Veröffentlicht am Dezember 11, 2024

Der Erfolg eines Sparks-IPOs hängt weniger vom Marktumfeld ab als von der internen „operativen IPO-Reife“ und der strategischen Abwägung gegenüber einem Verkauf.

  • Die Transparenzpflichten nach IFRS sind die grösste Hürde für KMU, nicht die direkten Kotierungskosten.
  • Ein „Dual-Track-Prozess“, der IPO und Verkauf parallel vorbereitet, maximiert den strategischen und finanziellen Wert für die Gründer.

Empfehlung: Führen Sie eine rigorose Selbsteinschätzung Ihrer operativen Prozesse, Finanz-Compliance und Governance durch, bevor Sie Kapitalmarktpartner kontaktieren.

Für wachstumsstarke Schweizer KMU stellt sich unweigerlich die Frage nach der nächsten Kapitalrunde. Während Private-Equity-Investoren mit schnellem Kapital locken, bietet das 2021 eingeführte „Sparks“-Segment der SIX Swiss Exchange eine verlockende Alternative: den Zugang zum öffentlichen Kapitalmarkt, ohne die vollen Anforderungen des Hauptsegments erfüllen zu müssen. Dieser Weg verspricht nicht nur Wachstumskapital, sondern auch erhöhte Visibilität und eine potenziell höhere Bewertung.

Doch die landläufige Meinung, ein Börsengang sei primär eine Frage des richtigen Timings und einer guten Story, greift zu kurz. Die Realität ist, dass der Weg an die Börse ein Marathon ist, dessen grösste Hürden nicht externer, sondern interner Natur sind. Viele Unternehmen unterschätzen die tiefgreifenden organisatorischen Veränderungen, die für die Kapitalmarktfähigkeit notwendig sind. Die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Entscheidung *ob*, sondern *wann* ein IPO sinnvoll ist und ob die Alternative – ein strategischer Verkauf – nicht doch der bessere Weg zur Sicherung des Lebenswerks darstellt.

Dieser Leitfaden geht daher über die Oberfläche hinaus. Wir analysieren nicht nur, was ein IPO kostet, sondern was das Scheitern an den Vorbereitungen kostet. Wir beleuchten die fundamentale Entscheidung zwischen Unabhängigkeit durch Börsenkotierung und einem Verkauf an einen Investor. Es geht um die Schaffung einer nachhaltigen „operativen IPO-Reife“, die den Grundstein für langfristigen Erfolg am Kapitalmarkt legt. Dieser Artikel liefert die regulatorisch sichere und ambitionierte Perspektive, die Gründer und CEOs benötigen, um eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen ihrer Unternehmensgeschichte zu treffen.

Um diese komplexe Entscheidung zu strukturieren, beleuchten wir die entscheidenden Facetten des Prozesses – von den internen Hürden über die strategischen Alternativen bis hin zum unterstützenden Ökosystem in der Schweiz.

Warum scheitern viele KMU an den Transparenzpflichten der SIX Swiss Exchange?

Der Hauptgrund für das Scheitern vieler IPO-Ambitionen liegt nicht in einer mangelnden Geschäftsidee, sondern in der Fehleinschätzung der erforderlichen operativen IPO-Reife. Die Transparenzpflichten der SIX, insbesondere die Umstellung auf die International Financial Reporting Standards (IFRS), stellen eine immense Hürde dar. Für viele Schweizer KMU, die traditionell nach Obligationenrecht bilanzieren, ist dies eine Transformation, die das gesamte Finanzwesen betrifft. Es geht nicht nur um andere Buchungsregeln, sondern um die Implementierung robuster Prozesse für Finanz-Reporting, Controlling und Ad-hoc-Publizität.

