Veröffentlicht am Mai 12, 2024

RPA ist kein Allheilmittel, sondern ein chirurgisches Werkzeug: Erfolgreiche Kostensenkung in Schweizer Gemeinden hängt von präziser Prozessanalyse, rigoroser Sicherheitsplanung und transparenter Kommunikation ab.

  • Die Amortisation einer RPA-Lösung ist oft in unter 12 Monaten erreichbar, selbst für kleinere Gemeinden.
  • Strikte Einhaltung von Datenschutz (DSG) und Amtsgeheimnis ist durch technische und organisatorische Massnahmen gewährleistet.

Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit der Technologie, sondern mit der Identifikation eines einzelnen, klar definierten Prozesses mit hohem manuellem Aufwand.

Der Kostendruck auf Schweizer Gemeinden wächst stetig. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an eine effiziente und schnelle Verwaltung. In diesem Spannungsfeld suchen Gemeindeschreiber und Verwaltungsleiter nach wirksamen Lösungen. Oft wird Robotic Process Automation (RPA) als Wundermittel zur Kostensenkung präsentiert, das repetitive Aufgaben quasi über Nacht eliminiert und Mitarbeitende für anspruchsvollere Tätigkeiten freispielt.

Dieser generalistische Ansatz führt jedoch häufig zu Enttäuschungen. Eine erfolgreiche Implementierung von Software-Robotern gleicht weniger dem Einsatz einer universellen Maschine als vielmehr einer präzisen Prozess-Chirurgie. Es geht nicht darum, blind zu automatisieren, sondern gezielt jene Abläufe zu identifizieren und zu optimieren, bei denen ein digitaler Assistent den grössten Mehrwert stiftet. Dies erfordert eine strategische Planung, die weit über die reine Technologieauswahl hinausgeht und Aspekte wie Datensicherheit, Amortisation und die Schaffung einer internen Akzeptanz-Architektur berücksichtigt.

Doch wie gelingt dieser Spagat in der Praxis? Die wahre Herausforderung liegt nicht in der Frage, *ob* man automatisiert, sondern *wie*. Der Schlüssel liegt darin, RPA als ein strategisches Werkzeug zu verstehen, das eine sorgfältige Vorbereitung und ein klares Verständnis der regulatorischen Rahmenbedingungen des Schweizer Verwaltungsumfelds erfordert. Nur so lässt sich das volle Potenzial zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung heben, ohne neue Risiken zu schaffen.

Dieser Leitfaden ist prozessorientiert aufgebaut und führt Sie durch die entscheidenden Phasen einer erfolgreichen RPA-Implementierung in einer Schweizer Gemeinde. Er beleuchtet kritische Fragestellungen von der Auswahl geeigneter Aufgaben bis hin zur strategischen Werkzeugwahl und bietet konkrete, auf den Schweizer Kontext zugeschnittene Antworten.

Welche repetitiven Aufgaben in der Einwohnerkontrolle kann ein Bot übernehmen?

Der erste Schritt zur erfolgreichen Automatisierung ist die präzise Identifikation geeigneter Prozesse. Statt grossflächig zu denken, bewährt sich der Ansatz der Prozess-Chirurgie: die gezielte Auswahl von Aufgaben, die durch hohe Wiederholungsraten, klare Regeln und manuelle Datenübertragungen gekennzeichnet sind. In der Einwohnerkontrolle finden sich zahlreiche solcher Kandidaten. Dazu gehören beispielsweise die Bearbeitung von Zuzügen, Wegzügen und Umzügen, bei denen Daten zwischen verschiedenen Systemen (z.B. kommunale Software und kantonale Register) abgeglichen werden müssen. Auch die Erstellung von Wohnsitzbestätigungen oder die Prüfung von Dokumenten auf Vollständigkeit sind ideale Anwendungsfälle.

