
Die erfolgreiche Integration von Expats in der Schweiz scheitert oft an unsichtbaren kulturellen Hürden, nicht an mangelnder Qualifikation.
- Die Schweizer Konsenskultur erfordert ein Umdenken von direktiven Führungskräften hin zu moderierenden Prozessbegleitern.
- Missverständnisse bei der Quellensteuer und dem Nettolohn können das Vertrauen nachhaltig beschädigen, bevor die Arbeit überhaupt beginnt.
Empfehlung: Etablieren Sie ein proaktives Erwartungsmanagement, das kulturelle Unterschiede explizit adressiert und ausländischen Fachkräften klare Navigationshilfen für den Schweizer Arbeitsalltag bietet.
Als HR-Manager in einem umkämpften Markt wie Zürich oder Basel kennen Sie die Herausforderung: Sie investieren erhebliche Ressourcen, um internationale Top-Talente für Ihr Unternehmen zu gewinnen. Doch die eigentliche Arbeit beginnt erst nach der Vertragsunterzeichnung. Wie stellen Sie sicher, dass diese hochqualifizierten Fachkräfte nicht nur fachlich, sondern auch kulturell ankommen und langfristig im Unternehmen bleiben?
Die üblichen Ratschläge – pünktlich sein, die Landessprache lernen, am Team-Apéro teilnehmen – kratzen nur an der Oberfläche. Sie adressieren nicht die tieferliegenden Dynamiken, die oft zu Frustration, Missverständnissen und im schlimmsten Fall zur Kündigung während der Probezeit führen. Die wahren Hürden liegen in der unsichtbaren kulturellen Grammatik des Schweizer Arbeitsplatzes, die für Aussenstehende oft schwer zu entschlüsseln ist.
Doch was, wenn der Schlüssel zum Erfolg nicht darin liegt, dass Expats Stereotypen befolgen, sondern darin, dass Sie als Unternehmen die kulturellen Spielregeln proaktiv managen? Dieser Leitfaden geht über die Klischees hinaus und bietet Ihnen konkrete Strategien. Wir beleuchten, wie Sie die berüchtigte Konsenskultur steuern, Kommunikationsfallen vermeiden und administrative Prozesse wie die Quellensteuer transparent gestalten, um eine reibungslose und nachhaltige Integration zu gewährleisten.
Die folgenden Abschnitte bieten Ihnen einen praxisorientierten Fahrplan, um ausländische Fachkräfte nicht nur zu rekrutieren, sondern sie zu loyalen und produktiven Mitgliedern Ihres Schweizer Teams zu machen. Entdecken Sie bewährte Ansätze und vermeiden Sie kostspielige Fehler.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Leitfaden zur erfolgreichen Expat-Integration
- Warum scheitern deutsche Führungskräfte oft an der Schweizer Konsenskultur?
- Wie gestalten Sie ein Onboarding, das Expats in 30 Tagen emotional an die Schweiz bindet?
- Direkte vs. indirekte Kommunikation: Welcher Stil führt in Schweizer Meetings zum Ziel?
- Das Versäumnis bei der Quellensteuer, das Arbeitgeber teuer zu stehen kommt
- Wann ist Schweizerdeutsch-Unterricht für Expats eine lohnende Investition?
- Wie gewinnen Sie ETH-Absolventen, wenn Google Zürich das Doppelte zahlt?
- Der Kommunikationsfehler, der dazu führt, dass Lehrlinge die Lehre abbrechen
- Wie sich die Schweizer Berufslehre durch digitale Kompetenzen wandeln muss?
Warum scheitern deutsche Führungskräfte oft an der Schweizer Konsenskultur?
Deutsche Führungskräfte, die für ihre Direktheit und Effizienz geschätzt werden, stossen in der Schweiz oft auf eine unsichtbare Wand: die tief verwurzelte Konsenskultur. Während ein deutscher Manager es gewohnt ist, nach kurzer Diskussion eine klare Anweisung zu geben, wird dies in einem Schweizer Team oft als autoritär und übergriffig empfunden. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Eine Befragung der FHNW zeigt, dass deutsche und schweizerische Führungsstile als gegensätzlich wahrgenommen werden. Der deutsche Stil gilt als direktiv und hierarchisch, der schweizerische als partizipativ und teamorientiert.