Dieser Aufwand wird systematisch unterschätzt. Die Tatsache, dass im KMU-Segment Sparks bisher nur ein einziges Unternehmen kotiert ist, während das spanische Pendant BME Growth 133 Kotierungen zählt, verdeutlicht, wie hoch die Anforderungen in der Schweiz sind. Das Problem ist weniger der Wille als die Zeit und die Ressourcen, die für den Aufbau einer kapitalmarktfähigen Organisation notwendig sind. Ein börsenerfahrener CFO und ein Finanzteam, das in IFRS geschult ist, sind keine „Nice-to-haves“, sondern absolute Voraussetzungen.

Die Transformation vom Excel-Sheet zum professionellen IFRS-Reporting ist das Kernstück der IPO-Vorbereitung. Sie erzwingt eine Professionalisierung, die weit über das Finanzteam hinausgeht.

Transformation vom Excel-Sheet zum professionellen IFRS-Reporting

Wie diese Visualisierung der Komplexität andeutet, ist der Aufbau einer solchen Struktur ein mehrjähriges Projekt. Unternehmen müssen bereit sein, signifikant in ERP-Systeme, Compliance-Software und vor allem in Personal zu investieren. Das Scheitern an diesen Pflichten ist oft ein stilles Scheitern, lange bevor ein IPO-Prospekt überhaupt entworfen wird. Es ist ein Scheitern an der operativen Disziplin, die der Kapitalmarkt einfordert.

Ihr Fahrplan zur IFRS-Compliance: Die 5 kritischen Schritte

  1. System-Transformation: Stellen Sie Ihre Excel-basierte Buchhaltung konsequent auf ein professionelles ERP-System um, das IFRS-konformes Reporting unterstützt.
  2. Team-Qualifizierung: Planen Sie mindestens 6 Monate Vorlaufzeit für die intensive Schulung Ihres Finanzteams in den relevanten IFRS-Standards ein.
  3. Historische Abschlüsse: Erstellen und lassen Sie Ihre Abschlüsse für die letzten drei Geschäftsjahre nach IFRS testieren, bevor Sie den IPO-Antrag einreichen.
  4. Prozessimplementierung: Führen Sie verbindliche Prozesse und Compliance-Software für die Ad-hoc-Publizität ein, um kursrelevante Informationen fristgerecht zu veröffentlichen.
  5. Personalrekrutierung: Rekrutieren Sie proaktiv einen börsenerfahrenen CFO vom Schweizer Markt, der den Prozess bereits erfolgreich begleitet hat.

Wie viel kostet ein IPO in der Schweiz wirklich und wann ist der Break-even?

Die Kosten eines Börsengangs sind ein entscheidender Faktor, doch die Diskussion darüber ist oft von Mythen geprägt. Dank des Sparks-Segments sind die direkten Gebühren für KMU deutlich gesunken. Es ist jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass dies den Grossteil der Kosten ausmacht. Die wahren Kostentreiber liegen in der Vorbereitung: Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Berater und die internen Ressourcen für die Erstellung des Emissionsprospekts und die Due Diligence.

Die direkten Kotierungsgebühren der SIX sind im Sparks-Segment im Vergleich zum Hauptsegment klar reduziert. Dies senkt die Eintrittsschwelle, ändert aber nichts an den variablen, erfolgsabhängigen Kosten, die an die Konsortialbanken fliessen. Diese machen in der Regel 3-7% des Emissionsvolumens aus. Ein IPO, der CHF 10 Millionen einbringt, kann also allein an Bankgebühren CHF 300’000 bis CHF 700’000 kosten. Hinzu kommen die laufenden Kosten als börsenkotiertes Unternehmen: jährliche Gebühren, Investor-Relations-Aktivitäten und der permanente Aufwand für das regulatorische Reporting.

Die folgende Tabelle zeigt die wesentlichen Unterschiede bei den direkten Gebühren und Anforderungen zwischen dem Sparks-Segment und dem Hauptsegment der SIX Swiss Exchange.