Ein Software-Roboter kann diese Aufgaben übernehmen, indem er menschliche Interaktionen mit Benutzeroberflächen nachahmt. Er loggt sich in Systeme ein, kopiert Daten aus einem Formular, fügt sie in ein anderes ein, führt Berechnungen durch und versendet standardisierte E-Mails. Dies geschieht rund um die Uhr und ohne Fehler. Die Erfahrung während der COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie schnell sich solche Lösungen implementieren lassen: Kantone Aargau und Zürich konnten mit RPA innerhalb von nur zwei Wochen manuelle Prozesse bei der Auszahlung von Kurzarbeitergeld ersetzen.

Praxisbeispiel: ETOP Stiftung in Bern

Die European Thoracic Oncology Platform (ETOP) Stiftung in Bern zeigt, dass sich RPA auch für kleinere Organisationen lohnt. Mit einem Implementierungsaufwand von knapp sechs Personentagen konnte die Stiftung den Prozess der Statuskontrolle von Patientendaten automatisieren. Das Resultat ist eine jährliche Einsparung von neun bis zehn Personentagen. Diese wertvolle Zeit können die Mitarbeitenden nun für die Analyse und Auswertung der Daten nutzen, anstatt sie mit repetitiver Datenerfassung zu verbringen. Dies illustriert perfekt das Prinzip, menschliche Arbeitskraft für höherwertige, kognitive Aufgaben freizusetzen.

Um die geeignetsten Prozesse zu finden, empfiehlt es sich, die Mitarbeitenden direkt einzubeziehen. Fragen Sie, welche Aufgaben als besonders monoton, fehleranfällig und zeitintensiv empfunden werden. Dies erhöht nicht nur die Treffsicherheit bei der Auswahl, sondern schafft auch von Anfang an Akzeptanz für die digitale Unterstützung.

Makroaufnahme digitalisierter Verwaltungsprozesse in Schweizer Gemeinde

Wie diese Visualisierung andeutet, geht es bei der Automatisierung um den reibungslosen und fehlerfreien Fluss von Informationen. Der Bot agiert als Brücke zwischen Systemen und stellt sicher, dass Daten konsistent und zuverlässig verarbeitet werden, was die Basis für eine moderne und bürgerfreundliche Verwaltung bildet.

Wie setzen Sie RPA ein, ohne das Amtsgeheimnis zu verletzen?

Die Einführung von RPA in der öffentlichen Verwaltung wirft unweigerlich Fragen zur Sicherheit auf, insbesondere in Bezug auf das Amtsgeheimnis und den Datenschutz gemäss dem Schweizer Datenschutzgesetz (DSG). Ein Software-Roboter, der auf sensible Bürgerdaten zugreift, muss mindestens denselben, wenn nicht sogar strengeren Sicherheitsanforderungen genügen als ein menschlicher Mitarbeiter. Die regulatorische Konformität ist daher keine Option, sondern eine zwingende Voraussetzung für jedes Automatisierungsprojekt im öffentlichen Sektor.

Der Schlüssel zur Sicherheit liegt darin, den Bot nicht als eine Blackbox zu betrachten, sondern ihn als eine digitale Identität mit klar definierten Rechten und Pflichten zu behandeln. Dies bedeutet, dass für jeden Bot ein eigenes Benutzerkonto mit spezifischen, auf seine Aufgabe beschränkten Berechtigungen eingerichtet wird. Er darf nur auf jene Anwendungen und Daten zugreifen, die für die Ausführung seines Prozesses absolut notwendig sind (Prinzip der minimalen Rechtevergabe). Zudem muss jede einzelne Aktion des Bots lückenlos und revisionssicher protokolliert werden. So ist jederzeit nachvollziehbar, wann der Bot welche Daten eingesehen oder verändert hat.

