Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Die globale Führungsposition der Schweiz im Biotech-Sektor ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines hochintegrierten Ökosystems, das Wissenschaft systematisch in marktfähige Innovationen und Kapital umwandelt.

  • Talent, Kapital und Infrastruktur sind in einer einzigartigen Dichte konzentriert, was die Reibungsverluste von der Forschung bis zur Kommerzialisierung minimiert.
  • Gezielte steuerliche Anreize wie die Patentbox und eine hohe Dichte an spezialisierten Laborflächen schaffen ein investitionsfreundliches Umfeld, das seinesgleichen sucht.

Empfehlung: Investoren und Gründer sollten die Schweiz nicht nur als stabilen Standort, sondern als eine präzise kalibrierte Wertschöpfungsmaschine betrachten, deren einzelne Komponenten – von der universitären Forschung bis zu den Exit-Kanälen – strategisch genutzt werden müssen.

Die Schweiz, und insbesondere die Region Basel, wird regelmässig als einer der weltweit führenden Life-Science-Standorte gefeiert. Diese Reputation basiert oft auf der Nennung grosser Pharmaunternehmen wie Roche und Novartis und der allgemeinen politischen Stabilität des Landes. Doch diese oberflächliche Betrachtung greift zu kurz. Sie erklärt nicht die aussergewöhnliche Dynamik und Widerstandsfähigkeit des Sektors, insbesondere im Bereich der Biotechnologie-Start-ups. Viele Analysen bleiben bei der Erwähnung von „Innovation“ und „Talent“ stehen, ohne die zugrunde liegenden Mechanismen zu beleuchten, die diese Faktoren erst ermöglichen und fördern.

Die wahre Stärke des Schweizer Biotech-Clusters liegt nicht in einzelnen Elementen, sondern in ihrer tiefen, operativen Vernetzung. Es ist ein Ökosystem, das bewusst auf Effizienz und Wertschöpfung getrimmt ist. Doch was, wenn der Schlüssel zum Erfolg nicht nur in den offensichtlichen Vorteilen wie der Lebensqualität liegt, sondern in der präzisen Abstimmung von akademischer Exzellenz, Risikokapital, regulatorischer Expertise und staatlicher Förderung? Die eigentliche Frage für Investoren und Wissenschaftler ist nicht, *ob* die Schweiz ein guter Standort ist, sondern *wie* man die Hebel dieses komplexen Systems optimal für sich nutzt.

Dieser Artikel blickt hinter die Kulissen der Erfolgsgeschichte. Wir analysieren die spezifischen, oft übersehenen Faktoren, die den Schweizer Biotech-Hub antreiben – von den Anreizen für Spitzenforscher über die Hürden bei klinischen Studien bis hin zu den lukrativen steuerlichen Rahmenbedingungen. Ziel ist es, ein operatives Handbuch zu liefern, das die strategischen Entscheidungen von der Gründung eines Spin-offs bis zum erfolgreichen Exit beleuchtet.

Um die Vorteile und Herausforderungen des Schweizer Biotech-Clusters vollständig zu verstehen, haben wir die wichtigsten Aspekte für Sie in den folgenden Abschnitten detailliert analysiert. Diese Struktur führt Sie schrittweise durch die entscheidenden Phasen und strategischen Überlegungen für Gründer und Investoren im Life-Science-Sektor.

Warum ziehen Top-Forscher Basel dem Silicon Valley vor?

Die Anziehungskraft eines Standortes auf Talente ist die Grundlage jedes Innovationsökosystems. Während das Silicon Valley mit disruptiver Technologie und Risikokapital lockt, punktet die Region Basel mit einer einzigartigen Kombination aus finanzieller Attraktivität und Lebensqualität. Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass allein die Nähe zu den Bergen und die hohe Sicherheit den Ausschlag geben. Die Realität ist weitaus pragmatischer: Für Spitzenforscher im Biotech-Sektor ist Basel oft die rationalere Wahl.

Ein entscheidender Faktor ist die Vergütung. Entgegen der Annahme, die höchsten Gehälter würden in den Tech-Metropolen der USA gezahlt, zeigt sich im Life-Science-Bereich ein anderes Bild. Wissenschaftler in der Schweiz, insbesondere in der Pharmaindustrie, gehören zu den bestbezahlten weltweit. Laut aktuellen Lohndaten haben Forscher im Kanton Basel-Stadt die höchsten Verdienstmöglichkeiten in der Schweiz, was den Standort finanziell extrem wettbewerbsfähig macht.