Kosten- und Anforderungsvergleich: Sparks vs. Hauptsegment SIX
Kostenfaktor Sparks-Segment Hauptsegment SIX
Listing-Gebühren 50% Rabatt Volle Gebühren
Jährliche Grundgebühr CHF 8’000 CHF 15’000+
Variable Zusatzkosten Keine Nach Marktkapitalisierung
Mindestalter Unternehmen 2 Jahre 3 Jahre
Free Float Minimum 15% 25%

Der Break-even eines IPOs ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine strategische Grösse. Finanziell muss das aufgenommene Kapital, abzüglich aller Kosten, so investiert werden, dass es einen höheren Unternehmenswert generiert, als durch alternative Finanzierungen (z.B. Private Equity) möglich gewesen wäre. Strategisch ist der Break-even erreicht, wenn die Vorteile der Börsenkotierung – wie höhere Visibilität, leichtere Folgefinanzierungen und die Nutzbarkeit von Aktien als Akquisitionswährung – die Nachteile der Transparenzpflichten und des kurzfristigen Ergebnisdrucks überwiegen. Dies ist oft erst nach zwei bis drei Jahren der Fall.

Verkauf an Investor oder Börsengang: Was sichert die Unabhängigkeit der Gründer besser?

Für Gründer ist dies die vielleicht emotionalste und strategisch wichtigste Frage. Sichert ein IPO, bei dem man „Herr im eigenen Haus“ bleibt, die Unabhängigkeit besser als ein Verkauf an einen strategischen Investor oder ein Private-Equity-Haus? Die Antwort ist komplexer, als es scheint. Ein Börsengang bedeutet zwar, dass keine einzelne Partei die Kontrolle übernimmt, doch die Gründer tauschen einen Eigentümer gegen Tausende von Aktionären und strenge regulatorische Fesseln ein. Der Druck, quartalsweise Ergebnisse zu liefern, kann die langfristige strategische Vision erheblich einschränken.

Gleichzeitig boomt der M&A-Markt für Schweizer KMU. Wie Marc Reinhardt, Managing Partner bei Marktlink, im finews.ch Podcast feststellt, drängen strategische Investoren verstärkt in den stabilen und innovativen Schweizer Markt. Ein Verkauf kann sofortige Liquidität und einen klaren Schnitt bedeuten, geht aber oft mit dem vollständigen Verlust der unternehmerischen Kontrolle einher. Die „Kontrollprämie„, also der ideelle und strategische Wert der Unabhängigkeit, wird hier gegen finanzielle Sicherheit getauscht.

Die Nachfrage nach Nachfolgelösungen steigt deutlich, und strategische Investoren drängen verstärkt in den Schweizer Markt. Sicherlich das stabile Marktumfeld in der Schweiz, Innovationskraft, gute Balance-sheets und stabile Finanzen sind die Gründe dafür.

– Marc Reinhardt, Managing Partner Marktlink, finews.ch Podcast

Interessanterweise sind die Grenzen fliessend. Ein Börsengang ist oft der Exit-Kanal für Private-Equity- und VC-Fonds. Eine Analyse von EY zeigt, dass global 46% des IPO-Volumens 2024 aus den Portfolios solcher Finanzinvestoren stammten. Dies zeigt, dass ein PE-Einstieg nicht das Ende der IPO-Story sein muss, sondern oft ein Zwischenschritt zur Professionalisierung des Unternehmens ist.

Schweizer Gründer vor der Entscheidung zwischen IPO und Unternehmensverkauf

Letztlich hängt die Entscheidung von der Persönlichkeit und den Zielen der Gründer ab. Wer eine langfristige Vision verfolgen und das Unternehmen weiter prägen will, für den kann ein IPO trotz des regulatorischen Korsetts der richtige Weg sein. Wer hingegen sein Lebenswerk finanziell absichern und die Verantwortung abgeben möchte, findet im Verkauf eine attraktive Alternative.