Die technische Umsetzung muss sich an den etablierten Standards orientieren, wie sie beispielsweise in der „Strategie Digitale Verwaltung Schweiz“ formuliert sind. Prinzipien wie Sicherheit, Vertrauen und Transparenz sind hierbei leitend. Es geht darum, eine sichere und kontrollierte Umgebung zu schaffen, in der die digitalen Assistenten ihre Aufgaben effizient und regelkonform erledigen können.

Ihre Checkliste für den sicheren RPA-Einsatz

  1. Standards anwenden: Etablierte Richtlinien für Datensicherheit gemäss der Strategie „Digitale Verwaltung Schweiz“ konsequent umsetzen.
  2. Zugriff sichern: Sichere Zugriffsvoraussetzungen schaffen und die Einhaltung des Datenschutzes gemäss den Empfehlungen von Fachstellen wie E-Government Aargau gewährleisten.
  3. Lückenlose Protokollierung: Eine revisionssichere Protokollierung aller Aktionen des Bots implementieren, um volle Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu garantieren.
  4. Rollenbasiertes Konzept: Dem Bot, analog zu menschlichen Mitarbeitern, ein rollenbasiertes Berechtigungskonzept mit minimalen Rechten zuweisen.
  5. Datenpotenzial nutzen: Durch sichere Vernetzung und kontrollierten Zugriff das Potenzial vorhandener Daten besser und konform nutzbar machen.

Wann amortisiert sich eine RPA-Lösung für eine Gemeinde mit 5000 Einwohnern?

Für Verwaltungsleiter unter Kostendruck ist die Frage nach dem Return on Investment (ROI) entscheidend. Die gute Nachricht ist, dass sich RPA-Projekte oft erstaunlich schnell rentieren. Eine Deloitte-Studie zeigt, dass der Return on Investment im Durchschnitt bei weniger als 12 Monaten liegt. Dieser Wert ist nicht nur für Grosskonzerne, sondern auch für kleinere Einheiten wie eine Gemeinde mit 5000 Einwohnern realistisch, sofern das Projekt richtig aufgesetzt ist.

Der Amortisations-Horizont hängt von drei Hauptfaktoren ab: den Lizenz- und Implementierungskosten der RPA-Software, dem Volumen des automatisierten Prozesses und den eingesparten Personalkosten. Um den ROI zu berechnen, quantifizieren Sie die Zeit, die Mitarbeitende aktuell für die Aufgabe aufwenden, und bewerten Sie diese mit dem entsprechenden Stundensatz. Stellen Sie diese Kosten den Investitionen in die Automatisierung gegenüber. Oft wird übersehen, dass der Wert über die reine Zeiteinsparung hinausgeht: Reduzierte Fehlerquoten, höhere Prozessqualität und schnellere Bearbeitungszeiten für Bürgeranliegen sind ebenfalls geldwerte Vorteile.

Symbolische Darstellung der Kosteneffizienz durch RPA in kleinen Gemeinden

Die symbolische Waage verdeutlicht das Prinzip: Auf der einen Seite stehen die initialen Investitionen, auf der anderen die kontinuierlichen Einsparungen und Effizienzgewinne. Der Break-Even-Point wird erreicht, wenn die Waage im Gleichgewicht ist. Der Kapazitätsvergleich zwischen einem menschlichen Mitarbeiter und einem RPA-Bot zeigt, warum dieser Punkt oft schnell erreicht wird.

Die folgende Tabelle stellt die Kapazitäten gegenüber und verdeutlicht das immense Effizienzpotenzial, das selbst ein einzelner Bot freisetzen kann.

Kapazitätsvergleich Mensch vs. RPA-Bot
Faktor Menschliche Arbeitskraft RPA-Bot
Arbeitsgeschwindigkeit Basisgeschwindigkeit (1x) 3-4x schneller
Verfügbarkeit pro Jahr 1.540 Stunden (35h-Woche, 220 Tage) 8.760 Stunden (24/7)
Gesamtkapazität 1x Faktor 20 höher

Diese Zahlen zeigen, dass ein Bot nicht nur schneller arbeitet, sondern vor allem durch seine permanente Verfügbarkeit einen Kapazitätssprung ermöglicht. Für eine kleine Gemeinde bedeutet dies, dass bereits die Automatisierung eines einzigen, zeitintensiven Prozesses ausreichen kann, um die Investition in kurzer Zeit zu amortisieren.