Für HR-Manager bedeutet dies, dass die fachliche Qualifikation einer ausländischen Führungskraft nicht ausreicht. Es bedarf einer gezielten Vorbereitung auf diese andere Art der Entscheidungsfindung. Die Aufgabe des Managers wandelt sich vom Entscheider zum Moderator eines Prozesses. Es geht nicht darum, die beste Idee durchzusetzen, sondern darum, eine von allen getragene Lösung zu finden. Dies erfordert Geduld und die Fähigkeit, Bedenken und Einwände als wertvollen Beitrag statt als Widerstand zu sehen.

Die Kunst besteht darin, eine Konsens-Architektur zu schaffen. Anstatt Entscheidungen im grossen Meeting zu verkünden, finden die entscheidenden Gespräche oft vorab in kleineren Runden oder bei einem Kaffee statt. Ein erfolgreicher Manager in der Schweiz weiss, dass er die Meinungen der wichtigsten Stakeholder bilateral einholen muss, bevor er das Thema ins Plenum bringt. Das Meeting selbst dient dann oft nur noch der formellen Bestätigung des bereits gefundenen Kompromisses. Ohne dieses Wissen agieren ausländische Führungskräfte im luftleeren Raum und ihre Initiativen versanden.
Wie gestalten Sie ein Onboarding, das Expats in 30 Tagen emotional an die Schweiz bindet?
Ein reibungsloser Start im Job ist nur die halbe Miete. Die wahre Herausforderung für viele Expats in der Schweiz ist die soziale Integration. Während die Lebensqualität und die Gehälter Weltklasse sind, fühlen sich viele Zugezogene isoliert. Eine vielzitierte Erhebung bestätigt dieses Dilemma: nur 42 % der Expats sind mit ihrem Sozialleben in der Schweiz zufrieden. Diese Unzufriedenheit ist ein erhebliches Geschäftsrisiko, denn wer sich nicht wohlfühlt, bleibt nicht lange.
Ein erfolgreiches Onboarding muss daher über den Arbeitsplatz hinausgehen. Es geht darum, bewusste emotionale Ankerpunkte zu schaffen, die der neuen Fachkraft helfen, in der Schweiz eine neue Heimat zu finden. Grosse Unternehmen wie Roche in Basel haben dies erkannt und bieten umfassende Relocation-Services an. Diese reichen von der Bereitstellung eines möblierten Apartments für die erste Zeit bis zur aktiven Hilfe bei der Wohnungssuche oder der Wahl der richtigen Schule für die Kinder. Solche Massnahmen nehmen enormen Stress und signalisieren der Fachkraft und ihrer Familie, dass sie willkommen sind und als Mensch wertgeschätzt werden.
Als HR-Manager können Sie hier entscheidende Impulse setzen. Denken Sie über den Standard-Götti im Team hinaus. Bauen Sie ein Netzwerk auf mit lokalen Vereinen, Kulturangeboten oder Sportgruppen. Organisieren Sie nicht nur fachliche Einführungen, sondern auch informelle Events, die das Kennenlernen ausserhalb des Büros fördern. Ein gemeinsamer Ausflug in die Berge oder ein Kochkurs mit Schweizer Spezialitäten kann mehr für die emotionale Bindung tun als jede Unternehmenspräsentation. Das Ziel ist es, dem Expat zu zeigen, wie er am sozialen Leben teilhaben kann, und ihm die Türen zu öffnen, die er alleine nur schwer finden würde. Ein solches ganzheitliches Onboarding ist die beste Investition in die langfristige Mitarbeiterbindung.
Direkte vs. indirekte Kommunikation: Welcher Stil führt in Schweizer Meetings zum Ziel?
In kaum einem Bereich prallen die Kulturen so hart aufeinander wie in der Kommunikation. Besonders für Fachkräfte aus eher direkten Kulturen wie Deutschland oder den USA ist der Schweizer Stil eine Herausforderung. Eine klare, direkte Kritik oder ein unverblümter Vorschlag kann in einem Schweizer Meeting als aggressiv und unkollegial aufgefasst werden. Die Schweizer Kommunikation ist auf Harmonie und Konsens ausgelegt; man umgeht die direkte Konfrontation und verpackt Kritik oft in höfliche Fragen oder vorsichtige Andeutungen. Wie der „Schweizer Monat“ treffend analysiert:
Was ein Deutscher sagt, klingt in Schweizer Ohren oft wie ein Befehl. In der Schweiz hingegen pflegt man die permanente Deeskalation.