Die Aufgabe der Bank, die den Handel Ihrer Aktie liquide hält

Ein oft vernachlässigter Aspekt eines erfolgreichen Börsengangs ist die Sicherstellung der Post-IPO-Liquidität. Es reicht nicht, die Aktien einmalig an Investoren zu platzieren; der Titel muss auch nach dem IPO rege gehandelt werden, um für neue Investoren attraktiv zu bleiben. Ein illiquider Markt führt zu hoher Volatilität und schreckt institutionelle Anleger ab. Hier kommt die entscheidende Rolle der begleitenden Bank als Market Maker ins Spiel.

Der Market Maker verpflichtet sich, kontinuierlich An- und Verkaufskurse (Bid/Ask Spreads) für die Aktie zu stellen und so einen liquiden Handel zu garantieren. Diese Dienstleistung ist nicht kostenlos und erfordert eine sorgfältige Auswahl des richtigen Partners. Eine Bank mit einem schwachen Research-Team oder einem unzureichenden Vertriebsnetz im Schweizer Mid-Cap-Markt wird kaum in der Lage sein, nachhaltiges Interesse an der Aktie zu generieren. Für ein Sparks-Unternehmen ist der Zugang zu Schweizer Vermögensverwaltern und Family Offices entscheidend, da diese die natürliche Käuferschaft für kleinere Titel sind.

Die Auswahl der richtigen Partnerbank geht daher weit über die reine Begleitung des IPO-Prozesses hinaus. Sie ist eine langfristige strategische Partnerschaft. Die jährlichen Kosten für qualitativ hochwertiges Market Making und Research-Abdeckung können sich im Bereich von CHF 200’000 bis CHF 500’000 bewegen – ein signifikanter Posten im Budget eines kotierten KMU. Bei der Auswahl sollten Gründer folgende Punkte rigoros prüfen:

  • Research-Abdeckung: Verfügt die Bank über anerkannte Analysten, die den Sektor des Unternehmens verstehen und regelmässig Studien publizieren?
  • Vertriebsnetz: Wie gut ist der Zugang der Bank zu den relevanten Investorengruppen in der Schweiz und im Ausland?
  • Track Record: Welche vergleichbaren IPOs (idealerweise im Sparks-Segment) hat die Bank bereits erfolgreich begleitet und wie hat sich die Liquidität dieser Titel entwickelt?
  • Market-Making-Kapazitäten: Welche Handelsvolumen und welche Spreads kann die Bank garantieren?

Die Wahl der falschen Bank kann einen technisch erfolgreichen IPO nachträglich scheitern lassen, indem die Aktie in der Bedeutungslosigkeit eines illiquiden Marktes verschwindet.

Wann ist das Marktumfeld für Tech-IPOs an der SIX optimal?

Die Frage nach dem perfekten „IPO-Fenster“ beschäftigt jeden Börsenkandidaten. Grundsätzlich gilt: Ein positives Marktumfeld mit geringer Volatilität und steigenden Indizes ist förderlich. Investoren sind in solchen Phasen risikofreudiger und eher bereit, in neue, wachstumsstarke Unternehmen zu investieren. Doch das Marktumfeld ist nur ein Faktor. Weitaus wichtiger ist die fundamentale Stärke und die IPO-Reife des Unternehmens selbst. Ein exzellentes Unternehmen kann auch in einem mässigen Umfeld einen erfolgreichen IPO durchführen, während ein schwacher Kandidat selbst im besten Bullenmarkt scheitern wird.

Für Schweizer Tech-Unternehmen gibt es jedoch spezifische Indikatoren. Die Performance von bereits kotierten Tech-Firmen an der SIX dient als wichtiger Stimmungsbarometer. Ebenso ist die Aktivität im Private-Equity- und Venture-Capital-Markt ein Vorlaufindikator. Eine hohe Deal-Frequenz signalisiert eine hohe Bewertungserwartung, die sich auf den IPO-Markt übertragen kann. Aktuell zeigt sich ein vielversprechendes Bild: Die IPO-Pipeline für 2025 ist gut gefüllt, was auf wachsendes Vertrauen hindeutet. Allein die Tatsache, dass 13 Unternehmen 2024/25 die Sparks IPO Academy durchlaufen, darunter namhafte Tech-Firmen wie DePoly, Infomaniak und die Swiss Marketplace Group, signalisiert eine hohe Dynamik.