Der Kommunikationsfehler, der bei Beamten Angst vor dem „Job-Killer Roboter“ auslöst

Die grösste Hürde bei der Einführung von RPA ist selten technischer, sondern menschlicher Natur. Die Ankündigung von „Automatisierung“ und „Robotern“ löst bei Mitarbeitenden oft unmittelbar die Angst vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes aus. Der häufigste Kommunikationsfehler ist es, RPA ausschliesslich als Werkzeug zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung zu positionieren. Dies suggeriert, dass menschliche Arbeit überflüssig wird und ersetzt werden soll. Eine solche Wahrnehmung erzeugt Widerstand, der das gesamte Projekt zum Scheitern bringen kann.

Eine erfolgreiche Einführung erfordert eine durchdachte Akzeptanz-Architektur. Anstatt den „Job-Killer“-Mythos zu befeuern, muss die Kommunikation den wahren Zweck von RPA in den Mittelpunkt stellen: die Aufwertung der menschlichen Arbeit. Der Bot ist kein Konkurrent, sondern ein digitaler Assistent, der die unbeliebten, monotonen und fehleranfälligen Aufgaben übernimmt. Dies befreit die Mitarbeitenden von administrativer Routine und gibt ihnen die Zeit und den mentalen Freiraum, sich auf komplexere, wertschöpfendere und bürgernahe Tätigkeiten zu konzentrieren – Aufgaben, die Kreativität, Empathie und kritisches Denken erfordern.

Diese Perspektive wird durch Fakten gestützt. Eine Studie des Bundesamtes für Statistik von 2024 zeigt, dass in der Schweiz das Automatisierungsrisiko im europäischen Vergleich am geringsten ist. Nur 1% der Schweizer Erwerbstätigen haben einen hohen Routinegrad bei gleichzeitig geringer Autonomie – die typische Konstellation für eine vollständige Substitution durch Automatisierung. Für die Verwaltung bedeutet das: RPA ersetzt keine Stellen, sondern verändert Stellenprofile zum Positiven.

Diese strategische Sichtweise wird auch von Experten geteilt. Zack Tian, Director bei PwC Schweiz, betont die Notwendigkeit einer Neugestaltung der Prozesse:

RPA gehören weit oben auf die Digitalisierungsagenda. Die Unternehmen, die die Einführung sorgfältig gesteuert und ihre Prozesse auf Grundlage der Automatisierung neu gestaltet haben, profitieren bereits heute stark von gesteigerter Effizienz und Qualität.

– Zack Tian, Director Intelligent Solutions Development, PwC Schweiz

Transparenz, frühe Einbindung der Mitarbeitenden und die klare Betonung der neuen, anspruchsvolleren Aufgaben sind die Grundpfeiler einer erfolgreichen Kommunikationsstrategie. Es geht darum, eine Vision zu vermitteln, in der Mensch und Maschine kollaborieren, um eine bessere Verwaltung für alle zu schaffen.

UiPath oder Open Source: Was passt zur IT-Strategie eines Kantons?

Die Wahl der richtigen RPA-Plattform ist eine strategische Entscheidung, die weit über technische Spezifikationen hinausgeht. Für eine kantonale Verwaltung oder eine grössere Gemeinde stellt sich oft die Grundsatzfrage: Setzt man auf eine kommerzielle, führende Plattform wie UiPath oder auf eine flexiblere Open-Source-Lösung? Die Antwort hängt massgeblich von der übergeordneten IT-Strategie und dem Prinzip der digitalen Souveränität ab.