Darüber hinaus bietet die Schweiz einen kulturellen Vorteil, der oft unterschätzt wird: die Work-Life-Balance. Im Gegensatz zur „Hustle Culture“ des Silicon Valley, wo extrem lange Arbeitszeiten als Statussymbol gelten, ist die Arbeitskultur in der Schweiz auf Effizienz und Planbarkeit ausgelegt. Überstunden werden klar geregelt, und die Freizeit wird respektiert. Diese Verlässlichkeit ermöglicht es Forschern, anspruchsvolle Karrieren mit einem erfüllten Privatleben zu verbinden – ein Aspekt, der für erfahrene Fachkräfte mit Familien immer wichtiger wird. Diese Kombination aus hohem Einkommen und echter Lebensqualität ist ein strategischer Vorteil, den andere globale Hubs nur schwer replizieren können.

Wie gründen Sie ein Spin-off aus der Universität Basel oder der EPFL?

Die Transformation exzellenter Forschung in ein kommerziell erfolgreiches Unternehmen ist der Kern der Biotech-Wertschöpfungskette. In der Schweiz ist dieser Prozess durch die enge Verzahnung von Universitäten und der Industrie stark institutionalisiert. Hochschulen wie die Universität Basel, die ETH Zürich oder die EPFL in Lausanne sind nicht nur Forschungsstätten, sondern aktive Inkubatoren für neue Unternehmen. Der Weg zum eigenen Spin-off folgt einer klaren, unterstützten Struktur.

Der erste Schritt für Wissenschaftler ist der Kontakt mit der jeweiligen Technologietransferstelle (z.B. Unitectra für die Universitäten Basel, Bern und Zürich oder das ETH ieLab). Diese Organisationen sind darauf spezialisiert, das kommerzielle Potenzial von Forschungsergebnissen zu bewerten. Sie helfen bei entscheidenden Schritten wie:

  • Schutz des geistigen Eigentums (IP): Sicherung von Patenten, was die Grundlage für zukünftige Bewertungen und Finanzierungsrunden darstellt.
  • Entwicklung eines Geschäftsplans: Transformation einer wissenschaftlichen Idee in ein tragfähiges Geschäftsmodell.
  • Sicherung der ersten Finanzierung: Zugang zu universitätseigenen Fonds, staatlichen Förderprogrammen (z.B. Innosuisse) und ersten Angel-Investoren.

Das Umfeld für solche Gründungen ist ausserordentlich fruchtbar. Das zeigt sich am stetig wachsenden Interesse von Investoren an akademischen Spin-offs. Die neuesten Zahlen belegen, dass allein im Jahr 2024 neue Investitionen von 425 Mio. Franken in ETH-Spin-offs flossen, was eine beeindruckende Zunahme von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Diese Summe verdeutlicht das Vertrauen des Marktes in die Qualität der aus den Schweizer Hochschulen hervorgehenden Technologien und Gründerteams. Die Kapitalisierungs-Pipeline von der Forschung bis zum Start-up ist hier kein Zufallsprodukt, sondern ein fein abgestimmter Mechanismus.

Kooperation oder Übernahme: Welcher Exit-Weg ist für Schweizer Gründer lukrativer?

Für Gründer und Investoren ist die Frage nach dem „Exit“ – dem gewinnbringenden Verkauf oder der Partnerschaft – von zentraler Bedeutung. Im Schweizer Biotech-Sektor sind die Pfade vielfältig, doch zwei Hauptstrategien dominieren: die strategische Kooperation mit einem Pharmakonzern oder die vollständige Übernahme (M&A). Die Wahl des richtigen Weges hängt stark von der Technologie, der Unternehmensphase und den Zielen der Gründer ab.

Eine strategische Kooperation ermöglicht es einem Start-up, seine Unabhängigkeit zu bewahren und gleichzeitig von den Ressourcen eines etablierten Partners zu profitieren. Dies umfasst oft Meilensteinzahlungen für erreichte Forschungs- und Entwicklungsziele, Zugang zu Vertriebsnetzen und Expertise bei klinischen Studien. Dieser Weg ist ideal für Unternehmen mit einer Plattformtechnologie, die in verschiedenen Bereichen Anwendung finden kann.