Experten teilen diesen verhaltenen Optimismus. Nach einem herausfordernden Jahr 2024 blicken viele zuversichtlich auf das kommende Jahr.

Für Börsengänge bleibt 2024 ein herausforderndes Jahr. Die aktuelle ‚Santa Claus Rally‘ in vielen Märkten und die derzeit geringe Volatilität stimmen positiv für das IPO-Jahr 2025.

– Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services, EY Schweiz

Das optimale Marktumfeld ist somit eine Kombination aus makroökonomischer Stabilität, positiver Branchenstimmung und, am allerwichtigsten, der abgeschlossenen internen Vorbereitung des Unternehmens. Das Warten auf das „perfekte“ Fenster ist eine riskante Strategie. Besser ist es, die Hausaufgaben zu erledigen und bereit zu sein, wenn sich ein günstiges Fenster öffnet. Die interne Bereitschaft diktiert den Zeitplan, nicht der Markt.

Nicht-rückzahlbare Zuschüsse oder Bürgschaften: Was passt zu Ihrer Phase?

Der Weg zur IPO-Reife ist lang und kapitalintensiv. Lange bevor ein Börsengang überhaupt eine realistische Option wird, müssen Schweizer Tech-KMU eine solide finanzielle Basis schaffen. Das Schweizer Förderökosystem bietet hierfür eine „Förderkaskade„, die Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsphasen gezielt unterstützt. Die Kunst besteht darin, das richtige Instrument zur richtigen Zeit zu nutzen. In der Frühphase sind nicht-rückzahlbare Zuschüsse, wie sie Innosuisse anbietet, Gold wert. Sie dienen der Validierung der Technologie und des Geschäftsmodells, ohne Eigenkapital zu verwässern. Diese Zuschüsse verleihen einem Start-up Glaubwürdigkeit und ziehen oft die ersten privaten Investoren an.

Sobald das Unternehmen in die Wachstumsphase eintritt und der Kapitalbedarf steigt, werden Bürgschaften und Kredite von Kantonalbanken zum Mittel der Wahl. Diese Instrumente sind ideal, um den Organisationsaufbau, die Skalierung des Vertriebs und die Vorbereitung der internen Prozesse für die spätere Kapitalmarktfähigkeit zu finanzieren. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) beispielsweise begleitet über 180 Start-ups mit einem jährlichen Investitionsvolumen im zweistelligen Millionenbereich und hat bereits mehrere Unternehmen erfolgreich zum Exit geführt. Dies zeigt, dass der Pfad von der Innosuisse-Förderung über Kantonalbank-Kredite bis zur IPO-Reife in der Schweiz gut etabliert ist.

In der unmittelbaren Pre-IPO-Phase kommt schliesslich Mezzanine-Kapital ins Spiel. Diese Mischform aus Eigen- und Fremdkapital dient dazu, die letzten Lücken zu schliessen und die Bilanz für den Börsengang zu stärken. Die folgende Tabelle illustriert die typische Finanzierungskaskade auf dem Weg zu einem Sparks-IPO.

Finanzierungsphasen auf dem Weg zum Sparks-IPO
Phase Instrument Volumen Eignung für IPO-Vorbereitung
Seed/Early Innosuisse-Zuschüsse Bis CHF 500’000 Validierung & Glaubwürdigkeit
Growth Kantonalbank-Kredite mit Bürgschaft CHF 500’000-2 Mio. Organisationsaufbau
Pre-IPO Mezzanine-Kapital CHF 2-10 Mio. IPO-Readiness
IPO Börsengang Sparks Ab CHF 8 Mio. Kapitalmarktzugang

Die strategische Nutzung dieser Förderinstrumente ist mehr als nur Geldbeschaffung. Jeder erfolgreiche Schritt in dieser Kaskade ist ein Qualitätssiegel, das die Attraktivität des Unternehmens für die nächste, grössere Finanzierungsrunde erhöht und den Weg für einen späteren Börsengang ebnet.