Kommerzielle Plattformen wie UiPath bieten den Vorteil einer ausgereiften, benutzerfreundlichen Low-Code-Umgebung, professionellem Support und umfangreichen Schulungsangeboten. Dies ermöglicht eine schnelle Implementierung und erfordert weniger spezialisiertes IT-Personal. Der Nachteil liegt in den wiederkehrenden Lizenzkosten und einer potenziellen Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter (Vendor-Lock-in). Open-Source-Lösungen hingegen bieten maximale Flexibilität, keine Lizenzkosten und die volle Kontrolle über den Code. Sie erfordern jedoch tiefere technische Expertise für Implementierung, Wartung und Support, was den „Total Cost of Ownership“ (TCO) trotz fehlender Lizenzgebühren in die Höhe treiben kann.

Für Schweizer Verwaltungen ist das Prinzip der Interoperabilität, wie es in der „Strategie Digitale Verwaltung Schweiz“ verankert ist, von zentraler Bedeutung. Lösungen sollen systemübergreifend funktionieren und eine Mehrfachnutzung ermöglichen. Dies spricht dafür, Plattformen zu bevorzugen, die offene Standards unterstützen und sich nahtlos in bestehende und zukünftige E-Government-Architekturen einfügen.

Strategische Ausrichtung: Das Beispiel AGOV

Der Authentifizierungsdienst AGOV, der bereits in zwölf Kantonen wie Zürich, Bern und Aargau genutzt wird, ist ein Paradebeispiel für eine strategische, kantonsübergreifende digitale Lösung. Anstatt dass jeder Kanton ein eigenes System entwickelt, setzt man auf eine gemeinsame, interoperable Infrastruktur. Diese Denkweise muss auch bei der Wahl einer RPA-Plattform einfliessen. Die Entscheidung sollte nicht isoliert in einer einzelnen Gemeinde getroffen werden, sondern idealerweise im Einklang mit der kantonalen IT-Strategie und unter Berücksichtigung von Synergien mit anderen Gemeinden oder kantonalen Stellen stehen.

Die Entscheidung muss daher die kantonalen Beschaffungsrichtlinien (GATT/WTO-Vorgaben) berücksichtigen und eine sorgfältige Evaluation des TCO beinhalten. Oft ist eine hybride Strategie sinnvoll: der Einsatz einer kommerziellen Plattform für schnelle Erfolge bei Standardprozessen und die Nutzung von Open-Source-Komponenten für spezifische, hochintegrierte Automatisierungen.

Wie implementieren Sie ein papierloses Büro in 6 Monaten ohne den Betrieb lahmzulegen?

Der Übergang zu einem papierlosen Büro ist ein zentraler Bestandteil der digitalen Transformation, der oft als Mammutprojekt gefürchtet wird. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Umsetzung innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens wie sechs Monaten liegt in einem agilen, schrittweisen Vorgehen anstatt eines „Big Bang“-Ansatzes. Anstatt zu versuchen, alle Prozesse gleichzeitig zu digitalisieren, konzentrieren Sie sich auf einen Pilotbereich oder einen einzelnen, abgeschlossenen Prozess. Dies minimiert das Risiko, den laufenden Betrieb zu stören, und schafft schnelle, sichtbare Erfolge, die als Motivation für weitere Schritte dienen.

Eine bewährte Methode ist die schrittweise Einführung:

  1. Phase 1 (Monat 1-2): Analyse & Pilotprojekt. Identifizieren Sie einen Prozess mit hohem Papiervolumen und klaren Abläufen. Digitalisieren Sie diesen End-to-End, von der digitalen Erfassung bis zur Archivierung. Schulen Sie die beteiligten Mitarbeitenden intensiv.
  2. Phase 2 (Monat 3-4): Evaluation & Optimierung. Sammeln Sie Feedback von den Anwendern des Pilotprojekts. Optimieren Sie den digitalen Workflow und passen Sie die eingesetzten Werkzeuge an. Kommunizieren Sie die Erfolge und die gelernten Lektionen im gesamten Team.
  3. Phase 3 (Monat 5-6): Skalierung. Rollen Sie die bewährte Lösung auf weitere, ähnliche Prozesse oder Abteilungen aus. Nutzen Sie die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt, um die Implementierung zu beschleunigen.