Die Übernahme ist der klassische Exit-Weg, bei dem das Start-up vollständig von einem grösseren Unternehmen gekauft wird. Dies führt oft zu einer sofortigen, hohen Rendite für Gründer und frühe Investoren. Die Schweiz, mit ihrer hohen Dichte an globalen Pharma- und Diagnostikunternehmen, ist ein heisser Markt für M&A-Aktivitäten. Schweizer Biotech-Firmen erreichen dabei oft extrem hohe Bewertungen, was sie zu attraktiven Übernahmezielen macht. Ein Beispiel für das enorme Kapital, das in den Sektor fliesst, ist die Finanzierungsrunde von Bright Peak Therapeutics AG, einem Biotech-Unternehmen aus Allschwil, das von Investoren mit 90 Millionen US-Dollar für die Entwicklung seiner Immuntherapien ausgestattet wurde. Solche Bewertungen signalisieren das hohe Interesse und die Zahlungsbereitschaft potenzieller Käufer.

Geschäftsverhandlung in modernem Schweizer Konferenzraum mit Blick auf Basel

Letztlich gibt es keine pauschal richtige Antwort. Ein lukrativer Exit ist das Ergebnis einer langfristigen Strategie. Erfolgreiche Gründer bauen ihr Unternehmen so auf, dass es für beide Optionen – Kooperation und Übernahme – attraktiv ist. Die Ökosystem-Dichte in der Region Basel erleichtert dabei den ständigen Dialog zwischen Start-ups und potenziellen Partnern oder Käufern, wodurch strategische Weichen frühzeitig gestellt werden können.

Das regulatorische Hindernis bei klinischen Studien in der Schweiz, das Zeit kostet

Trotz der vielen Vorteile des Schweizer Ökosystems gibt es auch signifikante Herausforderungen. Eine der am häufigsten genannten Hürden ist die Komplexität und Dauer der Genehmigungsverfahren für klinische Studien. Während die Schweiz für ihre hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards bekannt ist, kann das föderale System den Prozess für Biotech-Unternehmen, insbesondere für Start-ups, verlangsamen und verteuern.

Das Hauptproblem liegt in der geteilten Zuständigkeit. Jede klinische Studie in der Schweiz muss sowohl von der nationalen Aufsichtsbehörde Swissmedic als auch von der zuständigen kantonalen Ethikkommission genehmigt werden. Da es in der Schweiz zahlreiche kantonale Ethikkommissionen gibt, kann dies zu einem erheblichen Koordinationsaufwand führen, insbesondere bei multizentrischen Studien, die an verschiedenen Standorten durchgeführt werden.

Dieser dezentralisierte Ansatz steht im Gegensatz zu stärker zentralisierten Systemen wie der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) in der EU oder der Food and Drug Administration (FDA) in den USA, wo die Prozesse oft standardisierter und schneller sind. Für ein Start-up, dessen Überleben von schnellen Entwicklungszyklen und dem Erreichen von Meilensteinen abhängt, können diese zusätzlichen Verzögerungen kritisch sein. Die Notwendigkeit, Anträge parallel bei verschiedenen Gremien einzureichen und deren unterschiedliche Anforderungen zu koordinieren, kostet nicht nur Zeit, sondern auch wertvolle Ressourcen.

Die folgende Tabelle verdeutlicht die strukturellen Unterschiede im Genehmigungsprozess, wie sie von Branchenverbänden wie Swiss Biotech Association beobachtet werden.

Regulatorische Prozesse in der Schweiz im Vergleich
Aspekt Schweiz International
Hauptregulator Swissmedic + 13 kantonale Ethikkommissionen EMA (EU) / FDA (USA)
Koordinationsaufwand Hoch (föderales System) Zentralisiert
Zeitrahmen Phase I Verlängert durch Mehrfachprüfungen Standardisierte Prozesse

Obwohl es Bestrebungen gibt, die Prozesse zu harmonisieren, bleibt die Navigation durch dieses regulatorische Umfeld eine der grössten operativen Herausforderungen. Unternehmen, die in der Schweiz erfolgreich sein wollen, benötigen daher frühzeitig eine klare regulatorische Strategie und oft die Unterstützung spezialisierter Berater.

Wo finden Sie bezahlbare S1/S2-Laborflächen im Raum Zürich?