Kooperation oder Übernahme: Welcher Exit-Weg ist für Schweizer Gründer lukrativer?

Während der Börsengang als Königsdisziplin gilt, ist der häufigste und oft lukrativste Exit-Weg für Schweizer Gründer die Übernahme durch ein anderes Unternehmen (M&A). Der Swiss Venture Capital Report zeigt für 2024 ein klares Bild: 30 Start-ups wurden ins Ausland verkauft und 11 fanden einen inländischen Käufer. Dies unterstreicht die hohe Attraktivität von Schweizer Technologie für internationale und nationale strategische Käufer wie Roche, ABB oder Novartis.

Der Hauptvorteil eines Verkaufs liegt in der Regel in einer höheren Bewertung und sofortiger Liquidität für die Gründer. Ein strategischer Käufer ist oft bereit, eine Kontrollprämie zu zahlen, die über dem reinen Marktwert liegt, um sich Technologie, Marktanteile oder Talente zu sichern. Der Börsengang hingegen ist eine Wette auf die Zukunft, bei der der Wert erst über die Zeit realisiert wird und die Gründer oft über Jahre an Haltefristen gebunden sind.

Die anspruchsvollste, aber potenziell wertmaximierende Strategie ist der sogenannte „Dual-Track-Prozess“. Hierbei bereitet das Unternehmen parallel sowohl einen Börsengang als auch einen Verkaufsprozess vor. Dieser Ansatz schafft einen Wettbewerb zwischen den beiden Optionen und gibt den Gründern die ultimative Verhandlungsmacht. Sie können das konkrete M&A-Angebot direkt mit der erwarteten IPO-Bewertung vergleichen. Dieser Prozess ist komplex und ressourcenintensiv, zwingt das Unternehmen aber, seine Unterlagen (Due Diligence) auf höchstem Niveau vorzubereiten, was beiden Wegen zugutekommt.

Der Dual-Track-Prozess in der Praxis

Ein typischer Dual-Track-Prozess folgt einem strukturierten Ablauf: 1. Vorbereitung: Das Unternehmen nimmt an Programmen wie der 6-monatigen Sparks IPO Academy teil, um die IPO-Reife zu erlangen. 2. Parallele Gespräche: Gleichzeitig werden vertrauliche Gespräche mit einer Handvoll potenzieller strategischer Käufer aufgenommen. 3. Due Diligence: Es wird ein einziger, hochprofessioneller Datenraum erstellt, der sowohl den Anforderungen der IPO-Banken als auch der M&A-Interessenten genügt. 4. Bewertungsvergleich: In der Schlussphase liegen ein verbindliches Kaufangebot und eine fundierte IPO-Bewertungsspanne der Banken vor. 5. Entscheidung: Die Gründer treffen die finale Entscheidung basierend auf Bewertung, verbleibender Kontrolle und steuerlichen Konsequenzen.

Diese Strategie ist der Inbegriff des ambitionierten Vorgehens. Sie erlaubt es, bis zum letzten Moment alle Optionen offenzuhalten und den besten Weg für das Unternehmen und die Gründer zu wählen, sei es die fortgesetzte Unabhängigkeit an der Börse oder der lukrative Verkauf an einen strategischen Partner.