Der Kanton Aargau demonstriert diesen Ansatz mit seinem Projekt zur E-Baubewilligung. Nach dem erfolgreichen „E-Umzug“ werden nun in Pilotgemeinden die elektronischen Baubewilligungsprozesse getestet. Das Ziel ist es, Schnittstellen und Medienbrüche zu eliminieren und den Prozess für alle Beteiligten zu vereinfachen – ein perfektes Beispiel für eine schrittweise, risikominimierte Implementierung.

Die Dringlichkeit, solche Schritte zu unternehmen, wird durch die fortschreitende Digitalisierung in der Schweizer Wirtschaft unterstrichen. Laut einer PwC-Erhebung setzen bereits 63% der Schweizer Unternehmen RPA ein. Verwaltungen, die hier zögern, riskieren den Anschluss zu verlieren und die Effizienzpotenziale ungenutzt zu lassen.

Warum ist die neue E-ID sicherer als das gescheiterte Privatisierungsmodell?

Die elektronische Identität (E-ID) ist ein fundamentaler Baustein für eine durchgängig digitale Verwaltung. Das erste E-ID-Gesetz scheiterte 2021 in einer Volksabstimmung massgeblich an der vorgesehenen Rolle privater Unternehmen bei der Herausgabe der Identitäten. Das neue, vom Bundesrat vorgeschlagene Modell zieht die Lehren aus diesem Scheitern und stellt das Vertrauen und die digitale Souveränität des Staates in den Mittelpunkt. Der entscheidende Unterschied: Die neue E-ID wird ausschliesslich vom Bund ausgestellt und betrieben. Die Identitätsprüfung verbleibt somit als hoheitliche Aufgabe vollständig in staatlicher Hand.

Diese staatliche Trägerschaft schafft die nötige Vertrauensbasis. Die Sicherheit wird durch mehrere Säulen gewährleistet:

  • Staatliche Kontrolle: Der Bund ist allein für die Ausstellung und den Schutz der Identitätsdaten verantwortlich. Es gibt keine kommerziellen Interessen, die dem Datenschutz entgegenstehen könnten.
  • Datensparsamkeit („Privacy by Design“): Bei einer Transaktion werden nur jene Daten übermittelt, die für den jeweiligen Dienst zwingend erforderlich sind. Ein Online-Shop erfährt beispielsweise nur, dass der Nutzer volljährig ist, nicht aber sein genaues Geburtsdatum.
  • Dezentrale Speicherung: Die Daten der E-ID werden sicher und verschlüsselt auf dem Smartphone der Nutzerin oder des Nutzers gespeichert, nicht in einer zentralen Datenbank.

Die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) unterstreicht die Bedeutung dieses vertrauenswürdigen digitalen Nachweises für die Effizienz der Verwaltung. Die E-ID ist die Grundlage für unzählige digitale Dienstleistungen.

Mit der E-ID können sich Nutzerinnen und Nutzer sicher, schnell und unkompliziert ausweisen. Wohnsitzbestätigungen, Betreibungsregisterauszüge, elektronische Führerausweise können digital ausgestellt und auf dem Smartphone verwaltet werden. Gesuche für Baubewilligungen, Stipendien oder Registerauszüge werden dank E-ID einfacher und effizienter.