– Schweizer Monat, Deeskalierend höflich – Analyse der Kommunikationsstile
Für ausländische Mitarbeitende ist es essenziell, diese Codes zu entschlüsseln. Ein „Wir könnten uns überlegen, ob…“ ist oft keine unverbindliche Anregung, sondern eine höflich formulierte Anweisung. Ein „Das ist ein interessanter Punkt, aber haben wir auch Aspekt Y bedacht?“ ist häufig ein klares Veto. Als HR-Manager ist es Ihre Aufgabe, im interkulturellen Training genau diese Nuancen zu vermitteln. Es geht um aktives Zuhören und das Deuten von Signalen, die zwischen den Zeilen gesendet werden. Die folgende Tabelle, basierend auf einer Analyse von Blogwiese.ch, verdeutlicht die zentralen Unterschiede.
| Aspekt | Deutscher Stil | Schweizer Stil |
|---|---|---|
| Problemlösung | Schnell Klarheit schaffen, auf den Punkt kommen | Erst mentales Modell entwickeln, dann lösen |
| Lösungsvorschläge | Gleich zu Beginn der Diskussion | Erst in den letzten 20% der Diskussion |
| Führung | Von oben organisiert/organisieren | Mehr Autonomie am Arbeitsplatz |
| Entscheidungsfindung | Zentralistisch, direktiv | Konsenskultur mit partizipativen Elementen |
Der zielführende Stil in einem Schweizer Meeting ist also selten der direkteste. Es ist ein diplomatisches Tänzeln, ein Abwägen und Integrieren von Meinungen. Der Erfolg liegt nicht darin, die eigene Agenda durchzusetzen, sondern darin, die Gruppe zu einer gemeinsamen Schlussfolgerung zu führen. Wer diesen Stil der kommunikativen Deeskalation beherrscht, wird in der Schweizer Arbeitswelt weitaus mehr erreichen als jeder „Macher“, der mit der Tür ins Haus fällt.
Das Versäumnis bei der Quellensteuer, das Arbeitgeber teuer zu stehen kommt
Einer der grössten und teuersten Fehler bei der Einstellung von ausländischen Mitarbeitenden passiert oft, bevor diese überhaupt ihre Arbeit aufgenommen haben: ein mangelhaftes Erwartungsmanagement beim Thema Lohn. Viele Expats sehen den im Arbeitsvertrag genannten Bruttolohn und sind begeistert. Die böse Überraschung folgt mit der ersten Lohnabrechnung, wenn sie feststellen, dass der Nettoauszahlungsbetrag deutlich geringer ist als erwartet. Der Grund ist die Quellensteuer, die für ausländische Arbeitskräfte ohne C-Bewilligung direkt vom Lohn abgezogen wird.
Dieses administrative Detail hat eine enorme psychologische Sprengkraft. Der neue Mitarbeiter fühlt sich getäuscht und das Vertrauen in den Arbeitgeber ist von Anfang an beschädigt. Gemäss den geltenden Bestimmungen sind Arbeitnehmer ohne Niederlassungsbewilligung C quellensteuerpflichtig, doch die Komplexität des Systems ist für Aussenstehende kaum zu durchschauen. Die kantonalen Unterschiede, die progressive Besteuerung und die verschiedenen Abzüge für AHV, Pensionskasse und Versicherungen schaffen ein undurchsichtiges Dickicht.
Ihre Aufgabe als HR-Manager ist es, hier für radikale Transparenz zu sorgen. Gehen Sie proaktiv auf das Thema zu, anstatt zu hoffen, dass der Expat es von selbst versteht. Eine detaillierte Nettolohnsimulation, die bereits bei der Vertragsunterzeichnung vorgelegt wird, ist Gold wert. Visualisierungen, die klar aufzeigen, welcher Teil des Abzugs eine Steuer und welcher Teil eine Investition in die eigene Altersvorsorge (Pensionskasse) ist, helfen enorm. Kommunizieren Sie den grosszügigen Arbeitgeberanteil an der Pensionskasse aktiv als wertvollen Benefit. Ein gut geplanter Kommunikationsprozess verhindert nicht nur Frust, sondern positioniert Sie als fürsorglichen und vertrauenswürdigen Arbeitgeber. Um Ihre aktuelle Praxis zu überprüfen, können Sie die folgende Checkliste nutzen.
