auf zu stärken, anstatt nur auf die nächste Dürreperiode zu reagieren.
In den folgenden Abschnitten werden wir die Bausteine dieser Strategie detailliert untersuchen. Sie erfahren, wie Sie von bewährten Techniken bis hin zu modernster Technologie alle verfügbaren Hebel nutzen können, um Ihren Betrieb für die klimatischen Herausforderungen der Zukunft fit zu machen.
Inhaltsverzeichnis: Strategien zur Erntesicherung bei Wasserknappheit
- Warum spart Tröpfchenbewässerung 50 % Wasser gegenüber der Kanone?
- Wie erhalten Sie eine Bewilligung für einen Wasserspeicher auf Ihrem Land?
- Sorghum statt Mais: Welche Kulturen überleben den Hitzesommer besser?
- Der Streit ums Wasser, wenn die Bäche im Jura trockenfallen
- Wie erhöht Mulchsaat die Wasserhaltefähigkeit Ihres Bodens?
- Warum sparen Sie 30 % Dünger durch den Einsatz von Multispektralkameras?
- Staumauer erhöhen oder Solarpanels installieren: Was ist landschaftlich verträglicher?
- Wie steigern Schweizer Bauern ihre Erträge durch Drohnen und Feldroboter?
Warum spart Tröpfchenbewässerung 50 % Wasser gegenüber der Kanone?
Die Bewässerungskanone, die grosse Wasserwolken über das Feld schickt, ist ein vertrauter Anblick. Doch ein Grossteil dieses Wassers erreicht nie die Pflanzenwurzeln. Es verdunstet an heissen Tagen in der Luft oder wird vom Wind verweht. Die Tröpfchenbewässerung verfolgt einen radikal anderen Ansatz: Sie bringt das Wasser langsam und gezielt genau dorthin, wo es gebraucht wird – direkt in den Wurzelbereich. Dadurch wird die Verdunstung auf ein Minimum reduziert und praktisch jeder Tropfen wird von der Pflanze genutzt. Während die Kanone eine Effizienz von oft nur 60-70 % erreicht, liegt sie bei der Tröpfchenbewässerung bei über 90 %. Eine Einsparung von 50 % Wasser ist daher eine realistische Grösse in der Praxis.
Doch es geht nicht nur um die Wassermenge. Die Tröpfchenbewässerung verhindert, dass die Blätter der Kulturen unnötig benetzt werden, was das Risiko von Pilzkrankheiten wie Mehltau signifikant senkt. Gleichzeitig ermöglicht das System die sogenannte Fertigation: die präzise Ausbringung von flüssigen Düngemitteln zusammen mit dem Bewässerungswasser. Die Nährstoffe gelangen so direkt an die Wurzeln und werden optimal aufgenommen, was den Düngerverbrauch reduziert und Auswaschungen ins Grundwasser vermeidet. Die Technologie steigert also nicht nur die Wasser-, sondern auch die Nährstoffeffizienz.
Langzeitversuche von Agroscope zeigten jedoch auch, wie wichtig eine systemspezifische Betrachtung ist. Bei Versuchen mit Kartoffeln zwischen 2008 und 2010 reagierten die Sorten Agria und Charlotte unterschiedlich auf die Tröpfchenbewässerung. Während Agria höhere Stärkegehalte entwickelte, aber anfälliger für Pulverschorf wurde, zeigte Charlotte kaum Effekte. Dies unterstreicht, dass die Wahl der Technologie immer im Kontext der spezifischen Kultur und Sorte erfolgen muss. Es ist ein perfektes Beispiel für die Notwendigkeit einer integrierten Strategie statt einer reinen Technologielösung.
Ihr Aktionsplan: Implementierung eines Tröpfchenbewässerungssystems
- Wasserbedarf bestimmen: Analysieren Sie den exakten Wasserbedarf Ihrer Kulturen und berücksichtigen Sie dabei die spezifische Bodenbeschaffenheit Ihres Standorts.
- Systemwahl treffen: Entscheiden Sie zwischen oberirdischer und unterirdischer Verlegung (SDI), basierend auf Kulturart und Bearbeitungsmethoden.