– Konferenz der Kantonsregierungen, KdK-Stellungnahme zur E-ID

Die neue E-ID ist somit nicht nur sicherer, weil sie staatlich kontrolliert wird, sondern sie ist auch der Schlüssel zu massiven Effizienzsteigerungen. Die KdK betont, dass die Kantone auf die E-ID angewiesen sind, da sie perspektivisch erhebliche Kosten in der Verwaltung einsparen wird, indem sie manuelle Identitätsprüfungen und papierbasierte Prozesse überflüssig macht.

Das Wichtigste in Kürze

  • RPA-Erfolg ist strategische Planung, keine blosse Technologie-Einführung.
  • Der ROI ist oft unter 12 Monaten, erfordert aber eine präzise Business-Case-Rechnung.
  • Sicherheit und Mitarbeiter-Akzeptanz sind entscheidende Erfolgsfaktoren im Schweizer Verwaltungskontext.

Welche Automatisierungstools Schweizer KMU jetzt nutzen müssen, um den Franken-Schock abzufedern?

Auch wenn dieser Leitfaden auf Gemeindeverwaltungen fokussiert, lohnt sich ein Blick auf den Privatsektor, insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Diese stehen oft vor ähnlichen Herausforderungen wie Gemeinden: begrenztes Budget, hoher Effizienzdruck – verschärft durch externe Faktoren wie den starken Franken – und die Notwendigkeit, mit knappen Ressourcen mehr zu erreichen. Die Automatisierung ist hier kein Luxus mehr, sondern ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit.

Die Adoptionsrate von RPA in der DACH-Region ist bereits hoch. Eine IDG-Studie zeigt, dass 76% der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits RPA einsetzen. Dies belegt, dass die Technologie ausgereift ist und einen nachweisbaren Mehrwert liefert. Für Schweizer KMU und Gemeinden bedeutet dies, dass Zögern keine Option mehr ist. Die Frage ist nicht, *ob* automatisiert wird, sondern *wo* die grössten Hebel liegen.

Die populärsten Einsatzbereiche für RPA in Schweizer Unternehmen bieten eine klare Orientierung für den Einstieg:

  • Controlling und Berichtswesen: Das automatische Sammeln von Daten aus verschiedenen Quellen und die Erstellung von regelmässigen Reports (Nutzungsquote 63% bzw. 61%).
  • Qualitätssicherung und Datenvalidierung: Das Abgleichen von Datensätzen und die Prüfung auf Konsistenz und Korrektheit (Nutzungsquote je 41%).
  • Fortschrittliche Anwendungen: Automatisierung im Einkauf (z.B. Preisverhandlungen) oder die Integration von Chatbots im Kunden- oder Bürgerkontakt.

Diese Beispiele zeigen, dass Automatisierung weit über einfache Dateneingabe hinausgeht. Sie kann Kernprozesse in Finanzen, Administration und sogar in der Interaktion mit Anspruchsgruppen optimieren. Für eine Gemeinde bedeutet dies, dass neben der Einwohnerkontrolle auch die Finanzverwaltung, das Bauamt oder die Sozialdienste enorme Potenziale für die Prozessautomatisierung bergen.

Digitaler Arbeitsplatz in Schweizer KMU mit Automatisierungstools

Die Einführung von RPA und anderen digitalen Werkzeugen führt zu einem modernen, effizienten Arbeitsplatz, an dem Mitarbeitende von zeitraubender Routine entlastet werden und sich auf das konzentrieren können, was wirklich zählt: die qualitativ hochwertige Dienstleistung für die Bürgerinnen und Bürger.

Der Weg zur effizienten Verwaltung führt über die durchdachte Automatisierung. Beginnen Sie noch heute mit der Analyse Ihres ersten Prozesses und legen Sie den Grundstein für eine zukunftsfähige, kosteneffiziente und bürgernahe Gemeindeorganisation.

Geschrieben von Reto Aebischer, Dipl. Informatikingenieur ETH und Digital Transformation Consultant für den Schweizer Mittelstand. Spezialisiert auf Cybersecurity, Cloud-Migration und Prozessautomatisierung.