Aktionsplan: Ihre Checkliste zur Quellensteuer-Kommunikation
- Kontaktpunkte auflisten: Identifizieren Sie alle Kanäle und Momente, in denen Lohn und Steuern thematisiert werden (Vertragsangebot, Onboarding-Gespräch, Intranet, Lohnabrechnung).
- Materialien sammeln: Inventarisieren Sie alle existierenden Dokumente (Muster-Lohnabrechnungen, Info-Blätter, Vertrags-Klauseln) zur Quellensteuer.
- Auf Kohärenz prüfen: Vergleichen Sie die gesammelten Informationen mit Ihren Unternehmenswerten wie Transparenz und Fürsorge. Sind die Erklärungen klar und verständlich oder potenziell irreführend?
- Verständlichkeit und Wirkung bewerten: Reduziert Ihre Kommunikation die Angst vor dem Unbekannten oder schürt sie diese? Wird der Wert der Sozialabgaben (z.B. Pensionskasse) als Benefit dargestellt?
- Integrationsplan erstellen: Definieren Sie klare Massnahmen, um Lücken zu schliessen. Priorisieren Sie die Erstellung einer Nettolohn-Simulation und eines einfachen visuellen Leitfadens.
Wann ist Schweizerdeutsch-Unterricht für Expats eine lohnende Investition?
Die Frage, ob ein Expat Schweizerdeutsch lernen sollte, führt oft zu Diskussionen. Die pragmatische Antwort lautet: Es kommt darauf an. Für die rein berufliche Kommunikation in den meisten akademischen und internationalen Berufen reicht Hochdeutsch in der Regel vollkommen aus. Es ist die offizielle Schriftsprache und wird in formellen Meetings von allen verstanden und gesprochen.
Die Investition in einen Schweizerdeutsch-Kurs wird jedoch dann entscheidend, wenn es um die soziale Integration und die emotionale Bindung geht. In der Kaffeepause, beim Mittagessen oder beim Feierabendbier wird fast ausschliesslich Dialekt gesprochen. Wer hier nur „Bahnhof versteht“, ist schnell aussen vor und fühlt sich isoliert. Langfristig kann dies die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung stark beeinträchtigen. Für Mitarbeiter mit viel Kundenkontakt oder für jene, die eine langfristige Zukunft in der Schweiz planen (über drei Jahre hinaus), ist das Verständnis des lokalen Dialekts daher ein enormer Vorteil. Es ist ein Zeichen von Respekt und öffnet Türen zu informellen Netzwerken und einem tieferen kulturellen Verständnis.
Als HR-Manager sollten Sie eine differenzierte Strategie verfolgen. Anstatt alle Expats in den gleichen Kurs zu schicken, analysieren Sie die individuelle Situation. Die ideale Lernreihenfolge ist meist, zuerst eine solide Basis in Hochdeutsch (Niveau B1/B2) zu schaffen. Anschliessend sind passive Verständniskurse für den am Firmenstandort gesprochenen Dialekt am effektivsten. Ein aktiver Sprechkurs ist nur für wenige wirklich notwendig. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass es „das“ Schweizerdeutsch nicht gibt. Ein Züridütsch-Kurs ist in Bern nur bedingt hilfreich. Der Fokus sollte immer auf dem lokalen Dialekt liegen. Eine solche massgeschneiderte Sprachförderung ist eine weitaus intelligentere Investition als ein Giesskannenprinzip.
Wie gewinnen Sie ETH-Absolventen, wenn Google Zürich das Doppelte zahlt?
Im globalen „War for Talents“ konkurrieren Schweizer KMU und Traditionsunternehmen mit Tech-Giganten wie Google, die mit astronomischen Gehältern und prestigeträchtigen Namen locken. Es ist ein ungleicher Kampf, den man über das Gehalt allein nicht gewinnen kann. Der Talentpool ist riesig – laut dem Economist Footloose Index 2024 wären 5,1 Millionen junge Hochschulabsolventen weltweit bereit, für einen Job in die Schweiz zu ziehen. Die Kunst besteht darin, die richtigen Talente mit den richtigen Argumenten anzusprechen.