- Hanglagen berücksichtigen: Installieren Sie druckkompensierende Tropfer, um eine gleichmässige Wasserabgabe auch in unebenem Gelände sicherzustellen.
- Automatisierung prüfen: Integrieren Sie Bodensensoren, die die Bodenfeuchtigkeit messen und die Bewässerung automatisch und bedarfsgerecht steuern.
- Wasserqualität sichern: Planen Sie eine adäquate Filtrationstechnik ein, insbesondere bei kalkhaltigem Wasser, wie es oft im Jura vorkommt, um ein Verstopfen der Tropfer zu verhindern.
Wie erhalten Sie eine Bewilligung für einen Wasserspeicher auf Ihrem Land?
Die effizienteste Bewässerungstechnik nützt wenig, wenn in kritischen Phasen kein Wasser verfügbar ist. Ein eigener Wasserspeicher – sei es ein Teich, ein Becken oder ein unterirdischer Tank – kann diese Lücke schliessen und die betriebliche Unabhängigkeit erhöhen. Doch der Bau solcher Anlagen ist in der Schweiz streng reglementiert. Wasser ist ein öffentliches Gut, und seine Nutzung unterliegt kantonalem Recht. Das Bundesamt für Landwirtschaft schätzt den Wasserbedarf für die Bewässerung auf rund 144 Millionen m³ in einem durchschnittlichen Trockenjahr, was die Relevanz einer geordneten Verteilung unterstreicht.
Der erste und wichtigste Schritt ist die frühzeitige Kontaktaufnahme mit der zuständigen kantonalen Behörde, meist dem Amt für Umwelt oder dem Landwirtschaftsamt. Sie müssen ein detailliertes Baugesuch einreichen, das nicht nur die technischen Pläne des Speichers umfasst, sondern auch ein nachvollziehbares Nutzungskonzept. Darin müssen Sie darlegen, warum der Speicher notwendig ist, wie viel Wasser Sie benötigen und wie Sie sicherstellen, dass keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt entstehen. Besonders bei der Entnahme von Wasser aus öffentlichen Gewässern wie Bächen oder Flüssen zur Befüllung des Speichers sind die Hürden hoch.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind klar und geben dem Schutz der Gewässer Vorrang. Wie das Amt für Umwelt des Kantons Thurgau betont, ist die Einhaltung der Restwassermengen entscheidend.
Solche landwirtschaftliche Nutzungen von öffentlichem Wasser sind grundsätzlich an Auflagen und Bedingungen geknüpft und bedürfen einer Bewilligung oder Konzession. Bei der Entnahme von Wasser für die Bewässerung oder Beregnung von Kulturen müssen die geltenden Restwasserbestimmungen eingehalten werden. Der Schutz der Gewässer hat Vorrang gegenüber den Interessen einer Wasserentnahme.
– Amt für Umwelt Kanton Thurgau, Bewässerungen Landwirtschaft – Kanton Thurgau
Eine Bewilligung wird wahrscheinlicher, wenn Sie nachweisen können, dass Sie das gespeicherte Wasser äusserst effizient nutzen, beispielsweise durch die Kombination des Speichers mit einer Tröpfchenbewässerungsanlage. Zeigen Sie auf, dass Ihr Projekt Teil einer ganzheitlichen Wassermanagement-Strategie ist. Die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Planungsbüro kann helfen, die komplexen Anforderungen zu erfüllen und das Gesuch erfolgreich durch den Prozess zu bringen.
Sorghum statt Mais: Welche Kulturen überleben den Hitzesommer besser?
Die Anpassung an die Trockenheit findet nicht nur in der Technik, sondern auch auf dem Feld statt. Die Wahl der richtigen Kulturpflanze ist ein entscheidender Hebel, um die Resilienz des Betriebs zu erhöhen. Mais, eine der wichtigsten Futterpflanzen in der Schweiz, hat einen hohen Wasserbedarf und leidet stark unter Hitzestress. Hier rücken Alternativen wie Sorghum immer mehr in den Fokus. Als C4-Pflanze ist Sorghum extrem hitzetolerant und kommt mit deutlich weniger Wasser aus. Laut KWS, einem führenden Saatzuchtunternehmen, hat Sorghum mit nur 200-300 Litern Wasser pro kg Trockenmasse einen deutlich geringeren Bedarf als viele andere Kulturen.