Das Wichtigste in Kürze

  • Operative IPO-Reife, insbesondere IFRS-konformes Reporting, ist die grösste Hürde und wichtiger als das Marktumfeld.
  • Der Dual-Track-Prozess (parallele Vorbereitung von IPO und Verkauf) ist die anspruchsvollste, aber wertmaximierende Strategie für Gründer.
  • Das Schweizer Förderökosystem (Innosuisse, Kantonalbanken) bietet eine „Förderkaskade“, die KMU gezielt auf dem Weg zur Kapitalmarktfähigkeit unterstützt.

Wie sichern sich Schweizer Tech-Start-ups Fördermittel von Innosuisse bis zu Kantonalbanken?

Der Weg an die Börse beginnt Jahre vor dem ersten Gespräch mit einer Investmentbank. Er beginnt mit der intelligenten Nutzung des einzigartigen Schweizer Förderökosystems. Für Tech-Start-ups ist dieser Weg oft eine strategische „Förderkaskade„, die mit nicht-rückzahlbaren Projektzuschüssen von Innosuisse startet. Diese frühe Validierung durch eine staatliche Agentur ist ein entscheidendes Signal für private Investoren und legt den Grundstein für die weitere Finanzierungsgeschichte.

Im nächsten Schritt spielen die Kantonalbanken eine zentrale Rolle. Sie überbrücken die Lücke zwischen der initialen Förderung und der Fähigkeit, grösseres Venture Capital anzuziehen. Institutionen wie die Zürcher Kantonalbank haben sich als entscheidende Partner für wachsende Unternehmen etabliert. Sie bieten nicht nur Kredite und Bürgschaften, sondern agieren als strategische Investoren mit langfristiger Perspektive. Wie Michelle Tschumi, Leiterin Start-up Finance bei der ZKB, betont, geht es um mehr als nur Geld.

Mit dem Wachstumsfonds und dem Dekarbonisierungsfonds können wir Start-ups eine langfristige Perspektive bieten. Wir investieren jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag, was uns zu einer der aktivsten Förderinnen von Schweizer Jungunternehmen macht.

– Michelle Tschumi, Leiterin Start-up Finance, Zürcher Kantonalbank

Ein perfektes Beispiel für diesen etablierten Pfad ist das ETH-Spin-off Zurimed Technologies. Das Medtech-Unternehmen, das eine „Nähmaschine für menschliches Gewebe“ entwickelt, startete mit Hochschulförderung, sicherte sich Innosuisse-Mittel und ist nun Teilnehmer der Sparks IPO Academy 2024/25 mit dem klaren Ziel, das für das Wachstum zum „Unicorn“ benötigte Kapital über einen Börsengang zu beschaffen. Dieser Weg zeigt exemplarisch, wie die verschiedenen Bausteine des Schweizer Ökosystems ineinandergreifen, um Unternehmen zur IPO-Reife zu führen.

Sich diese Fördermittel zu sichern, erfordert einen klaren Plan, ein überzeugendes Geschäftsmodell und die Fähigkeit, Meilensteine konsequent zu erreichen. Jede erhaltene Förderung ist nicht nur eine Finanzspritze, sondern ein Beweis für die Tragfähigkeit des Unternehmens und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur ultimativen Kapitalmarktprüfung: dem Börsengang.

Die Entscheidung für oder gegen einen Sparks-IPO ist somit das Ergebnis eines mehrjährigen, strategischen Prozesses. Unternehmen, die ihre operative Reife sicherstellen, die Finanzierungskaskade intelligent nutzen und die Alternativen klar bewerten, sind diejenigen, die am Ende erfolgreich am Kapitalmarkt bestehen werden. Der nächste logische Schritt für Ihr Unternehmen ist eine ehrliche und detaillierte Selbsteinschätzung Ihrer aktuellen IPO-Reife.

Geschrieben von Beat Hürlimann, Eidgenössisch diplomierter Treuhandexperte und Unternehmensberater mit über 25 Jahren Erfahrung in der Finanzberatung für Schweizer KMU. Spezialisiert auf Steueroptimierung, Währungsabsicherung und Nachfolgeregelungen.