Eine der grössten praktischen Herausforderungen für jedes wachsende Biotech-Start-up ist der Zugang zu geeigneten und bezahlbaren Laborflächen. Insbesondere Labore der biologischen Sicherheitsstufen S1 und S2 sind für die meisten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten unerlässlich. In globalen Hotspots wie dem Grossraum Zürich und Basel kann der Immobilienmarkt angespannt sein, doch die Schweiz hat dieses Bedürfnis erkannt und ein Netzwerk spezialisierter Technologie- und Innovationsparks geschaffen.

Anstatt auf dem freien Markt nach teuren und oft ungeeigneten Gewerbeflächen zu suchen, sollten sich Gründer auf die Angebote dieser Parks konzentrieren. Diese Standorte bieten nicht nur Infrastruktur, sondern auch ein wertvolles Ökosystem. Zu den wichtigsten Anlaufstellen gehören:

  • Switzerland Innovation Park Basel Area: Mit Standorten wie dem Main Campus in Allschwil bietet dieser Park Zugang zu bezugsfertigen Laborflächen und die Möglichkeit, massgeschneiderte Anlagen zu errichten. Die Kosten sind mit Richtwerten wie CHF 205.–/m²/Jahr (ab 500 m²) für ein Start-up kalkulierbar.
  • Tech Park Basel: Dieser Park richtet sich speziell an junge Technologie-Start-ups und bietet voll ausgestattete Labore und Büroräume zu sehr günstigen Konditionen, um die Anfangshürden zu senken.
  • Standorte im Raum Zürich: Auch im Umfeld der ETH Zürich gibt es diverse Technologieparks und Inkubatoren (z.B. im Bio-Technopark Schlieren-Zürich), die eine ähnliche Infrastruktur und ein starkes Netzwerk bieten.

Der Wert dieser Parks geht weit über die reine Miete hinaus. Sie bieten eine „Plug-and-Play“-Umgebung, die es Unternehmen ermöglicht, ohne grosse Vorabinvestitionen in teure Ausrüstung schnell operativ zu werden. Dies beschleunigt die Forschungs- und Entwicklungsarbeit erheblich und schont das knappe Kapital in der Frühphase.

Fallbeispiel: T3 Pharma’s Skalierung am Main Campus

T3 Pharma, ein Spin-off der Universität Basel, ist ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Skalierung innerhalb dieses Ökosystems. Durch die Nutzung der flexiblen Laborinfrastruktur im Switzerland Innovation Park Basel Area konnte das Unternehmen sein schnelles Wachstum bewältigen. Dr. Simon Ittig, CEO von T3 Pharma, bestätigt: „Aufgrund unseres schnellen Wachstums waren wir froh, in voll möblierte Labore umzuziehen, was uns ermöglichte, nahtlos mit der Produktion zu beginnen und weiterzuwachsen.“ Der Erfolg dieser Strategie wurde eindrucksvoll bestätigt, als T3 Pharma für 450 Millionen CHF von Boehringer Ingelheim übernommen wurde.

Wie reduzieren Sie Ihre Gewinnsteuer durch die Patentbox um bis zu 90 %?

Neben Talent und Infrastruktur ist das steuerliche Umfeld ein entscheidender Standortfaktor. Die Schweiz bietet hier mit der sogenannten Patentbox ein extrem attraktives Instrument, das speziell auf forschungsintensive Unternehmen wie jene im Biotech-Sektor zugeschnitten ist. Dieses Instrument ermöglicht es, die Steuerlast auf Gewinne aus Patenten und ähnlichen Rechten drastisch zu senken.

Das Prinzip der Patentbox ist einfach: Gewinne, die direkt auf die Nutzung von qualifizierendem geistigem Eigentum (IP) zurückzuführen sind, werden bei der Gewinnsteuer privilegiert behandelt. Konkret bedeutet das, dass diese Gewinne in eine separate „Box“ gelegt und mit einer Ermässigung von bis zu 90% in die Steuerberechnung einbezogen werden. Dies führt zu einer massiven Reduzierung der effektiven Steuerquote. Laut einer Analyse der kantonalen Unterschiede ist eine Steuerreduktion von bis zu 90 Prozent möglich, wobei Kantone wie Basel-Stadt und Zürich den maximalen Abzug gewähren und sich damit als besonders vorteilhaft positionieren.