Sorghum kann als Körner-, Silo- oder Biomassepflanze genutzt werden und bietet somit eine flexible Alternative zu Silomais. Die Pflanze bildet ein tiefes und weitverzweigtes Wurzelsystem aus, das Wasser aus tieferen Bodenschichten erschliessen kann. Dies macht sie zu einer idealen Kultur für Standorte im Mittelland oder Wallis, die regelmässig von Sommertrockenheit betroffen sind. Die Umstellung erfordert zwar eine Anpassung in Anbau und Ernte, doch die erhöhte Ertragssicherheit kann diesen Aufwand rechtfertigen.

Neben Sorghum gibt es weitere spannende Nischenkulturen, die gut mit Trockenheit zurechtkommen. Ein Beispiel ist die Kichererbse. Rolf Schweizer, ein Bio-Bauer aus Peyres-Possens (VD), hat Pionierarbeit geleistet und baut seit mehreren Jahren erfolgreich Kichererbsen an. Er berichtet von Erträgen um eine Tonne Trockengewicht pro Hektare. „Durch den Klimawandel wird die Kichererbse, die gut mit Trockenheit zurechtkommt, für den Schweizer Anbau interessant“, erklärt er. Solche Beispiele zeigen, dass agronomische Innovation und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, entscheidend sind. Es geht darum, das Anbauportfolio zu diversifizieren und nicht alles auf eine Karte zu setzen.
Die Auswahl der richtigen Kultur ist ein Kernelement der Systemresilienz. Sie reduziert die Abhängigkeit von intensiver Bewässerung und stabilisiert die Erträge auf natürliche Weise. Es ist eine bewusste agronomische Entscheidung, die die ökonomische Stabilität des Betriebs langfristig sichert.
Der Streit ums Wasser, wenn die Bäche im Jura trockenfallen
Die zunehmende Wasserknappheit führt unweigerlich zu Nutzungskonflikten. Wenn im Hochsommer die Bäche im Jura oder in anderen Regionen nur noch als Rinnsale fliessen, prallen die Interessen aufeinander: Landwirte, die ihre welkenden Kulturen bewässern müssen, stehen den Anforderungen des Gewässerschutzes und den Bedürfnissen anderer Nutzer gegenüber. Diese Konflikte sind keine abstrakte Gefahr, sondern bereits heute Realität. Die Herausforderung besteht darin, von einem konfrontativen Gegeneinander zu einem kooperativen Miteinander zu finden.
Heinz Ehmann vom Amt für Umwelt Thurgau bringt die Zwickmühle auf den Punkt: „Man muss die Bauern verstehen, die ihre welken Kulturen wässern. Aber auch die Landwirte müssen einsehen, dass es nicht unendlich Wasser gibt.“ Diese Aussage verdeutlicht, dass es keine einfachen Schuldzuweisungen geben kann. Eine Lösung kann nur im Dialog gefunden werden, bei dem alle Beteiligten – Landwirtschaft, Behörden, Umweltschutzorganisationen und die Öffentlichkeit – an einem Tisch sitzen.
Ein wegweisendes Beispiel ist das Pilotprojekt „Klimaresiliente Landwirtschaft“ im Aargauer Bünztal. Diese Region war seit 2003 immer wieder von Wasserknappheit betroffen. Nach dem Hitzesommer 2018 initiierte der Kanton einen Dialogprozess. In diversen Workshops erarbeiteten Landwirte, Behördenvertreter und Experten gemeinsam eine Wissensgrundlage und eine zukunftsorientierte Strategie. Es zeigte sich, dass durch den offenen Austausch Vorurteile abgebaut und gemeinsame Lösungen gefunden werden konnten. Das Projekt identifizierte nicht nur den Bedarf an wassersparenden Bewässerungssystemen wie der Tröpfchenbewässerung, sondern schuf auch ein gemeinsames Verständnis für die Dringlichkeit und die Notwendigkeit von Kompromissen.