Wenn Sie beim Gehalt nicht mithalten können, müssen Sie auf anderen Spielfeldern punkten. Anstatt Ihre Schwächen zu kaschieren, sollten Sie Ihre einzigartigen Stärken selbstbewusst in den Vordergrund stellen. Viele hochqualifizierte Absolventen, insbesondere von Top-Universitäten wie der ETH Zürich, suchen mehr als nur Geld. Sie suchen nach Sinn, Verantwortung und einer gesunden Work-Life-Balance. Genau hier können Sie ansetzen.
Betonen Sie die „Impact-Dichte“ in Ihrem Unternehmen: Bei Ihnen ist ein Absolvent nicht nur ein kleines Rädchen in einer riesigen Maschinerie, sondern kann von Tag eins an ganze Projekte verantworten und direkt zum Unternehmenserfolg beitragen. Kommunizieren Sie den Purpose Ihrer Arbeit. Zeigen Sie auf, wie Ihr Unternehmen einen konkreten gesellschaftlichen Nutzen für die Schweiz stiftet. Bieten Sie Stabilität und eine familiäre Kultur mit flachen Hierarchien, wo der direkte Zugang zum CEO selbstverständlich ist. Die folgenden Strategien können Ihnen helfen, ein attraktives Gegenangebot zur reinen Gehaltsmaximierung zu schnüren:
- Impact-Dichte betonen: Zeigen Sie auf, wie einzelne Absolventen schnell Verantwortung für ganze Projekte übernehmen.
- Familiäre Kultur hervorheben: Punkten Sie mit flachen Hierarchien und direktem Zugang zur Geschäftsleitung.
- Purpose kommunizieren: Verbinden Sie die tägliche Arbeit mit einem greifbaren gesellschaftlichen Nutzen für die Schweiz.
- Intrapreneurship-Programme anbieten: Ermöglichen Sie es Talenten, innerhalb von 2-3 Jahren eigene Projekte mit Budget zu realisieren.
- Work-Life-Balance und Stabilität: Positionieren Sie sich als verlässlicher Arbeitgeber im Gegensatz zur „Hire-and-Fire“-Mentalität mancher Tech-Konzerne.
Der Kommunikationsfehler, der dazu führt, dass Lehrlinge die Lehre abbrechen
Lehrabbrüche sind für Unternehmen kostspielig und für die betroffenen Jugendlichen oft ein schwerer Rückschlag. Während die Gründe vielfältig sind, kristallisiert sich ein zentraler Faktor immer wieder heraus: mangelhafte Kommunikation. Viele Berufsbildner glauben, sie müssten Kritik vermeiden, um die junge Generation Z nicht zu demotivieren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der grösste Kommunikationsfehler ist nicht zu viel oder zu harte Kritik, sondern zu wenig regelmässiges und konstruktives Feedback.
Junge Mitarbeitende, die aus einem schulischen Umfeld kommen, sind an ständige Rückmeldungen in Form von Noten und Beurteilungen gewöhnt. Im Berufsalltag erleben sie oft eine „Feedback-Wüste“. Sie arbeiten wochenlang vor sich hin, ohne zu wissen, ob ihre Leistung gut ist, wo sie sich verbessern können oder was genau von ihnen erwartet wird. Diese Unsicherheit ist für viele demotivierender als jede klare Kritik. Studien zum Onboarding zeigen, dass die Weichen früh gestellt werden: Bis zu 90 % der neu eingestellten Mitarbeitenden entscheiden in den ersten sechs Monaten, ob sie im Unternehmen bleiben oder nicht.
Die Lösung liegt in der Etablierung einer strukturierten Feedback-Kultur. Anstelle eines einzigen grossen Jahresgesprächs haben sich kurze, regelmässige Check-ins bewährt. Ein wöchentliches 15-Minuten-Gespräch zwischen Berufsbildner und Lehrling kann die Abbrecherquote nachweislich senken. In diesem Gespräch sollten drei einfache Fragen im Zentrum stehen: Was lief diese Woche gut? Wo gab es Schwierigkeiten? Was sind die Ziele für die nächste Woche? Dieser einfache Prozess schafft Klarheit, baut Vertrauen auf und gibt dem Lehrling die Orientierung, die er für seine Entwicklung dringend benötigt. Es signalisiert ihm, dass seine Arbeit gesehen und seine Entwicklung dem Unternehmen wichtig ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Kulturelle Passung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines proaktiv gesteuerten Integrationsprozesses durch die Personalabteilung.