Makroaufnahme von Schweizer Patent-Dokumenten mit Taschenrechner

Die Attraktivität der Patentbox für Schweizer Biotech-Unternehmen wird durch den sogenannten Nexus-Ansatz weiter verstärkt. Dieser besagt, dass die Steuererleichterung an die tatsächliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit (F&E) im Inland gekoppelt ist. Da viele Schweizer KMUs und Start-ups ihre F&E-Aktivitäten ohnehin in der Schweiz durchführen, qualifizieren sie sich oft problemlos. Auch die Tatsache, dass Schweizer Patente im internationalen Vergleich relativ einfach und kostengünstig zu erlangen sind, macht das Instrument noch zugänglicher.

Ihre Checkliste für die Patentbox-Qualifikation

  1. IP-Portfolio prüfen: Identifizieren Sie alle qualifizierenden Patente und ähnlichen Rechte in Ihrem Unternehmen. Schweizer Patente sind hierbei besonders vorteilhaft.
  2. F&E-Aufwand dokumentieren: Stellen Sie sicher, dass Ihre Buchhaltung die F&E-Ausgaben, die in der Schweiz anfallen, präzise erfasst, um den Nexus-Ansatz zu erfüllen.
  3. Gewinnzuordnung vorbereiten: Implementieren Sie ein System, um die Gewinne, die direkt aus Ihrem IP resultieren, klar von anderen Unternehmensgewinnen zu trennen.
  4. Frühzeitig planen: Auch wenn Ihr Start-up noch keine Gewinne erzielt, sollten Sie den Eintritt in die Patentbox bereits planen und die Buchhaltung entsprechend aufsetzen, um zukünftige Vorteile zu maximieren.
  5. Kantonale Regelungen konsultieren: Prüfen Sie die spezifischen Umsetzungsbestimmungen in Ihrem Kanton (z.B. Basel, Zürich), um den maximalen Abzug sicherzustellen.

Wann müssen Sie die Universität verlassen und eigene Büros mieten?

Für viele Biotech-Spin-offs beginnt die Reise in den geschützten und subventionierten Räumen eines universitären Inkubators. Diese Umgebung bietet enorme Vorteile in der Frühphase: niedrige Kosten, Zugang zu Kerninfrastruktur und ein unterstützendes akademisches Netzwerk. Doch mit dem Wachstum des Unternehmens kommt unweigerlich der Punkt, an dem der Auszug in eigene, private Labor- und Büroflächen nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit wird.

Die Entscheidung für diesen Schritt wird durch mehrere strategische und operative Trigger-Punkte ausgelöst. Ein typisches Beispiel ist das Biotech-Spin-off Apersys von der Universität Zürich. Das Unternehmen erreichte einen Punkt, an dem es die Produktentwicklung finalisierte, eine klinische Studie für die Marktzulassung in den USA plante und gleichzeitig eine Serie-A-Finanzierungsrunde vorbereitete. Diese Meilensteine – Abschluss der Grundlagenforschung, Beginn klinischer Phasen und Aufnahme von signifikantem Risikokapital – sind klassische Indikatoren dafür, dass die Skalierungsmöglichkeiten eines universitären Inkubators erschöpft sind.

Der Umzug in einen professionellen Standort wie einen Innovation Park bringt zwar höhere Kosten mit sich, bietet aber entscheidende Vorteile für die nächste Wachstumsphase: Unabhängigkeit, Flexibilität zur Skalierung und Professionalität gegenüber Investoren und Partnern. Ein potenzielles Risiko in universitären Strukturen ist zudem die IP-Verschmelzung, bei der die klare Abgrenzung des firmeneigenen geistigen Eigentums von dem der Universität schwierig werden kann.

Die Kosten-Nutzen-Analyse ist zentral für diese Entscheidung. Ein Blick auf die verschiedenen Standorttypen zeigt die finanziellen und strategischen Abwägungen, wie sie beispielsweise im Ökosystem Basel und Zürich zu finden sind.