Solche Projekte zeigen, dass der Schlüssel zur Lösung der Wasserkonflikte in der regionalen Kooperation und strategischen Planung liegt. Anstatt individuell um die letzten Wasserreserven zu kämpfen, müssen regionale Wassermanagement-Pläne entwickelt werden. Diese definieren klare Prioritäten, transparente Entnahmeregeln und fördern Investitionen in eine wassereffiziente Infrastruktur. Der „Streit ums Wasser“ kann so in eine gemeinsame Anstrengung für eine nachhaltige Wassernutzung umgewandelt werden.
Wie erhöht Mulchsaat die Wasserhaltefähigkeit Ihres Bodens?
Die beste Strategie gegen Trockenheit beginnt unter unseren Füssen: im Boden. Ein gesunder, humusreicher Boden ist der grösste und kostengünstigste Wasserspeicher, den ein Landwirt besitzt. Konventionelle Bodenbearbeitung mit dem Pflug bricht jedoch die Bodenstruktur auf, beschleunigt den Humusabbau und macht den Boden anfällig für Erosion und Verdunstung. Die Mulchsaat, eine Form der konservierenden Bodenbearbeitung, kehrt diesen Prozess um. Dabei wird auf das Pflügen verzichtet und die neue Saat direkt in die Ernterückstände der Vorfrucht gelegt. Diese Mulchschicht wirkt wie eine schützende Decke für den Boden.
Die Vorteile sind vielfältig und direkt auf die Wasserbilanz bezogen:
- Reduzierte Verdunstung: Die Mulchschicht schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung und Wind. Das Wasser bleibt länger im Boden verfügbar.
- Verbesserte Wasseraufnahme: Die kontinuierlichen Regenwurmkanäle und Wurzelgänge in einem ungepflügten Boden wirken wie Dochte, die das Wasser bei Niederschlägen schnell in tiefere Schichten leiten, anstatt es oberflächlich abfliessen zu lassen.
- Erhöhtes Wasserspeichervermögen: Durch die pfluglose Bewirtschaftung und den Aufbau von organischer Substanz (Humus) verbessert sich die Bodenstruktur. Humus wirkt wie ein Schwamm und kann ein Vielfaches seines Eigengewichts an Wasser speichern.
Die Umstellung auf Mulch- oder Direktsaat ist ein langfristiger Prozess, der das gesamte Betriebssystem beeinflusst. Doch die Investition in die Bodengesundheit ist die nachhaltigste Investition in die Trockenheitsresistenz. Die Notwendigkeit wird durch Klimaprognosen untermauert. Laut Agroscope-Modellen für das Bernische Seeland wird der Bewässerungsbedarf bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 40% steigen, wenn keine wirksamen Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen ergriffen werden. Ein gesunder Boden ist die fundamentalste dieser Massnahmen. Er macht den Betrieb nicht nur widerstandsfähiger gegen Trockenheit, sondern auch gegen Starkregenereignisse, da das Wasser besser aufgenommen wird und die Erosionsgefahr sinkt.
Warum sparen Sie 30 % Dünger durch den Einsatz von Multispektralkameras?
Moderne Technologie ermöglicht einen Blick auf die Felder, der dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Multispektralkameras, oft an Drohnen montiert, erfassen das von den Pflanzen reflektierte Licht in verschiedenen Wellenlängen. Aus diesen Daten lassen sich Vegetationsindizes wie der NDVI (Normalized Difference Vegetation Index) berechnen. Diese Indizes geben präzise Auskunft über den Zustand der Pflanzen: Wo sind sie gestresst? Wo fehlt es an Stickstoff? Wo leiden sie unter Wassermangel? Anstatt das gesamte Feld gleichmässig zu behandeln, ermöglicht diese Technologie eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung.