- Transparenz ist der Schlüssel: Offene Kommunikation über heikle Themen wie Lohnabzüge (Quellensteuer) und indirekte Kommunikationsstile baut Vertrauen auf.
- Langfristiger Erfolg hängt von der emotionalen Bindung ab, die durch soziale Integration und gezielte Sprachförderung gestärkt wird.
Wie sich die Schweizer Berufslehre durch digitale Kompetenzen wandeln muss?
Während die Integration hochqualifizierter internationaler Fachkräfte eine akute Herausforderung darstellt, liegt die langfristige Lösung des Fachkräftemangels in der Stärkung des eigenen Nachwuchses. Das duale Bildungssystem der Schweiz, die Berufslehre, ist ein weltweit anerkanntes Erfolgsmodell. Doch um auch in Zukunft relevant zu bleiben, muss es sich einem tiefgreifenden Wandel stellen: der Integration digitaler Kompetenzen in traditionelle Handwerks- und Dienstleistungsberufe.
Es reicht nicht mehr aus, dass ein Schreiner perfekt mit Holz umgehen kann; er muss auch in der Lage sein, eine CNC-Maschine zu programmieren. Eine Kauffrau muss nicht nur korrekt buchen, sondern auch fähig sein, mittels Datenanalyse das Kundenverhalten zu interpretieren. Die Digitalisierung verändert nicht nur die Werkzeuge, sondern die grundlegende Denkweise in fast jedem Beruf. Es geht um agiles Projektmanagement, datenbasiertes Entscheiden und die Fähigkeit, sich neues Wissen selbstständig über Online-Ressourcen anzueignen.
Für Unternehmen bedeutet dies eine Neuausrichtung der Ausbildungsinhalte. Die Vermittlung von „Future Skills“ muss zu einem integralen Bestandteil der Lehre werden. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit der drei Lernorte – Betrieb, Berufsfachschule und überbetriebliche Kurse – auf einer gemeinsamen digitalen Plattform. Die Modernisierung der Berufslehre ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz zu sichern und die nächste Generation von Fachkräften auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Die folgenden Kompetenzen werden immer wichtiger:
- Digitale Denkweise: Agiles Projektmanagement und datenbasiertes Entscheiden als Grundlage.
- CNC-Programmierung für Schreiner: 3D-Modellierung wird zur neuen Kernkompetenz.
- Datenanalyse für Kaufleute: Kundenverhalten interpretieren statt nur Transaktionen zu verbuchen.
- Lernortkooperation 4.0: Eine zentrale digitale Plattform für alle drei Lernorte (Betrieb, Schule, üK).
- Selbstlernkompetenz: Die Fähigkeit, Tutorials zu nutzen, in Foren zu recherchieren und Prototypen zu bauen.
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Talentförderung, der sowohl die Integration internationaler Spitzenkräfte als auch die Modernisierung der lokalen Ausbildung umfasst, ist der nachhaltigste Weg, um den Fachkräftemangel in der Schweiz zu meistern. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Integrations- und Ausbildungsprozesse strategisch zu überprüfen und zukunftsfest zu machen.
Häufige Fragen zur Integration von Expats in der Schweiz
Reicht Hochdeutsch für die berufliche Integration?
Beruflich reicht Hochdeutsch meist aus, da es die gemeinsame Schriftsprache ist. Für die soziale Integration und das Verstehen informeller Gespräche ist jedoch Schweizerdeutsch-Verständnis wichtig.
In welcher Reihenfolge sollte man die Sprachen lernen?
Erst eine solide Basis in Hochdeutsch (B1/B2) aufbauen, dann passive Verständniskurse für den lokalen Dialekt, optional aktive Sprechkurse.
Sind alle Schweizer Dialekte gleich?
Nein, die regionalen Unterschiede sind erheblich. Ein Züridütsch-Kurs hilft in Bern nur bedingt. Fokussieren Sie sich auf den Dialekt Ihres Firmenstandorts.