Kosten und Nutzen: Universitäre vs. Private Laborflächen
Standorttyp Kosten/m²/Jahr Vorteile Nachteile
Universitärer Inkubator Subventioniert Günstig, Support, Netzwerk IP-Verschmelzungsrisiko, begrenzte Skalierung
Innovation Park (Main Campus) CHF 205+ Professionell, flexibel, Unabhängigkeit Höhere Kosten, mehr Eigenverantwortung
Tech Park Basel Günstige Konditionen Start-up-freundlich, Infrastruktur Begrenzte Verfügbarkeit

Der richtige Zeitpunkt für den Auszug ist also nicht nur eine Frage der Kosten, sondern eine strategische Entscheidung, die den Übergang von einem forschungsgetriebenen Projekt zu einem kommerziell orientierten Unternehmen markiert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Attraktivität der Schweiz für Biotech-Talente basiert auf einer Kombination aus Top-Gehältern und einer überlegenen Work-Life-Balance.
  • Spezialisierte Innovationsparks bieten flexible und bezahlbare Laborflächen, die eine schnelle Skalierung ohne massive Vorabinvestitionen ermöglichen.
  • Die Schweizer Patentbox ist ein entscheidender finanzieller Hebel, der die effektive Steuerlast auf Gewinne aus Innovationen um bis zu 90 % senken kann.

Wie ETH-Spin-offs den Sprung von der Forschung zum marktfähigen Produkt schaffen

Die ultimative Messgrösse für den Erfolg eines Biotech-Ökosystems ist seine Fähigkeit, nachhaltig erfolgreiche Unternehmen hervorzubringen, die den Sprung von der reinen Forschung zum marktfähigen Produkt schaffen und langfristig überleben. Anhand der Spin-offs der ETH Zürich, einer der weltweit führenden technischen Hochschulen, lässt sich die aussergewöhnliche Effektivität des Schweizer Modells eindrucksvoll belegen.

Der kritischste Zeitraum für jedes Start-up sind die ersten Jahre nach der Gründung. In vielen Ökosystemen scheitert ein Grossteil der Unternehmen in dieser Phase. In der Schweiz ist das Gegenteil der Fall. Die Erfolgsquote ist beeindruckend: Eine Auswertung zeigt, dass 93 Prozent der ETH-Spin-offs fünf Jahre nach ihrer Gründung noch aktiv sind. Diese extrem hohe Überlebensrate ist kein Zufall, sondern das direkte Ergebnis der zuvor beschriebenen Faktoren: Zugang zu Top-Talenten, eine solide Frühphasenfinanzierung, eine dichte Infrastruktur und ein unterstützendes regulatorisches und steuerliches Umfeld.

Ein weiterer Beweis für die Stärke und „Klebrigkeit“ des Ökosystems ist die Standorttreue der Gründer. Die Schweiz zieht Talente aus der ganzen Welt an. Die Gründer der ETH-Spin-offs stammen aus 46 verschiedenen Nationen, wobei nur 45% aus der Schweiz selbst kommen. Trotz dieser internationalen Herkunft zeigt sich eine bemerkenswerte Loyalität: Über 97% der aktiven Spin-offs (519 von 530) haben ihren Hauptsitz in der Schweiz behalten. Sie expandieren global, aber ihr Kern – die F&E, die strategische Führung und ein Grossteil der Wertschöpfung – bleibt im Land. Dies widerlegt das Klischee, dass Start-ups nach der ersten Finanzierung in grössere Märkte wie die USA abwandern.

Dieser Erfolg ist das Resultat einer perfektionierten Wertschöpfungskette. Die operative Exzellenz des Schweizer Systems stellt sicher, dass aus brillanten Ideen nicht nur Patente, sondern robuste, gut finanzierte und international wettbewerbsfähige Unternehmen entstehen, die einen nachhaltigen Beitrag zur Wirtschaft und Gesellschaft leisten.

Für Investoren und Gründer bedeutet dies, das Schweizer Biotech-Cluster als eine integrierte Plattform zu betrachten. Der Erfolg hängt davon ab, die einzelnen Komponenten dieses Systems – von den universitären Förderprogrammen bis zur strategischen Nutzung der Patentbox – gezielt und im richtigen Timing zu orchestrieren. Die Analyse Ihres spezifischen Vorhabens anhand dieser Benchmarks ist der nächste logische Schritt zur Maximierung Ihrer Erfolgschancen in diesem weltweit führenden Innovations-Hub.

Geschrieben von Reto Aebischer, Dipl. Informatikingenieur ETH und Digital Transformation Consultant für den Schweizer Mittelstand. Spezialisiert auf Cybersecurity, Cloud-Migration und Prozessautomatisierung.