Der Zusammenhang zum Düngersparen ist direkt: Die Kameras zeigen exakt an, welche Zonen im Feld einen höheren Nährstoffbedarf haben und welche bereits gut versorgt sind. Basierend auf diesen „Applikationskarten“ kann ein moderner Düngerstreuer die Ausbringmenge automatisch anpassen. Es wird nur dort gedüngt, wo es wirklich nötig ist. Dies führt nicht nur zu einer Düngereinsparung von bis zu 30 %, sondern hat auch massive ökologische Vorteile. Nährstoffüberschüsse, die ins Grundwasser ausgewaschen werden könnten, werden vermieden.

Diese Präzisionsagronomie verbindet Wassermanagement und Nährstoffmanagement zu einem integrierten System. Ein optimal mit Nährstoffen versorgter Pflanzenbestand ist vitaler und kann Trockenperioden besser überstehen. Umgekehrt zeigt die Multispektralkamera auch Wasserstress an, bevor er mit blossem Auge sichtbar wird. So kann die Bewässerung gezielter und früher gestartet werden. Forschungen von Agroscope bestätigen die systemischen Zusammenhänge: Geringere Sommerniederschläge führen nicht nur zu Trockenstress, sondern laut einer Studie auch zu etwa 25% weniger Nitratauswaschung, weil weniger Nährstoffe aus dem Boden gespült werden – ein Effekt, der durch präzise Düngung noch verstärkt werden kann.
Der Einsatz von Multispektralkameras ist ein Paradebeispiel für das Prinzip der Steigerung der Gesamteffizienz. Es geht nicht mehr nur darum, einen einzelnen Input wie Wasser zu reduzieren, sondern darum, das Zusammenspiel aller Faktoren zu optimieren, um mit weniger Ressourcen einen besseren Ertrag zu erzielen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen.
Staumauer erhöhen oder Solarpanels installieren: Was ist landschaftlich verträglicher?
Wenn lokale Massnahmen nicht ausreichen, rücken grossflächige Infrastrukturprojekte in den Fokus der Diskussion. Zwei Ansätze werden dabei besonders intensiv debattiert: die Erhöhung bestehender Staumauern zur Vergrösserung der Wasserspeicher und die Installation von Agri-Photovoltaik-Anlagen (Agri-PV) über landwirtschaftlichen Kulturen. Beide Optionen versprechen, die Resilienz gegenüber Trockenheit zu erhöhen, haben aber sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Landschaft und das Betriebssystem.
Die Erhöhung von Staumauern ist ein klassischer ingenieurtechnischer Ansatz. Er erhöht direkt die verfügbare Wassermenge für die Stromproduktion und potenziell für die landwirtschaftliche Bewässerung. Der Eingriff in die Landschaft ist jedoch massiv und oft unumkehrbar. Solche Projekte durchlaufen extrem lange und komplexe Genehmigungsverfahren, da sie sensible alpine Ökosysteme und das Landschaftsbild stark beeinträchtigen können. Die Agri-PV hingegen verfolgt einen multifunktionalen Ansatz der „doppelten Ernte“. Die Solarmodule werden über den Kulturen installiert, produzieren Strom und schaffen gleichzeitig ein Mikroklima, das die Pflanzen schützt.
Der folgende Vergleich, basierend auf Analysen des Bundesamts für Umwelt (BAFU), zeigt die zentralen Unterschiede auf.
| Kriterium | Staumauererhöhung | Agri-Photovoltaik |
|---|---|---|
| Wasserverfügbarkeit | Erhöhte Speicherkapazität | Reduzierte Verdunstung |
| Energieproduktion | Mehr Wasserkraft | Direkte Solarenergie |
| Landschaftseingriff | Massiver Eingriff | Moderate Veränderung |
| Mehrfachnutzung | Wasser + Energie | Landwirtschaft + Energie + Schutz |
| Genehmigung | Komplex (BLN, ISOS) | Regional unterschiedlich |
Die Agri-PV bietet Synergien, die weit über die reine Energieproduktion hinausgehen. Die teilweise Beschattung durch die Module reduziert die Bodentemperatur und die Verdunstung – ein direkter Beitrag zur Wassereinsparung. Zudem schützt sie empfindliche Kulturen wie Beeren oder Obst vor Sonnenbrand und Hagel. Forschungen von Agroscope in Conthey zeigen, dass dieser Ansatz die Synergien von Energieproduktion und Landwirtschaft optimal nutzt. Während der Eingriff ins Landschaftsbild bei Agri-PV lokal sichtbar ist, bleibt die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche erhalten und wird sogar aufgewertet. Die Entscheidung zwischen diesen beiden Wegen ist keine rein technische, sondern eine grundlegende strategische Frage über die zukünftige Entwicklung der Schweizer Kulturlandschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Systemdenken statt Einzellösungen: Erfolgreiches Wassermanagement vernetzt Technologie, Bodengesundheit und Sortenwahl.
- Effizienz ist der Schlüssel: Techniken wie Tröpfchenbewässerung und Mulchsaat maximieren die Wasserproduktivität direkt auf dem Feld.
- Datenbasierte Präzision: Drohnen und Sensoren ermöglichen eine gezielte Ausbringung von Wasser und Dünger, was Ressourcen schont und Kosten senkt.
Wie steigern Schweizer Bauern ihre Erträge durch Drohnen und Feldroboter?
Die Zukunft der ressourcenschonenden Landwirtschaft liegt in der intelligenten Automatisierung. Drohnen und Feldroboter sind nicht länger Science-Fiction, sondern werden zu entscheidenden Werkzeugen, um die Prinzipien der Präzisionsagronomie in die Praxis umzusetzen. Sie sind die ausführenden Organe einer datengestützten Strategie und ermöglichen eine Effizienz, die manuell nicht erreichbar wäre. Ihr Einsatz ist der logische letzte Schritt in der Kette, die mit der Datenerfassung durch Multispektralkameras beginnt.
Drohnen werden nicht nur zur Analyse eingesetzt, sondern auch zur gezielten Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln oder Nützlingen. Sie können kranke Pflanzen oder Schädlingsnester punktgenau behandeln, anstatt das gesamte Feld zu besprühen. Dies reduziert den Einsatz von Chemikalien und schont die Umwelt. Feldroboter gehen noch einen Schritt weiter: Autonome Maschinen können Unkraut mechanisch entfernen, was den Herbizidbedarf drastisch senkt, oder Saatgut in optimalen Abständen platzieren. All diese Massnahmen tragen indirekt zum Wassermanagement bei. Ein gesunder, konkurrenzarmer Pflanzenbestand ist vitaler und nutzt das verfügbare Wasser wesentlich effizienter.
Die Studie „Klimaresilienter Ackerbau 2035“, die Agroscope im Auftrag von Schweizer Hagel, fenaco und dem Schweizerischen Bauernverband erstellt hat, stellt das Thema Trockenheit ins Zentrum. Sie fasst den aktuellen Wissensstand zusammen und schlägt Anpassungen vor, bei denen Bewässerung und die Wahl trockenheitstoleranter Sorten im Mittelpunkt stehen. Die Technologien wie Drohnen und Roboter sind die Instrumente, um diese Anpassungen auf dem Feld mit maximaler Präzision umzusetzen. Sie schliessen den Kreis von der Analyse über die Entscheidung bis zur Aktion und ermöglichen eine hochgradig optimierte Betriebsführung.
Die Integration dieser Technologien ist der Höhepunkt einer systemischen Herangehensweise. Sie kombinieren die Vorteile der Bodenschonung (durch leichtere Maschinen), der Präzision (durch gezielte Aktionen) und der Effizienz (durch bedarfsgerechten Ressourceneinsatz). Sie sind der Schlüssel, um die Erträge zu sichern und gleichzeitig die ökologischen und ökonomischen Kosten zu senken.
Um die Herausforderungen der zunehmenden Trockenheit zu meistern, ist ein Umdenken erforderlich. Es geht nicht mehr darum, auf die nächste Dürre zu warten, sondern darum, Ihren Betrieb proaktiv als ein widerstandsfähiges System zu gestalten. Beginnen Sie damit, die Wasserproduktivität Ihrer Flächen zu analysieren und identifizieren Sie die Massnahmen – von der Bodenbearbeitung bis zur Technologiewahl – die für Sie den grössten Hebel bieten.